Olympia

Bach: Olympia-Absage wäre "am wenigsten faire Lösung"

Virologe Kekulé hält Austragung für "ausgeschlossen"

Bach: Olympia-Absage wäre "am wenigsten faire Lösung"

Sein Spiel auf Zeit spaltet die Sportwelt: IOC-Präsident Thomas Bach.

Sein Spiel auf Zeit spaltet die Sportwelt: IOC-Präsident Thomas Bach. imago images

"Die Absage würde den olympischen Traum von 11.000 Athleten aus 206 Nationalen Olympischen Komitees und dem IOC-Flüchtlingsteam zerstören", sagte der 66-jährige Tauberbischofsheimer im Interview des Südwestdeutschen Rundfunks am Samstag. "Eine solche Absage wäre die am wenigsten faire Lösung."

Außerdem betonte er, dass man die Spiele nicht so einfach wie Spieltage im Fußball auf einen anderen Termin verlegen könne. "Olympische Spiele können Sie nicht verschieben wie ein Fußballspiel am nächsten Samstag", erklärte Bach, der wegen der Schließung des "Olympic House" in Lausanne im Home-Office arbeitet. "Das ist ein sehr komplexes Unternehmen, bei dem Sie nur verantwortlich handeln können, wenn sie verlässliche und klare Entscheidungsgrundlagen haben und die beobachten wir tagtäglich, 24 Stunden."

"Gibt für Viren quasi kein tolleres Fest als so eine Veranstaltung"

Geht es nach Virologe Alexander Kekulé, ist der Fall klar. "Ich halte das für ausgeschlossen, dass wir in Tokio dieses Jahr die Olympischen Spiele austragen können", sagte der Experte der ARD-"Sportschau". Die "ganz große Welle" an Infizierten stehe Japan noch bevor, und Olympische Spiele mit mehr als 10.000 Athleten und vielen Tausend Fans seien unverantwortlich. "Es gibt für Viren quasi kein tolleres Fest als so eine Veranstaltung", betonte Professor Kekulé.

Athletenvertreter prüfen Empfehlungsschreiben an DOSB

Die deutschen Spitzensportler prüfen in der Diskussion um eine mögliche Olympia-Absage eine Stellungnahme an den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). "Wir haben morgen eine Telefonkonferenz mit allen Athletenvertretern aus den verschiedenen Sportarten, wo es darum geht, ob wir als Athleten eine Empfehlung an den DOSB geben", sagte Hockey-Olympiasieger Martin Häner im Interview mit dem SID am Samstag.

Vorschlag aus Brasiliens: Olympia um ein Jahr verschieben

Derweil hat sich das brasilianische Nationale Olympische Komitee (COB) bereits für eine Verlegung der Olympischen Spiele in Tokio um ein Jahr in den Sommer 2021 ausgesprochen. In einer entsprechenden Mitteilung am Samstag schlug das COB den gleichen Zeitraum wie den ursprünglich in diesem Sommer geplanten vor, also zwischen Ende Juli bis in die erste August-Hälfte.

COB-Präsident Paulo Wanderley sagte, als früherer Judoka und Trainer wisse er, "dass es der Traum jedes Sportler ist, bei den Olympischen Spielen unter den besten Bedingungen anzutreten." Ein Festhalten an der Austragung in diesem Jahr verhindere genau diesen Traum. Aufgrund der Verschärfung der Pandemie könnten Athleten ihr optimales Wettkampfniveau nicht halten, da der Betrieb von Training und Wettbewerbe global "paralysiert" sei.

Im Ticker: Coronavirus und der Sport

dpa/sid/cfl