Tennis

Becker über Zverev: "Irgendwo in einem dunklen Zimmer gefangen ..."

Drei Matches verloren - Mehrere Ausraster und 31 Doppelfehler

Becker über Zverev: "Irgendwo in einem dunklen Zimmer gefangen ..."

Klare Worte nach dem Aus: Boris Becker schenkt Alex Zverev reinen Wein ein.

Klare Worte nach dem Aus: Boris Becker schenkt Alex Zverev reinen Wein ein. imago images

Zverev hatte sich Becker, den dreimaligen Wimbledonsieger, als bestplatzierter Spieler des deutschen ATP-Cup-Teams als Kapitän für das neue Turnierformat in Australien ausgesucht. Nun bekam der Hamburger gerade von Becker reinen Wein eingeschenkt, verbunden mit der Hoffnung, dass sein zwischenzeitlicher Schützling den Reset-Knopf findet.

"Er ist irgendwo in einem dunklen Zimmer gefangen und sucht den Lichtschalter. Er muss aber bereit sein, ihn suchen zu wollen", sagte Becker der FAZ nach Zverevs 2:6, 2:6-Klatsche gegen den kanadier Denis Shapovalov.

Er ist irgendwo in einem dunklen Zimmer gefangen und sucht den Lichtschalter. Er muss aber bereit sein, ihn suchen zu wollen.

Becker über Zverev

Zverev hatte sich zuvor mit finsterer Miene das Stirnband aus dem Haar gestreift, seine Schlägertasche gegriffen und war schwer frustriert aus der Pat-Rafter-Arena von Brisbane abmarschiert.

Turnier-Aus des DTB-Teams gegen Kanada

Das Aus der deutschen Mannschaft in der Vorrunde war schon am Dienstag mit einer 1:2-Niederlage gegen Kanada besiegelt. Die French-Open-Gewinner Kevin Krawietz/Andreas Mies (Coburg/Köln) verloren das entscheidende Duell mit 3:6, 6:7 (4:7) gegen Felix Auger-Aliassime/Shapovalov.

Hängen bleibt aus deutscher Sicht aber vor allem Zverevs Desaster, das nach Beckers Ansicht auch Konsequenzen auf der Trainerposition haben sollte. Seit der Trennung von Ivan Lendl im vergangenen Jahr wird Zverev wieder ausschließlich von seinem Vater betreut.

Ich würde mir wünschen, er würde bald einen neuen Trainer finden.

Becker über Zverevs Vater als Coach

"Ich glaube, dass der Vater immer eine Rolle im Tennisleben und auch sonst bei Sascha und bei seinem Bruder Mischa spielen wird", sagte Becker: "Aber ich würde mir wünschen, er würde bald einen neuen Trainer finden. Zverev solle dann "auch mal Zeit mit dem Trainer alleine" verbringen. Er selber werde das Amt "sicher nicht" besetzen.

"Da sind eine Menge Dinge, die ich verbessern muss", hatte Zverev zuvor niedergeschlagen eingeräumt und um Geduld gebeten: "Es ist erst der Start in die Saison. Ich muss meinen Rhythmus finden." Doch die Zeit drängt, das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres in Melbourne (ab dem 20. Januar) steht vor der Tür.

Emotionen nicht unter Kontrolle - 31 Doppelfehler

Zverev hatte sich nach einer zerfahrenen und von Nebengeräuschen begleiteten letzten Spielzeit den Auftakt ins Jahr ganz anders vorgestellt - genau wie das gesamte Team Deutschland, für das nur Jan-Lennard Struff (Warstein) gegen Auger-Aliassime mit einem 6:1, 6:4 punkten konnte. Stattdessen lief für Zverev in Down Under nichts zusammen. Insgesamt 31 Doppelfehler unterliefen ihm in seinen drei Matches, dazu hatte er seine Emotionen erneut nicht unter Kontrolle.

Bei den ersten beiden Niederlagen gegen den jungen Australier Alex de Minaur und gegen den aufstrebenden Griechen Stefanos Tsitsipas leistete sich Zverev heftige Ausraster. "Ich habe keinen Aufschlag mehr, und du erzählst mir irgendeinen Scheiß", brüllte er unter anderem in Richtung seines Vaters.

Und nicht nur Becker macht sich Sorgen, dass das größte Talent im deutschen Tennis "in die falsche Richtung rennt".

kon