Nationalelf

Chatzialexiou: Wie der DFB im Nachwuchs wieder aufholen will

Chatzialexiou erklärt, wie der DFB im Nachwuchs wieder aufholen will

"Momentan werden nicht die Talentiertesten gefördert"

Im U-Bereich hinkt der DFB hinterher - das will er ändern.

Im U-Bereich hinkt der DFB hinterher - das will er ändern. imago images

"Jedes Turnier, das ohne uns stattfindet, ist eins zu viel", sagt Joti Chatzialexiou, wenn er über die deutschen U-Nationalmannschaften spricht. Insofern geht gerade ein bedenkliches Jahr für den DFB zu Ende: Bei der U-19-EM und U-20-WM war keine DFB-Auswahl vertreten, für die U 17 war die EM nach der Gruppenphase beendet. Nur die U 21 glänzte mit dem erneuten Einzug ins EM-Finale - verlor das aber gegen Spanien verdient (1:2).

"Je weiter wir bei den Jahrgängen dann runter gehen, umso deutlicher wird der Unterschied", räumt Chatzialexiou, der Sportliche Leiter Nationalmannschaften beim DFB, in einem Interview auf der Verbandswebsite ein. "Dabei sind Turniererfahrungen durch nichts zu ersetzen und ein ganz wichtiger Baustein in der Ausbildung unserer Toptalente."

Die Analyse des Ausbildungssystems ergab "etliche Schwachstellen"

Der DFB versucht mit dem "Projekt Zukunft" gegenzusteuern, an dem seit 2018 gearbeitet wird. "Wir haben aktuell nicht die Quantität in der Qualität - und das möchten wir ändern. Unser Ziel ist es, wieder konstant zur Weltspitze zu gehören", erklärt Chatzialexiou. "Dafür müssen wir unser gesamtes System überdenken. Wir haben eine umfassende und schonungslose Analyse des Status quo gemacht." Der Befund: Das System weise "etliche Schwachstellen" auf.

Mit einer Reform der Trainerausbildung, der Wettbewerbe und der Förderstrukturen soll sich die Ausbildung der Spieler nachhaltig verbessern - schon in ganz jungen Jahren. "Unsere Kinder sind keine Mini-Erwachsenen, sie benötigen eine kindgerechte Ausbildung", so Chatzialexiou. "Es soll keine einseitige Fixierung auf kurzfristige sportliche Erfolge und dem damit verknüpften Ergebnisdruck auf Trainer und Spieler im Jugendbereich geben."

Das Ziel: "Weg von der Selektion und wieder hin zur individuellen Ausbildung"

Gleichzeitig will der DFB ihnen wieder die klassischen "deutschen Tugenden" näherbringen - also "eine Mentalität, geprägt von Siegeswillen, Teamspirit, Leidenschaft und Identifikation". Und weil man wieder "mehr Bolzplatzmentalität" brauche, müsse man "weg von der Selektion und wieder hin zur individuellen Ausbildung. Momentan werden noch zu häufig die aktuell Besten oder Ältesten gefördert, aber nicht zwingend die Talentiertesten", sagt Chatzialexiou. "Deshalb sollten wir im Jugendbereich den Erfolg der Entwicklung unterordnen."

Auch andere Nationen hätten ihr System in den letzten Jahren geändert. "Dies ist auch unsere Aufgabe - keine Kopie einer anderen Nation zu sein, sondern den eigenen - den deutschen - Weg zu gehen." Und zwar möglichst zügig: "Jede Verzögerung innerhalb dieses Prozesses hilft der Konkurrenz, uns zu überholen oder sogar zu enteilen."

jpe