Handball

DHB-Spitze erklärt Trennung von Handball-Bundestrainer Prokop

Verfügbarkeit von Gislason als "wichtiger Impuls"

"Vor drei, vier Tagen noch nicht abzusehen": DHB-Spitze erklärt Prokop-Trennung

Erklärungsversuche in Hannover: DHB-Vize Bob Hanning (r.) und Präsident Andreas Michelmann (Mi.) mit Bundestrainer Alfred Gislason.

Erklärungsversuche in Hannover: DHB-Vize Bob Hanning (r.) und Präsident Andreas Michelmann (Mi.) mit Bundestrainer Alfred Gislason. picture alliance

Die ersten Reaktionen nach der Verkündung des Trainerwechsels hatten in der Handball-Welt am Donnerstag von Überraschung bis Entsetzen gereicht. Am Freitag erklärte sich die für ihr Vorgehen in die Kritik geratene DHB-Spitze in Hannover, wo Alfred Gislason offiziell als neuer Bundestrainer vorgestellt wurde.

Wir verstehen, dass der Wechsel von Christian als unfair wahrgenommen wird, und bedauern dies.

DHB-Präsident Andreas Michelmann

"Wir verstehen, dass der Wechsel von Christian als unfair wahrgenommen wird, und bedauern dies", gestand DHB-Präsident Andreas Michelmann ein, betonte jedoch: "Aber die Entscheidung soll den Erfolg des Handballs in den 20er-Jahren sicherstellen. Das angestrebte Ziel ist eine Olympia-Medaille in Tokio." Die Trennung sei "allein aus sportlichen Gründen" erfolgt - und: "Um der Legendenbildung entgegenzuwirken: Das war nicht geplant." Man habe Prokop nach der EM aus "voller Überzeugung den Rücken gestärkt", die Analyse mit etwas zeitlichem Abstand habe aber einen anderen Blick auf die Dinge ergeben.

Schwenker stellte Kontakt zu Gislason am Montagabend her

Ein "wichtiger Impuls" sei dabei gewesen, dass Gislason als Nachfolger verfügbar war, erklärte Liga-Präsident Uwe Schwenker, der von einer "situationsbedingten Strategieveränderung" sprach, die vor "drei, vier Tagen noch nicht abzusehen war". "Ich wusste", berichtete Schwenker, "dass Alfred zu Verhandlungen im Ausland war, um dort einen Vertrag zu unterschreiben."

Er habe auf der Präsidiumssitzung am Montag mitgeteilt, dass Gislason am Ende der Woche nicht mehr zur Verfügung stünde. Nach anschließender Diskussion habe sich die Mehrheit der Präsidiumsmitglieder dann für einen Trainerwechsel ausgesprochen. "Wir haben abgewogen, wo sind die größeren Chancen für die Zukunft - das hat den Ausschlag gegeben", erklärte Schwenker, der ebenfalls zugab, dass die Art und Weise der Trennung von Prokop in der Außendarstellung "mehr als unglücklich" gewesen sei. Grundsätzlich sei man davon ausgegangen, mit Prokop in die Olympia-Qualifikation zu gehen.

Prokop war "überrascht und entsetzt"

Wie Michelmann berichtete, sei Prokop die Entscheidung am Donnerstagnachmittag in einem Telefonat mitgeteilt worden, bei dem auch DHB-Vize Bob Hanning dabei war. "Er war überrascht und entsetzt über die Entscheidung. Ich kann seine Reaktion ja auch verstehen", sagte der DHB-Präsident.

Kommunikation mit der Mannschaft gab es vor der Verkündung des Trainerwechsels nicht, was die überraschten Reaktionen zahlreicher Spieler am Donnerstag gezeigt hatten. "Die Entscheidungen liegen nicht bei der Mannschaft", befand DHB-Vorstand Axel Kromer: "Entgegen der Situation vor zwei Jahren (als es zwischen Prokop und dem Team bei der EM 2018 atmosphärische Störungen gab, d.Red.) haben wir in diesem Fall nicht die Notwendigkeit gesehen, die Zwischenmenschlichkeit zu hinterfragen."

Rückhalt für Hanning: "Er hat sich eher zurückgehalten"

Dem ebenfalls in die Kritik geratenen Hanning stärkte Liga-Boss Schwenker am Freitag den Rücken: "Wer Bob kennt, der weiß auch, dass er immer polarisiert. Aber Bob ist Dynamo und Motor für unsere Sportart. Er hat viel bewegt für den Handballsport. Die Bundesliga steht vorbehaltlos hinter ihm." Bei der Entscheidung des DHB-Präsidiums habe Hanning keine wichtige Rolle gespielt: "Es stimmt nicht, dass Bob sich wesentlich ins Zeug gelegt hat, um diesen Trainerwechsel durchzusetzen. Er hat sich eher zurückgehalten."

Hanning selbst erklärte, die Entscheidung gegen den 2017 von ihm geholten Prokop habe ihm "sehr wehgetan": "Das war eines der beschissensten Telefonate, seit ich hier bin." Selbst zurückzutreten, sei für ihn kein Thema gewesen: "Ich habe es 2018 daran geknüpft, das habe ich in diesem Fall nicht getan."

ski