Regionalliga

Neuordnung der Regionalligen? Sobotzik: "Alles ist auf dem Prüfstand"

Zwischen Hoffnung und Sorge - Offenbachs Geschäftsführer im kicker-Interview

Neuordnung der Regionalligen? Sobotzik: "Alles ist auf dem Prüfstand"

"Das gibt mir Hoffnung, dass wir die Situation meistern können": OFC-Geschäftsführer Thomas Sobotzik.

"Das gibt mir Hoffnung, dass wir die Situation meistern können": OFC-Geschäftsführer Thomas Sobotzik. imago images

kicker: Wo sind Sie gerade zu erreichen, Herr Sobotzik?

Thomas Sobotzik: Im Auto. Wir hatten eine Sitzung mit dem OFC-Präsidium.

Worum ging es? Um das Thema Kurzarbeit?

Unter anderem. Wir werden in Kürze eine Entscheidung treffen, in welche Richtung es geht.

Kann ein Verein wie der OFC eine Situation wie die derzeitige überhaupt durchstehen, ohne auf Kurzarbeit zu setzen?

Wenn die Krise noch lange anhält, dann sicher nicht. Die Situation ist eine maximale Herausforderung - allerdings nicht nur für den OFC, sondern für alle Unternehmen, denen man von heute auf morgen die Geschäftsgrundlage entzogen hat.

Trotzdem: Trifft es die Regionalligisten besonders hart, weil die Vereine im Vergleich zu den Klubs der ersten drei Ligen abhängiger sind von Zuschauereinnahmen an Spieltagen?

Auch die 3. Liga ist massiv betroffen. Bei den Regionalligisten muss man unterscheiden. Es ist ein großer Unterschied, ob wir über große Traditionsvereine wie Essen, Aachen oder Offenbach sprechen - oder über Vereine, die kaum Fixkosten haben außer den Spieleretat. Generell kann man aber sagen: Je weiter man nach unten geht, desto großer ist die Abhängigkeit von den Zuschauern. In der Bundesliga machen sie vielleicht acht bis zwölf Prozent der Gesamteinnahmen aus, bei uns sind es zwischen 30 und 40 Prozent.

Wie viel Geld geht dem OFC durch die Lappen, wenn die Saison abgebrochen werden sollte? Dem Vernehmen nach sind es zwischen 500.000 und 600.000 Euro.

Das lässt sich schwer beziffern, weil wir am Rande eines Spieltages nicht nur Zuschauereinnahmen haben, sondern auch Cateringeinnahmen und Einnahmen durch Tages-Partner.

Vielleicht ist die Krise jetzt ein Ansatz, um eine Reform anzustoßen.

Thomas Sobotzik über das künftige Gesicht der Regionalligen

Könnte die Krise für den OFC existenzbedrohend werden?

Ich glaube, dass die Vereine der 1. und 2. Liga die Situation meistern. Was in der 3. Liga und darunter passiert, weiß ich nicht. Da ist die Struktur sehr fragil. Deshalb wird es zwangsläufig so sein, dass alles auf dem Prüfstand ist und auch andere Modelle zur Sprache kommen.

Was meinen Sie?

Im Zuge der Ligen-Reform hat die 3. Liga den Regionalligisten einen vierten Abstiegsplatz zugesagt. Im Gegenzug sollte die Zahl der Regionalligen reduziert werden, das ist in den letzten zweieinhalb Jahren aber nicht gelungen. Vielleicht ist die Krise jetzt ein Ansatz, um eine Reform anzustoßen.

Haben Sie diesbezüglich eine Idee?

Ich will nicht vorpreschen. Viele Leute machen sich Gedanken, wie man möglichst viele Vereine am Leben halten kann. Da sind die Verantwortlichen gezwungen, einen Lösungsweg zu finden - mit finanziellen Hilfen vom DFB ist ja nicht zu rechnen.

Von unseren Fans geht eine unfassbare Energie aus. Das gibt mir Hoffnung, dass wir die Situation meistern können.

Thomas Sobotzik

Zurück zum OFC: Welche Rückmeldungen haben Sie von den Sponsoren erhalten? Haben Sie sich solidarisch geäußert?

Prinzipiell ja. Man muss zwar abwarten, wie die Situation ist, wenn finale Entscheidungen getroffen sind, aber wir können uns bedanken bei unseren Partnern und bei unseren Fans.

Der OFC verkauft momentan Geistertickets, um den finanziellen Schaden zu senken. Wie ist der Stand der Dinge?

Wir bewegen uns auf die Marke 3000 zu. Das ist mehr als außergewöhnlich. Von unseren Fans geht eine unfassbare Energie aus. Das gibt mir Hoffnung, dass wir die Situation meistern können.

Der Oberhausener Präsident Hajo Sommers hat den Verband zuletzt mit deutlichen Worten in die Pflicht genommen. Wenn er nicht handle, gebe es ein langsames Sterben.

Es ist klar, dass es die meisten Vereine alleine nicht schaffen werden. Ich glaube, dass deshalb alle Vereine den Verband in der Pflicht sehen. Er muss die Anliegen bündeln und an den Dachverband weitergeben.

Abschließende Frage: Der Spielbetrieb in den Regionalligen ist bis zum 19. April ausgesetzt. Welches Szenario schwebt Ihnen für die Zeit danach vor?

Wir wollen die Saison unbedingt sportlich zu Ende bringen - natürlich unter Berücksichtigung der gesundheitlichen Situation. Wenn das dann bedeutet, dass wir ohne Zuschauer spielen, dann spielen wir ohne Zuschauer. Das ist die bessere Option von zwei schlechten Optionen. Die zweite Option wäre nämlich aufzuhören.

Interview: Sebastian Leisgang