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eSport-Zuspruch und Kritik folgen auf DOSB-Gutachten

Stimmen von ESBD, Politikern und Schalke

eSport-Zuspruch und Kritik folgen auf DOSB-Gutachten

Tiemo Wölken, Tim Reichert und Hans Jagnow (v.l.n.r.) sprachen sich in Reaktion auf das Gutachten für den eSport aus.

Tiemo Wölken, Tim Reichert und Hans Jagnow (v.l.n.r.) sprachen sich in Reaktion auf das Gutachten für den eSport aus. kicker eSport

Es scheint eine nie endende Debatte zu sein: Ist eSport ein Sport? Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) sagt weiterhin überzeugt: Nein. Die Position ließ der Verband zuletzt sogar durch ein Gutachten stützen. Bei eSport-Anhängern stieß das, kaum überraschend, auf wenig Gegenliebe. Allen voran der eSport Bund Deutschland (ESBD) stellte sich in Person von Präsident Hans Jagnow gegen das Dokument. "Mangelnde Körperlichkeit als Argument gegen eSport anzuführen ist unverständlich: Steuerrechtlich anerkannte Sportarten wie Sportschießen, Tischfußball und Darts definieren sich über die Präzision der Bewegung, nicht ihrem Umfang", argumentierte Jagnow.

Der Aussage, Spiele seien mit der Verfassungsethik nicht kompatibel und würden die Menschenwürde verletzen, widersprach der Verbands-Präsident zudem heftig: "Die Ablehnung der Gemeinnützigkeit über diese ethische Funktionalisierung ist nicht sachgerecht." Jagnow forderte zum wiederholten Male, "die Gemeinnützigkeit für eSport im Verein einzuführen".

Politiker machen Hoffnung

Auch vonseiten der Politik gab es Gegenstimmen. Digitalministerin Dorothee Bär (CSU) wies bei "t3n" darauf hin, dass ein Rechtsgutachten von anderer Stelle zu einem anderen Schluss gekommen wäre. Für sie sei es nur eine Frage der Zeit, bis die Rechtslage angepasst wird. Tiemo Wölken (SPD) forderte derweil: "Die Gemeinnützigkeit für eSport muss her, damit Vereine weitermachen können."

Problem ist, dass die Debatte der Gemeinnützigkeit bisher immer an die Anerkennung des eSports gekoppelt war. Da sich die Bundesregierung jedoch auf den DOSB stütze, der wiederum eSport ablehnte, schien eine Lösung fern. Laut Johannes Steiniger (CDU) aus dem Finanz- sowie Sportausschuss ist das jedoch ein Trugschluss. "Wir können die Abgabenordnung auch ändern, ohne dass der DOSB den eSport als Sport anerkennt. Auch unabhängig vom aktuellen Gutachten. Es gibt ja mehr als den Sport-Tatbestand in §52. Und das sollten wir jetzt auch endlich tun", schrieb der Politiker über Social-Media. Für eSport-Deutschland wäre das ein großer Schritt. Laut ESBD-Angaben würden davon über 220 Vereine in Deutschland profitieren.

Bedauern bei Schalke

Neben ESBD und Politik äußerte sich auch eine Person aus der Welt des Sports: Tim Reichert, Chief Gaming Officer vom FC Schalke 04. Er reagierte auf das Gutachten mit einem Statement, in dem er sich für den eSport stark machte. "Es ist bedauerlich, dass viele Sportverbände in Deutschland nach wie vor mit diesem Gedanken fremdeln und sich an eine wenig zeitgemäße Auffassung des Sport-Begriffs klammern. Die Position des DOSB wird sich in keiner Weise auf unser Engagement auswirken", hieß es in einem Auszug. Eine Woche zuvor hatte sich auch Schalke-Legende Olaf Thon für den eSport ausgesprochen.

Alle Aussagen zeigen: Das Gutachten hat die Debatte um den eSport mal wieder ordentlich angefacht. Konträr zur eigentlichen Botschaft scheint das Dokument dem eSport jedoch zu helfen. Dank Unterstützung aus der Politik ist der ESBD seinem Ziel, der Gemeinnützigkeit für Vereine mit eSport-Angebot, so nah wie nie zuvor.

Christian Mittweg