Champions League

Bayer 04 Leverkusen, Sportchef Rudi Völler vor dem Spiel bei Atletico Madrid: "... dann wird es nichts!"

Bayer spielt um letzte realistische Chance aufs Achtelfinale

Völler: "... dann wird es nichts!"

Optimistisch vor dem Abflug nach Madrid: Rudi Völler.

Optimistisch vor dem Abflug nach Madrid: Rudi Völler. picture alliance

Aus Madrid berichtet Stephan von Nocks

Wie es nicht geht, hat Bayer 04 am Freitag erfahren müssen. Die ernüchternde 0:3-Niederlage bei Eintracht Frankfurt hat nicht nur auf die Stimmung gedrückt, sondern auch gezeigt, welche Probleme das Team von Peter Bosz bekommen kann, wenn der Gegner gleichsam aggressiv wie offensiv agiert und man selbst nicht alles investiert: So wurde Bayer in der Startphase von der Eintracht überrollt, hatte einem giftigen und unangenehmen Gegner nichts entgegenzusetzen.

Am Dienstag hat die Werkself die Möglichkeit, den schlechten Eindruck der ersten halben Stunde von Frankfurt zu korrigieren. Es ist eine Chance, aber gleichzeitig auch ein Muss. Stellt Atletico doch einen ähnlich ungemütlichen Kontrahenten für Bayer 04 dar, wie es am Freitag die Eintracht war. Der spanische Tabellenfünfte agiere gewohnt "sehr robust, sehr rustikal", weiß Rudi Völler, "Atletico ist immer unangenehm zu spielen." Erst recht im neuen Stadion Wanda Metropolitano. Also fordert der Geschäftsführer: "Wir müssen halt dagegenhalten. So wie wir es nach 30 Minuten in Frankfurt gemacht haben. Nicht so wie in den ersten 30 Minuten, dann wird es nichts."

Das ist ein unbequemer Gegner, aber auch ein Gegner, der sich mit uns immer schwergetan hat.

Rudi Völler

Und das darf Bayer nicht passieren, möchte man die Chancen aufs Achtelfinale noch am Leben erhalten. Nach zwei Niederlagen aus den ersten beiden Gruppenspielen "sind wir natürlich in einer gewissen Drucksituation, das muss man sagen", erklärt Völler ohne Umschweife. Der Punktestand muss sich am Dienstag verändern, auch wenn der Weltmeister von 1990 dies nur indirekt einräumt: "Wenn wir aus Madrid etwas mitnehmen, haben wir auch noch ordentliche Chancen."

Wenn nicht, sind die Aussichten auf die Runde der besten 16 Teams nur noch theoretischer Natur. Auch wenn Völler auf die Frage, ob es bei einer erneuten Niederlage nur noch um Patz 3 in der Gruppe und das Erreichen der K.-o.-Runde der Europa League gehe, antwortet: "Das sehen wir nach dem Spiel…"

Doch der 59-Jährige ist nicht bereit, vorzeitig aufzugeben, und verweist auf die meist knappen Duelle in der Vergangenheit: "Das ist ein unbequemer Gegner, aber auch ein Gegner, der sich mit uns immer schwergetan hat. Auch wenn Atletico meistens weitergekommen ist, waren es ganz enge Spiele." Folglich ordnet er die Spanier ("Das ist eine absolute Topmannschaft") zwar als starken, aber nicht als haushoch überlegenen Kontrahenten ein. "Atletico ist ein anderer Gegner als Juventus Turin. Juve ist sicherlich der Topfavorit in der Gruppe. Wir haben immer eine Chance", betont er.

Erst recht, wenn man auf die jüngsten Ergebnisse der Gastgeber blickt. Zeichnen diese doch zumindest ein unterschiedlich interpretierbares Bild: Der Leverkusener Pessimist wird davon sprechen, dass Atletico seit sieben Pflichtspielen unbesiegt ist. Der Optimist wird hingegen anführen, dass das Team von Diego Simeone zuletzt nur zwei von acht Partien für sich entscheiden konnte. Also erklärt Völler: "Wenn wir ein gutes Spiel abliefern, haben wir eine gute Chance."

Doch gerade das ist für Bayer 04 das Problem und gleichzeitig die Hoffnung in dieser Saison: Erfolg und Misserfolg hängen bislang gefühlt allein von der eigenen Leistung ab. Weniger von der Form des Gegners. Allerdings: Ein wirklich konstant gutes, überzeugendes Spiel über 90 Minuten haben die Bayer-Profis in dieser Spielzeit noch nicht abgeliefert. In Madrid müssen sie es.