DFB-Pokal

Julius Hirsch Preis 2019 an FC Ente Bagdad

Die Preise gehen nach Mainz, Stuttgart und Osnabrück

Julius Hirsch Preis 2019 an FC Ente Bagdad

You'll never watschel alone: FC Ente Bagdad.

You'll never watschel alone: FC Ente Bagdad. picture-alliance

Die Jury entschied in diesem Jahr für die Freizeitfußballer des FC Ente Bagdad - der Julius Hirsch Preis 2019 geht somit nach Mainz. Der FC Ente gehört zum Klub Vitesse Mayence und unterstützt seit Jahren aktiv die Initiative "!Nie Wieder - Erinnerungstag im deutschen Fußball", die jedes Jahr in Stadien und auf Fußballplätzen rund um den 27. Januar an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz im Jahr 1945 erinnert.

In diesem Jahr setzten die Freizeitfußballer gemeinsam mit dem 1. FSV Mainz 05 und der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer vor Beginn des Bundesligaspiels gegen den 1. FC Nürnberg ein Zeichen gegen das Vergessen. Daneben veranstaltete der Verein unter dem Motto "Gemeinsam für Erinnerung und Vielfalt" Zeitzeugengespräche und Gedenkstättenfahrten. Im Rahmen eines Freundschaftsspiels gegen Mainzer Ultra-Gruppierungen anlässlich vermehrt auftretender Angriffe auf Menschen jüdischen Glaubens liefen die Spieler beider Mannschaften zudem mit der jüdischen Kopfbedeckung Kippa auf.

Jurymitglied Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, sagte anlässlich der Bekanntgabe: "Der Julius Hirsch Preis, der die Unangreifbarkeit der Menschenwürde und den Kampf gegen Antisemitismus, Rassismus und Intoleranz honoriert, ist gerade in Zeiten eines wiederauflebenden Judenhasses und einer allgemeinen gesellschaftlichen Verrohung ein besonders wichtiges Zeichen. Wo die Politik ihre eigenen Wege geht und ihre eigenen Konflikte austrägt, da muss der Sport als große Klammer unsere Gesellschaft daran gemahnen, dass ein Miteinander mehr ist als ein reines Neben- oder gar Gegeneinander. Der Julius Hirsch Preis ist heute so wertvoll und so nötig wie selten zuvor."

Projekte in Stuttgart und Osnabrück ausgezeichnet

Der zweite Preis geht in diesem Jahr an die Johann-Friedrich-von-Cotta-Schule und das Kickers-Fanprojekt in Stuttgart. In einem gemeinsamen Projekt begaben sich Schülerinnen, Schüler und Fans seit 2017 in Workshops, Exkursionen und Gedenkveranstaltungen auf die Spuren jüdischer Pioniere in Stuttgart. In einer Broschüre und der Ausstellung "HEIMAT KICKERS - Die Blauen in bewegten Zeiten", wurde erstmals umfassend die Vereinsgeschichte des heutigen Oberligaklubs in den Jahren zwischen 1933 und 1945 aufgearbeitet. Mit einem Theaterstück und einer symbolischen Baumpflanzung wurde an Julius Baumann erinnert, der Schiedsrichter der Stuttgarter Kickers wurde 1942 im KZ Mauthausen ermordet.

Mit dem dritten Preis wird ein Gemeinschaftsprojekt des VfL Osnabrück, des VfL-Museums, der Fanabteilung des Zweitligisten, des Fanprojekts Osnabrück und der Ultragruppe "Violet Crew 2002" ausgezeichnet. Neben weiteren Projekten und Maßnahmen wurde anlässlich des 120. Vereinsjubiläums im April 2019 der "Felix-Löwenstein-Weg" am Stadion an der Bremer Brücke eröffnet. Er erinnert an den jüdischen Spielausschussobmann und Mäzen, der 1935 aus dem Verein ausgeschlossen worden war und 1945 bei einem sogenannten "Todesmarsch" aus dem Konzentrationslager Neuengamme starb.

Verleihung seit 2005

Julius Hirsch zählte vor dem Ersten Weltkrieg zu den bekanntesten Fußballern in Deutschland. Der deutsche Nationalspieler jüdischen Glaubens wurde mit dem Karlsruher FV und der Spielvereinigung Fürth Deutscher Meister. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 begann für Julius Hirsch - wie für Millionen weiterer Opfer der NS-Diktatur - ein Leidensweg, auf dem er gedemütigt, entrechtet, verfolgt und ermordet wurde. 1943 wurde Julius Hirsch in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und kehrte nicht mehr zurück.

Der DFB verleiht den Julius Hirsch Preis seit dem Jahr 2005 und zeichnet damit Vereine, Institutionen und Einzelpersonen aus, die sich für Demokratie und Menschenwürde sowie gegen Antisemitismus, Rassismus und jede Form der Diskriminierung einsetzen. Die feierliche Auszeichnung der diesjährigen Preisträger findet am 18. November in Frankfurt am Main am Vorabend des EM-Qualifikationsspiels der deutschen Nationalmannschaft gegen Nordirland statt. Zur Jury gehören aktuell neben Charlotte Knobloch auch Leiter Eberhard Schulz sowie der 1. DFB-Vizepräsident Dr. Reinhard Rauball und Andreas Hirsch, Enkel von Julius Hirsch.

kon