Handball

BVB nicht automatisch Meister: Rauball spricht von "Diskriminierung"

Verfolger Bietigheim hatte einen Punkt Rückstand

BVB nicht automatisch Meister: Rauball spricht von "Diskriminierung"

Aufgehört: Dortmunds Präsident Dr. Reinhard Rauball.

Aufgehört: Dortmunds Präsident Dr. Reinhard Rauball. imago images

"Mit Fassungslosigkeit reagierten Verantwortliche und Spielerinnen bei Borussia Dortmund auf die Entscheidung des Deutschen Handball-Bundes, bei den Herren einen Deutschen Meister auszurufen, bei den Damen aber nicht", beginnt die Meldung auf der BVB-Website. "Diese Ungleichbehandlung zwischen Frauen und Männern ist ein Skandal", wird Dortmunds Abteilungsleiter Andreas Heiermann zitiert.

Präsident Dr. Reinhard Rauball ging noch einen Schritt weiter: Dass es bei den Männern einen Meister gebe und bei den Frauen nicht, habe schon die "Anzeichen einer Diskriminierung". Der Vorwurf wiegt schwer. Rauball selbst werden vom größten Ligarivalen eine Überreaktion und fehlende "Demut" vorgeworfen. "Ich habe kein Verständnis dafür. Der Sport wird mit Füßen getreten", sagte Rauball den "Ruhr Nachrichten": "Bei den Männern wird der Spitzenreiter zum Meister ausgerufen, bei den Frauen aber nicht. Das hat Anzeichen einer Diskriminierung, denn es gibt keine sportlichen Argumente für diese Entscheidung."

Es gibt beim Handball keine Gleichbehandlung zwischen Mann und Frau. Das halte ich für dramatisch.

Andreas Heiermann, Abteilungsleiter Handball beim BVB

Die Aussagen kommen beim Rivalen und Titelverteidiger SG BBM Bietigheim, mit nur einem Punkt Rückstand Tabellenzweiter, gar nicht gut an. "Gerade in diesen Zeiten ist ein bisschen mehr Demut angesagt. Wie man in diesem Zusammenhang von Diskriminierung sprechen kann, ist mir völlig unverständlich", erklärte Bietigheims Geschäftsführer Torsten Nick dem SID: "Als Funktionär sollte man eine Verbandsentscheidung akzeptieren."

Die HBF (Handball-Frauen-Bundesliga) hatte ihre Entscheidung damit begründet, dass zum Zeitpunkt des Abbruchs "noch fast ein Drittel der Saison zu spielen war" und auch das direkte Duell zwischen Bietigheim und Dortmund (in Bietigheim) noch ausgestanden hatte. Anders als bei den Männern, wo Kiel auf Basis der Quotientenregel zum Meister ausgerufen wurde, bleibt der Titel 2020 bei den Frauen deshalb unbesetzt. Verfolger Flensburg hätte Meister Kiel am 30. April auch noch vor heimischem Publikum empfangen.

Wir halten das für eine faire Entscheidung der HBF, auch wenn wir fest daran geglaubt haben, den BVB noch abzufangen.

Bietigheims Geschäftsführer Torsten Nick

Auf den Diskriminierungs-Vorwurf von Rauball wollten die HBF-Verantwortlichen nicht näher eingehen. "Wir schätzen Dr. Rauball sehr, und alle Beteiligten hätten natürlich die Saison am liebsten zu Ende gespielt, dies wäre die einzig sportlich gerechte Lösung gewesen", ließ der HBF-Vorstandsvorsitzende Andreas Thiel verlauten. Da das Meisterduell "noch völlig offen gewesen" sei, habe man Dortmund aber nicht den Titel zusprechen wollen. Der BVB hat die Meisterschaft bis dato noch nicht gewonnen, 1999 lediglich die Vize-Meisterschaft einfahren können. Bietigheim holte 2017 und 2019 den wichtigsten nationalen Titel.

Dortmund verbucht direkte CL-Qualifikation

"Wir halten das für eine faire Entscheidung der HBF, auch wenn wir fest daran geglaubt haben, den BVB noch abzufangen", sagte Bietigheims Geschäftsführer Nick. Er verwies zudem darauf, dass Dortmund durch den ersten Platz in der Endabrechnung die direkte Champions-League-Qualifikation verbuchen konnte.

Doch das tröstet den BVB wenig. "Die Entscheidung wird einen nachhaltigen negativen Touch für den Damenhandball hinterlassen", wetterte Andreas Heiermann, Abteilungsleiter Handball beim BVB, der in die gleiche Kerbe wie Rauball schlug: "Es gibt beim Handball keine Gleichbehandlung zwischen Mann und Frau. Das halte ich für dramatisch."

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