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Neue Studie über den kicker im Jubiläumsjahr: Aufarbeitung der NS-Zeit

Unser Umgang mit der Geschichte von 1933 bis 1945

Neue Studie über den kicker im Jubiläumsjahr: Aufarbeitung der NS-Zeit

kicker-Gründer Walther Bensemann und Ausgaben des Fachmagazins aus den Jahren 1933 und 1942.

kicker-Gründer Walther Bensemann und Ausgaben des Fachmagazins aus den Jahren 1933 und 1942. kicker

1933, kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten und seinem 60. Geburtstag, verabschiedet sich der wegen seiner jüdischen Abstammung in Deutschland nicht mehr erwünschte Gründer Walther Bensemann in seinem kicker mit unter anderem diesen Worten: "Jetzt ist insofern eine Pause eingetreten, als Besprechungen im Gange sind, bei denen die Sportpresse eine mehr referierende als kritische Aufgabe hat."

Als er die erste Ausgabe am 14. Juli 1920 herausbrachte, hatte "Der Kicker" seinen Sitz im schweizerischen Kreuzlingen und in Konstanz. 1922 wurde die Redaktion nach Stuttgart verlegt, Bensemanns Blatt auch dort gedruckt. Drei Jahre später zogen Verlag und Redaktion gleich zweimal um: Am 1. April nach Ludwigshafen, ein halbes Jahr später nach Nürnberg. Im Haus der dortigen Druckerei Willmy wurde die Zeitschrift bis zur zwangsweisen Einstellung der gemeinsamen Kriegsausgabe von "Kicker" und "Fußball" (1943 verfügt) im Jahr 1944 produziert.

1946, 1951 und 1968: Drei Meilensteine

Heute erscheint der kicker im 1946 neu gegründeten Nürnberger Olympia-Verlag, der das Sportmagazin herausbrachte und es 1968 mit dem 1951 wiedergegründeten kicker fusionierte. Redaktion und Verlag nehmen das besondere Jubiläumsjahr 2020 zum Anlass, die dunkelste Epoche der kicker-Geschichte mit einer neuen Studie aufzuarbeiten.

1933 bis 1945: Neue Erforschung der kicker-Geschichte in der NS-Zeit

Die Rolle des kicker und weiterer Sportmedien in der NS-Zeit war in der jüngeren Vergangenheit bereits mehrfach Gegenstand wissenschaftlicher Arbeiten und wiederholt auch Thema in kicker-Editionen und -Sonderheften. Der 100. Jahrestag der Gründung bietet die Gelegenheit, die annähernd zwölf Jahre im Nationalsozialismus erneut zu erforschen. Wir haben die renommierten Historiker Prof. Dr. Lorenz Peiffer (Universität Hannover) und Dr. Henry Wahlig (Deutsches Fußballmuseum in Dortmund) damit beauftragt. Der freie Journalist Fabian Dilger (München) sowie Peiffer und Wahlig sind die Autoren des ersten Artikels über den "kicker unterm Hakenkreuz", in dem das Umbruchsjahr 1933 beschrieben wird.

Dr. Friedebert Becker, ab 1943 Chefredakteur von "Der kicker/Fußball", und der Herausgeber der Nürnberger Nachrichten, Dr. Joseph E. Drexel, erhielten 1946 für den neu gegründeten Olympia-Verlag von den USA gemeinsam die Lizenz für die Herausgabe einer wöchentlichen Sportzeitschrift, woraus "Sport", später "Sport-Magazin" genannt, entstand.

1951 gelang dem aus dem Olympia-Verlag ausgeschiedenen Becker die Wiedergründung des kicker im Münchner Verlag Th. Martens & Co.. In der ersten regulären Nachkriegsausgabe am 10. Dezember hieß es, man wolle die Zeitschrift "im Geiste Bensemanns" weiterführen.

Nach verschiedenen Umzügen und Besitzerwechseln beim kicker hat die Fusion von kicker und Sportmagazin unter dem Dach des Olympia-Verlags im Oktober 1968 diese Haltung noch weiter gestärkt. Mit Sport, speziell dem Fußball, verband Bensemann Fairplay, Völkerverständigung, Toleranz und Weltoffenheit.

Werte, die heute zu den grundlegenden Leitlinien beim kicker gehören.

Jörg Jakob