Er hat einige Anlaufzeit gebraucht. Allein schon, weil Nadiem Amiri wegen seiner Teilnahme an der U-21-Europameisterschaft erst nach dem Trainingslager in Zell am See/Kaprun zur Mannschaft stieß, zog sich der Eingewöhnungsprozess des Neun-Millionen-Euro-Einkaufs hin. Bei seinem Pflichtspieldebüt für Bayer im DFB-Pokal in Aachen fehlte ihm als Startelfspieler die Bindung. Bis zur 0:4-Niederlage in Dortmund am 4. Spieltag wirkte Amiri nicht gut ins Spielsystem von Peter Bosz integriert, verließ dort oft seine Position im halbrechten offensiven Mittelfeld.
Nach dem BVB-Spiel erklärte der Niederländer dem 22-Jährigen nochmal, was er von ihm in Sachen Positionstreue erwartet. Und seitdem hat es bei Amiri offenbar klick gemacht. Sowohl beim 2:0-Sieg gegen Union Berlin als auch jetzt beim 3:0-Erfolg in Augsburg stand er in der Startelf und überzeugte. "Er hat ein gutes Spiel gemacht", lobt Simon Rolfes den dynamischen Mittelfeldspieler, "man braucht nun mal eine bestimmte Zeit, um in diese Spielweise reinzukommen. Nadiem macht es Stück für Stück besser."
Natürlich kann Amiri sich noch steigern, zum Beispiel noch überlegter und weniger überhastet abschließen, doch inzwischen setzt er Impulse durch seine Dynamik und sein Passspiel. In Augsburg war er an allen drei Treffern beteiligt.
"Turin? Das ist für uns alle ein Traum"
Am Dienstag in Turin möchte Amiri seinen Teil dazu beitragen, dass Bayer in der Königsklasse noch das Ziel Achtelfinale oder zumindest die Qualifikation für die Europa League erreicht. "Wir müssen Mut haben. Der Wille muss einfach da sein. Wenn wir alle mutig spielen, können wir da etwas holen", glaubt der Rechtsfuß, der die Vorfreude auf das Juve-Spiel so ausdrückt: "Für ganz Leverkusen, für alle Leute ist es geil, in der Champions League in Turin zu spielen. Das ist für uns alle ein Traum."
Trotz der Außenseiterrolle und des Fehlstarts gegen Lokomotive Moskau (1:2) geht Amiri nicht ohne Hoffnungen ins zweite Gruppenspiel: "Wir wollen es einfach nur genießen", sagt er, "wir fahren nicht dahin, um die Stadt anzuschauen, wir wollen auch etwas holen."
Leipzig ist auf jeden Fall nicht stärker als Leverkusen. Wir sind auf Augenhöhe.
Nadiem Amiri
Für Amiri und Bayer wird diese englische Woche zum Härtetest. Erst bei Juventus Turin, dann gegen RB Leipzig. "Leipzig ist auf jeden Fall nicht stärker als Leverkusen. Wir sind auf Augenhöhe. In beiden Mannschaften, in beiden Vereinen steckt sehr viel Qualität", betont er, um aber dann direkt den Fokus auf Turin zu richten: "Wir denken jetzt gar nicht an Leipzig, wir denken an Dienstag. Danach können wir über Leipzig sprechen."
Dieser Fokus auf die nächste Aufgabe und sonst nichts ist es, was Rolfes in Augsburg als Schlüssel ausgemacht hat. "Die Mannschaft war sehr konzentriert. Das ist wichtig. Nur auf das nächste Spiel zu schauen, ist die klare Maßgabe. Gegen Augsburg hat die Mannschaft das sehr gut gemacht", stellt der Sportdirektor zufrieden fest.
In Turin besteht nicht die Gefahr, abgelenkt zu sein. Schließlich ist die Partie ein absolutes Highlight. Bei diesem könnte aus rein medizinischer Sicht auch Karim Bellarabi teilnehmen. Der Rechtsaußen, der in Augsburg wegen der Nachwirkungen eines grippalen Infekts fehlte, absolvierte am Sonntag eine lockere Einheit und ist wieder gesundgeschrieben. Ob er mit nach Turin fliegt, entscheidet sich kurzfristig.
