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Fahrbericht Kia Ceed: Eigentlich ein Europäer

Benziner 1.4 T-GDI mit 140 PS - Viele Assistenzsysteme - Fairer Preis

Fahrbericht Kia Ceed: Eigentlich ein Europäer

Kia Ceed: Entwickelt in Deutschland, gebaut in Tschechien - koreanisch ist letztlich nur die Marke.

Kia Ceed: Entwickelt in Deutschland, gebaut in Tschechien - koreanisch ist letztlich nur die Marke. Hersteller

Wie er aussieht: Optisch tritt der Ceed nicht als einer auf, der durch ungewöhnliche Designideen vom Hocker reißt. Andererseits liegt in der ruhigen Klarheit und in der Abwesenheit exaltierten Schnickschnacks auch etwas Wohltuendes. Der 4,31 Meter lange Koreaner zeigt sich als schöner, harmonisch proportionierter Fünftürer - da sieht man gerne hin.

Wie er eingerichtet ist: Der Ceed begrüßt seine Passagiere mit einer melodiösen Klangfolge - das hört der eine gern, den anderen mag es eher nerven. Zur Verarbeitungsqualität genügt ein Wort - tadellos. Gut hat uns gefallen, wie Kia am Armaturenträger den Balanceakt zwischen modern und konservativ hinbekommen hat. Heißt: Im Komplettangebot des modernen Infotainments verirren sich auch Non-Digital-Natives nicht. Dazu gibt es erfreulicherweise noch eine benutzerfreundliche Vielzahl an Direkttasten. Gern gesehen hätten wir ein Head-up-Display, diese Option sieht die Ausstattungsliste aber nicht vor. Dafür wird es im Lauf des Jahres ein volldigitales Cockpit geben, wer darauf Wert legt, sollte also noch etwas zuwarten.

Wie viel Platz er hat: Ordentlich. Zumindest vorne - im Fond geht es beengter zu. Der Kofferraum erreicht mit 395 bis 1291 Litern klassenübliche Maße. Zum Vergleich: Der VW Golf bringt es nur auf 380 Liter Stauraum.

Kia Ceed Interieur

Pluspunkt: Das Multimediasystem ist intuitiv bedienbar, zudem gibt es benutzerfreundliche Direkttasten. Hersteller

Was ihn antreibt: Wir haben den Ceed als 1.4 T-GDI mit 103 kW/140 PS starkem Benziner ausprobiert, der sich mit Ottopartikelfilter (OPF) für Euro 6d-Temp sauber hält. Der Vierzylinder enttäuscht nicht; er ermöglicht zügiges Vorankommen, ohne dabei angestrengt zu wirken oder unangenehm laut zu agieren. Als Topspeed werden (mit DCT7-Automatik) mehr als ausreichende 206 km/h erreicht, der Sprint von 0 auf 100 km/h erfolgt in flotten 9,2 Sekunden.

Wie er sich fährt: Prima gelungen ist die Abstimmung des Fahrwerks, der Ceed gehört zu den fahrdynamischeren Vertretern seiner Klasse. Kehrseite der Medaille: Beim Fahrkomfort ist Luft nach oben. Trotzdem nimmt man den Koreaner auch gern auf die Langstrecke mit. Zumal der Kunde bei den Assistenzsystemen aus dem Vollen schöpfen kann. Als erster aus der Kia-Modellpalette bekommt er beispielsweise einen Stauassistenten, der allerdings ans Top-Level "Platinum" und ans Doppelkupplungsgetriebe DCT7 gebunden ist.

Was er verbraucht: Kein Ruhmesblatt. 7,2 l/100 km verbrauchten wir im Schnitt. Das liegt deutlich über der WLTP-Norm (5,5 bis 5,7 l) und sollte besser gehen.

Kia Ceed

Sportlich unterwegs: Das Fahrwerk ist eher straff denn komfortabel abgestimmt. Hersteller

Was er bietet: Kia bietet für den Ceed sieben Ausstattungs-Levels an, für den 1.4 T-GDI muss mindestens "Vision" gewählt werden. Dann sind unter anderem 16-Zoll-Leichtmetallfelgen montiert, es gibt beheizbare Außenspiegel, ein Radio mit 7-Zoll-Touchscreen, Parksensoren hinten, eine Rückfahrkamera, Sitzheizung und eine Smartphone-Schnittstelle via Apple CarPlay oder Android Auto. Vernünftig erscheint das mittlere Niveau "Spirit", das über "Vision" hinaus schon Klimaautomatik, DAB+-Radio, Frontkollisions- und Querverkehrswarner sowie einen Spurwechselassistenten mitbringt.

Tolerabel eingepreist sind zudem die Extras, die Kia typischerweise in Paketen bündelt. 890 Euro kostet beispielsweise das Navigationspaket (mit 8-Zoll Kartennavi inklusive Sieben-Jahres-Update, Verkehrszeichenerkennung und JBL-Soundsystem). Für 1090 Euro ist ein Technologiepaket, das neben einem intelligenten Parksystem, induktivem Smartphone-Laden und schlüssellosem Zugang auch den erwähnten und in dieser Klasse nicht üblichen Stauassistenten umfasst.

Was er kostet: Ab 22.090 Euro, als "Spirit" ab 24.690 Euro. Das Doppelkupplungsgetriebe DCT7 kostet 1600 Euro Aufpreis.

Was wir meinen: Nein, ein Dumpingangebot ist der Kia Ceed längst nicht mehr. Doch der Kunde kriegt viel für sein Geld: Saubere Verarbeitung, modernes und intuitiv bedienbares Infotainment, viele Assistenzsysteme und nicht zuletzt die markentypisch großzügige Sieben-Jahres-Garantie. Gewünscht hätten wir uns einen etwas rücksichtsvolleren Fahrkomfort.

Hubraum 1353 ccm, Zylinder 4, Leistung 103 kW/140 PS bei 6000/min, max. Drehmoment 242 Nm bei 1500 bis 3200/min, Spitze 210 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 8,9 sec, Normverbrauch innerorts 6,7 - 6,6, außerorts 5,0 - 4,8, kombiniert 5,7 - 5,5 l S pro 100 km, Testverbrauch 7,2 l S/100 km, CO2-Emission 129 - 125 g/km, Schadstoffklasse Euro 6d-Temp, Energie-Effizienzklasse B, Länge 4,31 m, Breite 1,80 m ohne, 2,06 m mit Außenspiegeln, Höhe 1,45 m, Kofferraum 395 bis 1291 l, Tank 50 l, Leergewicht 1315 kg, zulässiges Gesamtgewicht 1820 kg, Zuladung 505 kg, Anhängelast 1410 kg (gebremst), 600 kg (ungebremst). DCT7-Doppelkupplungsgetriebe, Frontantrieb. Versicherungs-Typklassen 16 (KH), 22 (VK), 20 (TK). Preis ab 22.090 Euro (Handschalter) bzw. ab 23.690 Euro (DCT7).

Ulla Ellmer

Im Fahrbericht: Kia Ceed 1.4 T-GDI