Europa League

Racing Straßburg ohne Druck vor der Europa-League-Qualifikation gegen Eintracht Frankfurt: "Wir wollen diese Tür öffnen"

Eintracht Frankfurts Gegner unter der Lupe

Straßburg ohne Druck: "Wir wollen diese Tür öffnen"

Ligapokalsieger im Vorjahr: Straßburgs Dimitri Liénard und Adrien Thomasson.

Ligapokalsieger im Vorjahr: Straßburgs Dimitri Liénard und Adrien Thomasson. imago images

Nur zwei Jahre nach seinem Wiederaufstieg in die Ligue 1 könnte der RC Straßburg zum ersten Mal seit 2005/06 die Gruppenphase der Europa League erreichen. Am Donnerstag (20.30 Uhr) spielt der elsässische Verein um ein Ticket für die Gruppenphase der Europa League gegen den letztjährigen Halbfinalisten Eintracht Frankfurt. Eine starke Leistung für einen Verein, der noch vor sieben Jahren in den französischen Amateurligen spielte.

Spektakuläre Rückkehr in den Vordergrund

Nach neun Jahren Abstinenz schaffte der RC Straßburg 2017 den Wiederaufstieg in die Ligue 1. Der Straßburger Verein war am Ende der Saison 2007/08 ins Unterhaus abgestiegen und hatte dann eine sportliche und finanzielle Abwärtsspirale erlebt. Der RCS stieg 2010 in die dritte Liga ab und wurde 2011 wegen Insolvenz sogar in vierte Liga zwangsversetzt, was den Verlust seines Profistatus verursachte.

Der Verein wurde aber 2012 vom ehemaligen RCS-Profi Marc Keller gerettet. Der frühere Karlsruher-SC-Spieler (1996-1998) kaufte den Verein mit einer Gruppe von Anteilseignern mit dem Ziel, ihn wieder zum Profiverein zu machen. Unter Keller, der auch die Präsidentschaft des Vereins übernahm, schaffte der RC Straßburg 2016 seine Rückkehr in die Ligue 2 und stieg sofort ein Jahr später in die Ligue 1 auf. Der französische Meister von 1979 fand seinen Platz wieder und gewann im vergangen März den Ligapokal gegen EA Guingamp, was gleichbedeutend mit der Teilnahme an der Europa-League-Qualifikation war.

Seit seiner Rückkehr in die Ligue 1 landete der RCS auf Platz 15 (2017/18) und Platz 11 (2018/19). Angesichts der jüngeren Geschichte des Vereins gilt diese unverhoffte Rückkehr als eine sehr starke Leistung im französischen Fußball. Das Märchen könnte also gegen die Eintracht weitergehen.

Ein durch Europa geprägter Saisonanfang

Durch den Ligapokal-Sieg nahm Straßburg an der zweiten Qualifikationsrunde zur Europa League teil. Gegen Maccabi Haifa gewannen die Straßburger Ende Juli vor heimischer Kulisse mit 3:1, verloren aber das Rückspiel in Israel mit 2:1. Trotz der Niederlage zog der RCS in die nächste Runde ein, wo er auf den bulgarischen Vertreter Lokomotiv Plovdiv traf. Dank zwei mühsamer 1:0-Erfolge erreichte Straßburg die Play-Offs.

Ludovic Ajorque

Hat schon zwei Tore in der Qualifikation erzielt: Straßburgs Stürmer Ludovic Ajorque. imago images

Zwischen den zwei Partien gegen Plovdiv bestritt der Verein aus Elsass auch noch die zwei ersten Spieltage der neuen Ligue-1-Saison. Nach zwei Partien sind die Straßburger immer noch ungeschlagen, konnten aber noch keinen Sieg feiern. Beide Ligapartien endeten unentschieden: 1:1 im heimischen Meinau-Stadion gegen den lothringischen Rivalen FC Metz und ein torloses Remis bei Stade Reims.

Mangelnde Europa-Erfahrung im Kader

Der Straßburger Kader verfügt über sehr wenig Europapokal-Erfahrung. Der belgische Torhüter Matz Sels (27) und der serbische Abwehrchef Stefan Mitrovic (29), beide früher bei KAA Gent, sind schon in der Champions League aufgelaufen, sowie Linksverteidiger Lionel Carole (28), einst bei Galatasaray. Mittelfeldspieler Benjamin Corgnet (32) nahm mit AS Saint-Etienne ebenfalls an einigen Europa-League-Spielen teil, aber der Kader bleibt, sogar mit diesen Akteuren, extrem unerfahren auf der europäischen Bühne.

Thierry Laurey

Trainer Thierry Laurey: "Als Außenseiter wollen wir unsere Chance nutzen" getty images

Die elsässische Mannschaft kann sich jedoch gegen die Eintracht auf seine besten Leistungsträger verlassen. Die Mittelfeldakteure Adrien Thomasson (25) und Jonas Martin (29) sollten eine wichtige Rolle im Herzen des Straßburger Spiels am Donnerstag spielen. Gefahr wird der sehr offensive Rechtsverteidiger Kenny Lala (27, neun Liga-Torvorlage in 2018/19) auch bringen können. Mittelstürmer Ludovic Ajorque (25, neun Liga-Tore in 2018/19 und schon zwei Treffer in den Qualifikation-Runden), wird die größte Bedrohung vor dem Frankfurter Gehäuse sein.

Ein unbekümmerter Trainer am Steuer

Dieses Doppelspiel gegen die Frankfurter ist bisher die größte Herausforderung von Trainer Thierry Laurey. Nach Erfahrungen im Unterhaus bei AC Arles-Avignon und GFC Ajaccio, mit dem er den allerersten Ligue-1-Aufstieg der Vereinsgeschichte schaffte, übernahm der ehemalige Profi und einmalige Nationalspieler vor drei Jahren die Trainerposition beim RCS in der Ligue 2. Drei Jahre später steht er kurz vor einer hochkarätigen Partie gegen Eintracht Frankfurt.

Der 55-Jährige kann eine wichtige Seite der RCS-Geschichte schreiben, er übt aber keinen Druck vor dieser Begegnung aus. "Für uns ist es keine Pflicht, die Gruppenphase zu erreichen. Aber wir sind jetzt vor der Tür und wir wollen sie öffnen!", sagte Laurey in der Pressekonferenz nach dem Weiterkommen gegen Lokomotiv Plovdiv. "Wir wissen, dass es nicht einfach sein wird. Frankfurt hat viel Erfahrung in diesem Wettbewerb, aber als Außenseiter wollen wir unsere Chance nutzen. Wir haben nichts zu verlieren", verriet der für seine Unbekümmertheit bekannte Trainer. "Wir haben schon starke Leistungen geliefert, warum könnten wir uns nicht ein neues Geschenk leisten?"

lro