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In großer Trauer um Lorenzo Sanz: Ein Gastbeitrag von Jupp Heynckes

Trainerlegende nimmt Abschied von "imposanter Persönlichkeit"

In großer Trauer um Lorenzo Sanz: Ein Gastbeitrag von Jupp Heynckes

Jupp Heynckes und Lorenzo Sanz beim Gewinn der Champions League.

Jupp Heynckes und Lorenzo Sanz beim Gewinn der Champions League. picture alliance

"Am Samstagabend wurde ich von einem spanischen Freund informiert, dass Lorenzo Sanz im Alter von 76 Jahren verstorben ist. Auch ihn hat das Coronavirus das Leben gekostet. Schon am Mittwoch war mir mitgeteilt worden, dass es dem früheren Präsidenten von Real Madrid sehr schlecht ging, nachdem er sich mit der Covid-19-Krankheit angesteckt hatte. Ihn hatte hohes Fieber befallen, doch zunächst wollte er kein Krankenbett belegen, weil er sagte, für andere Patienten sei die intensive medizinische Versorgung dringlicher.

Diese edle Gesinnung zeichnete diesen feinen Mann aus. Lorenzo Sanz war eine imposante Persönlichkeit, mit dem ich mich als Real-Trainer in der Saison 1997/98 intensiv austauschte. Wir hatten eine großartige Beziehung von Präsident zu Trainer und von Mensch zu Mensch. Am Ende der Spielzeit durften wir uns gemeinsam über den Gewinn der Champions League freuen. 32 Jahre hatte Real auf diesen Titel warten müssen.

Was für eine noble Familie!

Nach dem Finale in Amsterdam und der Rückkehr nach Madrid wurde meine Frau plötzlich sehr krank. Schon eine Stunde nach ihrer Einlieferung in die Klinik saß der Präsident Sanz mit seiner Frau an ihrem Krankenbett. Senora Sanz bot meiner Frau sogar an, die ganze Nacht im Krankenzimmer zu verbringen. Was für eine menschliche Geste! Was für eine noble Familie!

Fernando, der Sohn des Präsidenten, gehörte damals zu unserem Spielerkader. Der Junge verhielt sich vorbildlich, wie jeder andere Real-Profi, ohne jeden Anspruch auf Sonderrechte. Seinen Status als Präsidentensohn wollte er nie für sich ausnutzen, obwohl er zwei hervorragende Innenverteidiger, Fernando Hierro und Manolo Sanchis, vor sich hatte. Als im damaligen Halbfinale gegen Borussia Dortmund jeweils einer von beiden Stammspielern ausfiel, ersetzte sie Fernando problemlos.

"Ich trauere mit ihnen"

Ich habe diese Zeit mit der Familie Sanz in bester Erinnerung. Deshalb hat mich diese Todesnachricht so sehr getroffen. Mein Mitgefühl gilt Frau Sanz, ihren Kindern, der gesamten Familie. Ich trauere mit ihnen.

Da auch in Spanien und Portugal, wo ich als Trainer lange Jahre tätig war, diese Pandemie in besonders erschreckendem Ausmaß wütet, spüre ich eine ungemeine persönliche Betroffenheit. Wahnsinnig bedrückend wirkt sich aus, dass die Familien ihre Liebsten in ihren letzten Stunden nicht begleiten und sich nicht von ihnen verabschieden können. Wir sind bei ihnen. Es ist eine weltweite Tragödie.

Und deshalb - auch an dieser Stelle noch einmal - die Bitte: Halten Sie sich an die Regeln! Bleiben Sie zu Hause!"