Es ist eine Geschichte, die irrwitzige Züge trägt. Eine Geschichte, die Kölns damaliger Trainer Georg Knöpfle später mit den Worten kommentierte: "Das Los mit einer Münze? Es ist einfach unfassbar."
März 1965, das Entscheidungsspiel in Rotterdam und die Frage: Wer zieht im Europapokal der Landesmeister ins Halbfinale ein?
Knöpfles Mannschaft Mannschaft war als Außenseiter in das Duell mit dem FC Liverpool gegangen, hatte sich aber wacker geschlagen. Der erste Vergleich in der Hauptkampfbahn im Sportpark Müngersdorf ging ohne Tore zu Ende. Das Rückspiel an der Anfield Road sollte Anfang März ausgetragen werden, wurde aber 15 Minuten vor dem Anstoß vor vollbesetzten Rängen abgesagt, weil der Platz schneebedeckt war. Zwei Wochen später stieg die Partie - und endete erneut torlos. Eine Entscheidung musste also in einem Spiel auf neutralem Platz herbeigeführt werden. So sahen es die Regeln seinerzeit vor.
300 Minuten ohne Sieger - und dann steckt die Münze fest
In Rotterdam traf Liverpool Mitte der ersten Hälfte zum 1:0, wenig später zum 2:0. Köln aber verkürzte noch vor der Halbzeitpause und glich im Laufe der zweiten 45 Minuten aus. Nach Ende der regulären Spielzeit stand es remis, es ging in die Verlängerung. Weil auch diese unentschieden endete, musste nach 300 Minuten ohne Sieger eine Münze klären, wer in die nächste Runde einziehen darf.
Schiedsrichter Robert Schaut warf die Münze in die Luft - und sah, wie sie senkrecht im Boden stecken blieb. Beim zweiten Wurf fiel die Entscheidung schließlich zu Gunsten Liverpools aus.
Knöpfle: Elfmeterschießen hat "ein wenig mit Fußball zu tun"
"Das Ganze hat doch nichts mit Sport zu tun", echauffierte sich Knöpfle, "es darf doch nicht wahr sein, dass nach drei unentschiedenen Spielen in genau fünf Stunden ein Los entscheidet." Kölns Trainer fand: "Wenn man ein Elfmeterschießen als Entscheidung herangezogen hätte, so würde ich darin noch einen Sinn sehen, weil das mit Fußball ein wenig zu tun hat."
Einige Jahre später wurde das Elfmeterschießen offiziell eingeführt.
