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Ein gefallener Senkrechtstarter: Michael Owen wird 40

Großes Lob für Klopps Liverpool, Warnung für Greenwood

Ein gefallener Senkrechtstarter: Michael Owen wird 40

Als Ballon-d'Or-Gewinner und als TV-Experte: Michael Owen.

Als Ballon-d'Or-Gewinner und als TV-Experte: Michael Owen. Getty Images, imago images

Erst 40? Es fühlt sich so an, als sei es bereits eine Ewigkeit her, dass sich der damals 18-jährige Michael Owen bei der WM 1998 durch die argentinische Hintermannschaft tankte und über Nacht zu Fußball-Englands Lieblingssohn avancierte.

Seit 2013 ist der heutige "BT Sport"-Experte im Ruhestand, für Owen ein seltsames Gefühl. Der Agentur der Spielervereinigung (PA) erklärte er: "Wenn du deine Karriere beendest, wirst du nutzlos für deine Arbeitgeber und auch ziemlich nutzlos für das Spiel. Das erst einmal in deinen Kopf zu bekommen, ist wirklich schwierig."

Wenn Karrieren enden - und was dann wartet

Der Abschied von einem schier astronomischen Salär, noch mehr wohl von einer Geltung, einem eigenen und öffentlichen Selbstverständnis. "Es ist schwer zu erklären. Selbst als ich 33 war und wusste, dass ich scheiße spiele, hielt ich mich für den besten Spieler der Welt." Owen selbst sei in Bezug auf diese Probleme inzwischen "in einer guten Position" - bei anderen Ex-Spielern, die er noch kenne und ab und zu sehe, sei die Situation dagegen teilweise "herzzerreißend".

Verletzungen haben mich ausgebremst. Ich glaube, am besten war ich mit 17, 18 und 19.

Michael Owen über seinen frühen Zenit

Owen selbst machte solche Erfahrungen bereits auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft, gab zu, dass er schon mit 23 fühlte, als hätte er seinen Zenit als Spieler überschritten: "Verletzungen haben mich ausgebremst. Ich glaube, am besten war ich mit 17, 18 und 19 - dann passierte es." 'Es' war ein komplizierter Muskelfaserriss, der nie wirklich verheilte und Wunderkind Owen fünf Monate außer Gefecht setzte.

Der Angreifer des FC Liverpool kehrte ein wenig gehemmt zurück, auch die hohe Auslastung und Erwartungshaltung trugen ihren Teil dazu bei. Sein essenzielles Zutun zu fünf Titeln für Liverpool im Jahr 2001 bedeutete noch einmal ein absolutes Karrierehoch: Unter anderem schoss Owen den LFC per Doppelpack zum Pokalsieg, traf beim aufsehenerregenden 5:1 über Deutschland dreifach - und wurde vor Weltklasse-Stürmer Raúl, Champions-League-Sieger Oliver Kahn oder Weltfußballer Luis Figo mit dem Ballon d'Or ausgezeichnet. Mit 21 Jahren, als er eigentlich schon wieder abbaute.

Ersatz für Ronaldo: Bei Real Madrid wurde Owen nicht glücklich.

Ersatz für Ronaldo: Bei Real Madrid wurde Owen nicht glücklich. imago images

2004: (k)ein Galactico

Denn so richtig wollte der Durchbruch als etablierter Weltklassestürmer nie gelingen. Auch wenn Owen im Vollbesitz seiner Gesundheit häufig wie am Fließband traf, standen ihm regelmäßige Verletzungen wieder und wieder im Weg. An Konstanz war nicht zu denken. Das schürte irgendwann Kritik, noch während der Errichtung bekam das Liverpool-Denkmal Kratzer ab.

Kritisiert wurde Owen auch, als er 2004/05 nicht Real Madrids neuer "Galactico" wurde - dieses Abenteuer war nach einem Jahr zu Ende, an Ronaldo, Raúl und Co. war kein Vorbeikommen. Owen wechselte zurück auf die Insel, bei Newcastle United setzte sich allerdings in erster Linie seine Verletzungsmisere fort. Nicht erst der Anfang vom Ende, aber die endgültige Abkehr davon, was einst möglich schien.

Dass das einstige Liverpool-Idol 2009 zu Rivale Manchester United wechselte und an der Anfield Road bis heute dafür angefeindet wird, bereut Owen übrigens nicht: "Auch wenn die Leute möchten, dass ich mich dafür schäme - es war damals die beste Option für mich." Zu großen Sprüngen reichte es auch in Manchester nicht mehr, im Nationaldress landet man trotz 40 Toren in 89 titellosen Einsätzen immer wieder beim Argentinien-Spiel aus dem Jahr 1998. Nicht zuletzt der Ballon d'Or bestätigt die einst große Klasse des Jubilaren, die dennoch irgendwie zu früh verloren ging.

Owen hebt Greenwood heraus und pocht auf Mentalität

Während Owen am Samstag seinen 40. Geburtstag feiert, schreibt ein anderer englischer 18-Jähriger aktuell Schlagzeilen: Manchester Uniteds Mason Greenwood hat zwar noch nicht auf der größten aller Bühnen abgeliefert, sticht für Owen im Umbruch der Red Devils aber eindeutig heraus: "Sie haben fünf oder sechs gute Jungen, aber er ist der eine, der lange für Manchester United spielen könnte."

Ein Versprechen an Manchester United Zukunft? Der 18-jährige Mason Greenwood.

Ein Versprechen an Manchester United Zukunft? Der 18-jährige Mason Greenwood. imago images

Wenn Angreifer Greenwood denn besonders eine Sache beachte: "Von jetzt an wird er sich nicht mehr groß verändern, nun liegt fast alles an seiner Einstellung. Das größte Gefahrenpotenzial liegt bei der Mentalität, er darf nicht übermütig werden oder abheben", warnt Owen, der die Situation kennt, "nun geht es mehr darum, was schiefgehen könnte als darum, was er verbessern kann."

Klopps LFC? Schon jetzt im Olymp

Das Team, in dessen Trikot Owen seine größten Erfolge feierte, ordnet er in dessen aktueller Besetzung übrigens bereits als eines der größten in der Premier-League-Ära (seit 1992/93) ein - Jürgen Klopps FC Liverpool: "Das ist ein phänomenales Team, eine der besten Klubmannschaften, die wir in unserem Leben gesehen haben. Sie kann mit den großen Teams von Manchester United, Chelsea unter José Mourinho und Manchester City mithalten." Zumindest, wenn sie am Saisonende den ersten Meistertitel seit 30 Jahren bejubeln darf - vieles spricht dafür.

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