Ballbesitz en masse generierte Barça am Dienstagabend besonders in den ersten 45 Minuten - nur um nach einem eigenen Abwehrfehler sowie einem sauberen Treffer von Dries Mertens mit 0:1 hinten zu liegen. Nach dem Seitenwechsel gestaltete sich die Partie offener, weil lange Zeit tiefstehende Neapolitaner selbst mehr wagten - und am Ende mit einem 1:1 nach Gegentor von Antoine Griezmann leben mussten. So weit, so gut. Und eine eigentlich akzeptable Ausgangslage für beide Klubs, besonders für den FCB, der damit das so wichtige Auswärtstor markierte.
Doch das ist nur die halbe Geschichte: Denn einerseits wird der ohnehin personell gebeutelte FC Barcelona (Neuzugang Martin Braithwaite ist in der Königsklasse nicht spielberechtigt, Luis Suarez und Ousmane Dembelé sind verletzt, Sergio Busquets ist nach seiner 3. Gelben Karte gesperrt) beim Rückspiel im Camp Nou auch noch auf Aushilfsangreifer Arturo Vidal verzichten müssen. Der Chilene holte sich spät eine komplett überflüssige Gelb-Rote Karte nach einem harten Foul samt leichtem Kopfstoß gegen Mario Rui im Anschluss ab.
Andererseits muss sich dann auch der zuletzt noch so gefeierte Kapitän Lionel Messi steigern. Denn in Neapel wirkte "La Pulga" etwas verloren, wurde stets hart wie eng gedeckt, oft vom Ball getrennt - und erlaubte sich auch selbst einige untypische Fehler bzw. Leichtsinnigkeiten.
Keine Gala im "Maradona-Wohnzimmer"
Was ebenfalls auffiel: Nach seinem ersten Auftritt im San Paolo, dem "Wohnzimmer" von SSC-Legende Diego Maradona, wollte Messi schnell weg. Ein hastiges Winken Richtung Gästeblock, dann war der Argentinier schon in den Katakomben verschwunden. Und lieferte damit zugleich eine Steilvorlage für den im Stadion anwesenden Maradona selbst, der einst sowohl für Barça als auch für Napoli gespielt hatte, bei den Süditalienern allerdings mit zwei Meisterschaften zum Idol aufgestiegen war - und sich deswegen bereits vor diesem Hinspiel gegen den FCB ausgesprochen hatte. Die Worte des "El Pibe de Oro", des "Goldjungen" gegenüber der neapolitanischen Zeitung "Il Mattino": "Ich hoffe, dass Napoli den FC Barcelona überraschen kann und Lionel Messi einen schlechten Tag hat."
Spitze von Maradona
Dürfte das Hinspiel im Achtelfinale der Champions League schnell abgehakt haben: Barça-Star Lionel Messi. imago images
Nach der tatsächlich überschaubaren Leistung von Messi, der von den Napoli-Fans außerdem mit lautstarken, neckischen "Diego, Diego!"-Sprechchören empfangen worden war, legte Maradona sogar noch gegen seinen Landsmann nach. Der ehemalige argentinische Nationaltrainer, der "La Pulga" zwischen 2008 und 2010 selbst bei der Albiceleste trainiert hatte, sagte in der Mixed Zone nach der Partie: "Messi hat jetzt einmal in Neapel gespielt. Aber er hat nicht dort gelebt, wie ich dort gelebt habe. Und daher ist ganz klar, dass er nicht das geleistet hat, was ich geleistet habe."
Dabei hatte sich Messi durchaus auf dieses Premieren-Match gefreut: "Schon seit einer langen Zeit wollte ich in diesem Stadion spielen, aber es hat sich einfach nicht ergeben. Jetzt aber bin ich begierig darauf, diese Erfahrung zu machen." Lange erinnern wird sich Messi an diesen Tag nun wohl kaum.
Auswärts ein Unentschieden mit einem Treffer ist immer ein gutes Ergebnis.
Quique Setien, Trainer des FC Barcelona
Barça-Trainer Quique Setien wollte indes gar nicht auf die Einschätzungen von Maradona, dem aktuellen Coach in Argentinien bei Gimnasia y Esgrima La Plata, eingehen. Der ehemalige spanische Nationalspieler war mit seinen Gedanken schon beim Rückspiel: "Da wird es Neapel schwerer fallen, so intensiv zu verteidigen. Auswärts ein Unentschieden mit einem Treffer ist immer ein gutes Ergebnis."
