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Regionalliga Nordost: Altglienicke und Lok Leipzig lehnen Final-Four-Idee ab

Regionalliga Nordost: NOFV überrascht

Altglienicke und Lok Leipzig lehnen Final-Four-Idee ab

Kann mit der Idee eines Final Four nichts anfangen: Altglienickes Trainer Karsten Heine.

Kann mit der Idee eines Final Four nichts anfangen: Altglienickes Trainer Karsten Heine. imago images

Am Mittwoch lud der Nordostdeutsche Fußball-Verband (NOFV) zu einer weiteren Videokonferenz ein. Im Gegensatz zu der am 16. April waren diesmal nicht alle 17 Vereine dabei. Am virtuellen Tisch versammelten sich Verantwortliche des Spitzentrios VSG Altglienicke (47 Punkte aus 23 Spielen), Lok Leipzig (47/22), Energie Cottbus (45/23) und des Tabellenfünften Hertha BSC II (38/23). Das sind die vier Klubs, die in die 3. Liga aufsteigen wollen. Union Fürstenwalde, der aktuelle Vierte (40/24), hat keine Lizenz beantragt.

An der kleinen Runde nahm auch ein Vertreter des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) teil. Der TV-Partner des NOFV hat sich in dieser Serie die Übertragungsrechte für rund 250.000 Euro gesichert. "Es war eine Beratung im Ergebnis der ersten Videokonferenz mit den Regionalligisten. Da wurde den Vereinen die Möglichkeit eröffnet, eine Livestream-Leistung auf der eigenen Homepage zu erhalten, wenn die Spiele stattfinden", erklärte NOFV-Geschäftsführer Holger Fuchs. Es seien auch ein paar weitere Sachen besprochen worden, zu denen sich Fuchs aber nicht äußern wollte.

Das Thema Final Four lag auf dem Tisch

Längst ist aber durchgesickert, dass es auch rund 45 Minuten lang darum ging, wie zumindest ein Staffelsieger ermittelt werden kann. Die Vereine wurden mit der Idee eines Final-Four konfrontiert. Am Pfingstwochenende könnte es in Erfurt ein Turnier geben, bei dem beispielsweise mit zwei Halbfinals und einem Endspiel oder auch in Turnerform (jeder gegen jeden) der Meister gekürt wird. "Der NOFV hat dieses Modell nicht in die Runde eingebracht. Demzufolge wird das von uns auch nicht kommentiert. Wir haben dazu nichts veröffentlicht", sagt Fuchs.

Nach kicker-Informationen war es aber sehr wohl der NOFV, der die Idee dazu besaß. Eigentlich ist das auch nicht verwerflich. Denn es wird wegen der Corona-Pandemie immer unwahrscheinlicher die Saison mit allen Mannschaften bis zum 30. Juni durchziehen zu können. Geisterspiele lehnen die meisten Vereine zudem ab.

Verschiedene Klubs, unterschiedliche Meinungen

Matthias Auth

Ein Final Four ist für ihn nicht undenkbar: Cottbus' Präsident Matthias Auth. imago images

Das angedachte Final-Four rief unterschiedliche Reaktionen bei den Top-Klubs hervor. "Über ein Vierer-Turnier zu reden, finde ich völlig absurd. Wir wünschen uns eine sportliche Entscheidung. Ist diese nicht möglich, sind wir Erster und sehen uns als ersten Anwärter auf den Staffelsieg", sagt Trainer Karsten Heine von Herbstmeister und Tabellenführer Altglienicke. Der punktgleiche Verfolger Leipzig wurde ebenso vom Vorschlag überrascht. Er will auch kein Finalturnier. Insgeheim hoffen die Leipziger, dass ihnen die Quotienten-Regelung zur Meisterschaft verhilft, weil Lok eine Partie weniger als Altglienicke bestritten hat.

Für Cottbus und die eigentlich im Aufstiegsrennen eher chancenlose Hertha wäre das Final Four nach aktueller Tabellenlage ein Gewinn. "Man kennt das aus dem Handball. Das ist in der Tat in der Runde diskutiert worden. Das ist eine Option von vielen", meint Energie-Präsident Matthias Auth. "Für uns ist das ein durchaus vorstellbares Szenario. Es muss ein neutraler Boden sein." Erfurt würde dem MDR passen, weil es im Sendegebiet der Landesrundfunkanstalt für Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen liegt.

Cottbus ist allerdings aktuell die einzige Mannschaft, die Platztraining genießen darf - wenn auch nur in Gruppen und ohne Zweikämpfe. Die anderen drei sind im Homeoffice. Anträge, wieder mit Ball auf dem Rasen arbeiten zu können, haben zumindest Altglienicke und Leipzig gestellt. Aber bisher liegt keine Erlaubnis vor. "Das ist schon Wettbewerbsverzerrung. Jetzt schon über Spiele zu reden, bevor nicht klar ist, dass man richtig mit voller Mannschaftsstärke trainieren kann, finde ich irritierend", empört sich VSG-Coach Heine. Von einer möglichen Wettbewerbsverzerrung wird auch in Leipzig geredet. Dazu gehört ebenso die Befürchtung, dass Hertha Akteure aus dem Profikader rekrutieren könnte.

Doch eine Entscheidung am grünen Tisch?

Martin Mieth

Er weiß, dass es keine für alle zufriedenstellende Lösung geben wird: Martin Mieth. imago images

Die Angelegenheit ist verworren und der NOFV nicht zu beneiden. Vielleicht muss am Ende eine Entscheidung am grünen Tisch her. Erschwerend ist, dass der der Staffelsieger eigentlich auch noch gegen den West-Vertreter in die Relegation muss. "Es wird keine Lösung geben, mit der alle zufrieden sind", sagt Lok-Geschäftsführer Martin Mieth. Ständige Tests auf Corona könnten Viertligisten aus finanziellen Gründen gar nicht leisten, stellt er klar.

In Leipzig sind die Spieler derzeit in Kurzarbeit. Die Fußballer auf Verdacht wieder trainieren zu lassen, weil vielleicht wieder gespielt wird, sei laut Mieth nicht finanzierbar. Man hätte volle Kosten, aber wegen der Geisterspiele keine Einnahmen. Aktuell behilft sich Leipzig mit dem Verkauf von Tickets für ein virtuelles Spiel am 8. Mai. Über 150.000 Tickets sind bisher verkauft worden. Es winken - nach Abzug geringer Kosten - Spenden in Höhe von rund 160.000 Euro.

Hauptgewinn für alle Beteiligten wäre jedoch eine faire Meisterschaftsentscheidung. Manche halten auch ein Endspiel zwischen Altglienicke und Leipzig für möglich. Doch das letzte Wort scheint noch lange nicht gesprochen zu sein.

Matthias Koch