DFB-Pokal

Bayerns Double ist logisch, die schweren Aufgaben warten in Europa

Ein Kommentar von kicker-Redakteur Frank Linkesch

Bayerns Double ist logisch, die schweren Aufgaben warten in Europa

Siegerpose: Pokalsieger FC Bayern München.

Siegerpose: Pokalsieger FC Bayern München. imago images

Das 13. Double der Vereinsgeschichte nach einem schwachen Saisonstart inklusive Trainerwechsel von Niko Kovac zu Hansi Flick ist für den FC Bayern nach der furiosen Rückrunde so verdient wie logisch. Auch im Berliner Olympiastadion demonstrierte er beim 4:2-Finalsieg über Bayer Leverkusen seine nationale Klasse und fast schon erdrückende Dominanz. Flick hat innerhalb von acht Monaten eine Einheit geformt, die in Deutschland spielerisch ihresgleichen sucht. Klar, die Münchner verfügen schließlich über den besten Kader. Auch, weil die finanzielle Schere zwischen den Bundesligisten längst klaffend auseinandergegangen ist.

Keine guten Aussichten für die Herausforderer

Doch Geld erklärt nicht alles, es ist die Grundlage. Der Rest? Harte und gute Arbeit. Mindestens ebenso beeindruckend wie die fußballerische Klasse ist die Mentalität dieser Mannschaft, dieses "Immer weiter", mit der sie von Sieg zu Sieg, von Titel zu Titel eilt. Nachlassen ist verboten, die Stars pushen sich selbst dann noch, wenn Meisterschaften längst eingefahren sind und es eigentlich um nichts mehr geht. "Wir sind nicht titelmüde", sagte David Alaba erst am vergangenen Donnerstag im kicker-Interview. Das sind keine guten Aussichten für die Herausforderer aus Dortmund, Leipzig oder auch Leverkusen.

Im August bietet sich den Münchnern beim Finalturnier der Champions League in Lissabon die Chance auf das zweite Triple nach 2013. Aber ist der FC Bayern wirklich der große Favorit, wie von vielen Experten prophezeit? Abwarten! Die kontinentalen Widersacher aus Manchester, Turin, Madrid oder Barcelona verfügen über mehr Qualität als zum Beispiel Leverkusen am Samstagabend.

30, 20, 13: Münchner Zahlen lassen Bayern-Spieler strahlen

In diesem Finale zeigte vor allem die zweite Halbzeit, dass auch der FC Bayern in der Defensive nicht unverwundbar ist, wenn man ihn mit Tempo, Aggressivität und Mut bekämpft. Wer Manchester Citys 4:0 gegen Liverpool unter der Woche verfolgt hat und damit über den deutschen Tellerrand schaut, der ahnt die Schwere der Aufgabe, die auf Flicks Team wartet. Zuzutrauen ist ihm dennoch alles.

Für Bayer wiederholt sich die Geschichte

Für Leverkusen zeigten die 90 Minuten im Berliner Olympiastadion, dass man weiter weg von der nationalen Spitze ist, als mancher vielleicht vorher meinte. Als der erste Titel seit 1993 winkte, ließ das Team von Peter Bosz Lernfähigkeit vermissen und verlor wie schon vor vier Wochen in der Liga mit 2:4, Fehler von damals wiederholten sich.

Viele Augen waren auf Kai Havertz gerichtet, der ganz sicher nicht als einziger Leverkusener enttäuschte, von dem aber in solchen Finals dennoch mehr kommen muss auf dem Weg zu einem Topstar. Eine Weiterentwicklung hat in Leverkusen im Vergleich zur vergangenen Rückrunde jedenfalls nicht stattgefunden. Eine Endspielniederlage gegen den FC Bayern ist keine Schande, der Makel liegt viel eher in der leichtfertig verspielten Qualifikation für die Champions League.

Bitte keine Wiederholung

Das Finale 2020 wird in die Geschichte eingehen, weil Zuschauer in Corona-Zeiten außen vor bleiben mussten. Die leere Schüssel Olympiastadion vermittelte zwar ein Bild, an das man sich in den vergangenen Wochen und Monaten gewohnt hat, ohne dieses sonst einzigartige Ambiente fehlte dem Deutschen Wembley aber das Flair. Fußballerisch mag es ein gutklassiges Endspiel gewesen sein, doch ohne die Stimmung in der Hauptstadt am Tag und in den Stunden vor dem Anpfiff sowie im Stadion ist alles anders, trister. In dieser Hinsicht war das Endspiel ein trauriger Höhepunkt und einer, der sich bitte nicht wiederholen möge.

Bilder zur Partie Bayer 04 Leverkusen - Bayern München