Nationalelf

Auftrag erfüllt, aber Zweifel an der Qualität bleiben

Ein Kommentar von kicker-Redakteur Sebastian Wolff

Auftrag erfüllt, aber Zweifel an der Qualität bleiben

Drei Punkte und einige Erkenntnisse gewonnen: Bundestrainer Joachim Löw.

Drei Punkte und einige Erkenntnisse gewonnen: Bundestrainer Joachim Löw. imago images

Es geht bei der Betrachtung und Wertung dieses wichtigen Erfolges gar nicht so sehr um die Erwartungshaltung, sondern vielmehr um die Darbietung an sich. Natürlich war gegen diesen Gegner kein Kantersieg zu erwarten, 45 Minuten lang aber wurden beinahe sämtliche Vorgaben verfehlt. Der Bundestrainer hatte die gegen die Niederlande vermisste unbedingte Bereitschaft zu Zweikämpfen bis aufs Äußerste eingefordert, allzu oft aber waren es im ersten Durchgang die Nordiren, die über Willenskraft und keineswegs über individuelle Klasse Akzente setzten.

Erst nach dem Wechsel steigerte sich seine Formation in diesem Punkt entscheidend, spielte dann auch phasenweise die fußballerischen Vorteile aus. Rund 15 Minuten demonstrierte die deutsche Elf nach dem Führungstor einen Klassenunterschied, kombinierte sich munter immer wieder durch, um dann wieder abzutauchen. Dass der zwar kampfstarke aber doch limitierte Gegner wieder aufgebaut und ins Spiel zurückgeholt wurde, muss den Bundestrainer beunruhigen. Weil es ein klares Zeichen ist, dass Ruhe und Souveränität fehlen. Und womöglich eben doch auch die nötige Klasse?

kicker-Redakteur Sebastian Wolff

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Löw bittet bei der Bewertung um Nachsicht, da seine ohnehin veränderte Formation in dieser Woche einige verletzungs- und krankheitsbedingte Umstellungen verkraften musste. Mildernde Umstände in dieser Hinsicht sind tatsächlich angebracht, Fragen bleiben dennoch offen, zum Beispiel diese: Weshalb setzt Marco Reus seine Reihe herausragender Bundesliga-Leistungen nicht im Nationaltrikot fort?

Der Dortmunder enttäuschte am Montagabend einmal mehr, auch Timo Werner nutzte trotz leichtem Formanstieg nicht die Chance, die durch Leroy Sanés Verletzung entstandene Lücke zu schließen. Sollte es noch Restzweifel daran gegeben haben, dass der Flügelstürmer von Manchester City im neuen System Löw mittlerweile eine unverzichtbare Größe ist, sind diese spätestens seit den Spielen gegen die Niederlande und Nordirland zerstreut. Deutschland braucht Sané. Und das Reservoir an Hochbegabten ist eben doch nicht unerschöpflich.

Sebastian Wolff

Bilder zur Partie Nordirland - Deutschland