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Gwangju soll an Erfolg der Pyeongchang-Spiele anknüpfen

Schwimm-WM: 2600 Athleten reisen an

Gwangju soll an Erfolg der Pyeongchang-Spiele anknüpfen

"Light of Water": Gwangju begrüßt die besten Schwimmer der Welt.

"Light of Water": Gwangju begrüßt die besten Schwimmer der Welt. picture-alliance

Anderthalb Jahre nach den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang steht für Südkorea das nächste sportliche Großereignis vor der Tür. Die Schwimm-Elite misst bei den Weltmeisterschaften vom 12. bis zum 28. Juli in der südwestlichen Stadt Gwangju ihre Kräfte. Mit 2623 gemeldeten Athleten aus 194 Ländern verspricht der Weltverband FINA eine rekordverdächtige Teilnehmerzahl. Ein ähnliches Teilnehmerfeld hatte es bei den vorolympischen Titelkämpfen 2015 in Kasan gegeben. Aus sportlicher Sicht stehen die Wettbewerbe diesmal ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Tokio international wieder besonders im Fokus. Bei der WM geht es zum Teil auch um Olympia-Startplätze.

Doch eine Hoffnung müssen die Organisatoren kurz vor der Eröffnung wohl endgültig begraben: Alle Aufrufe in Richtung Nordkorea, eigene Sportler zu schicken, verhallten. "Die Chancen sind jetzt nur noch sehr gering", sagte ein Sprecher des Nationalen Olympischen Komitees mit Blick auf die Teilnahme des Nachbarlandes.

Unter dem euphorischen Slogan "Dive into Peace" (Sprung in den Frieden) sollte die WM nicht nur aus organisatorischer Sicht an die erfolgreiche Ausrichtung der Spiele von Pyeongchang anknüpfen. Die Winterspiele hatten auch die innerkoreanische Annäherung einschließlich des sportlichen Austausches weitergebracht.

Die Führung des isolierten Landes im Norden schickte damals nicht nur Athleten, sondern auch hochrangige Delegationen. Ein politischer Dialog kam dadurch rascher in Gang. Südkoreas Präsident Moon Jae In und der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un einigten sich später im September bei einem ihrer Gipfeltreffen auch auf eine gemeinsame Bewerbung um die Olympischen Spiele 2032. Erst kürzlich hatten die Präsidenten beider NOKs laut Angaben der südkoreanischen Seite bei der Session des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Lausanne das Vorhaben bekräftigt.

Durch die Zusammenarbeit bei internationalen Wettbewerben wie einer WM könnten beide Länder für ihre Bewerbung Punkte sammeln. Auch zu den Olympischen Spielen in Tokio 2020 sollen gemeinsame Teams gebildet werden.

Kein Schwimmunterricht in Südkorea

Doch auch ohne Nordkorea sollen von der Schwimm-WM Signale des Friedens ausgehen. Wenn die Eröffnungsfeier am Freitag steigt, soll unter dem Motto "Light of Water" (Licht des Wassers) gezeigt werden, "wie sich die Gewässer der Erde zu einer einzelnen Welle im Geist der Demokratie und des Friedens erheben" - so die Idee. Gwangju war Vorreiter in der Demokratisierungsbewegung des Landes und in den 80er Jahren Schauplatz zahlreicher Demonstrationen.

Jetzt erhofft sich die Stadt und die Provinz Süd-Jeolla durch die WM auch weltweit erhöhte Aufmerksamkeit. Aber auch generell für den Schwimmsport soll Werbung gemacht werden. In den südkoreanischen Schulen gibt es in der Regel keinen Schwimmunterricht. "Wir hoffen, den Sport entwickeln zu können", sagte der Sprecher des OK, Sung Baik You, der in dieser Funktion schon für Olympia gearbeitet hatte. Das Land bräuchte mehr Schwimmanlagen, sagt Sung.

Für die WM setzen die Organisatoren bei den fünf Wettkampfstätten auf das Konzept der "geringen Kosten und hohen Effizienz". Der FINA-Partner Myrtha Pools baute für das Schwimm-Spektakel fünf, aber nur für den temporären Gebrauch bestimmte Becken neu, einschließlich zweier Aufwärmbecken. Abgesehen vom Freiwasserschwimmen in Yeosu an der Südküste ist davon nur die Schüssel für das Beckenschwimmen im städtischen Wassersportzentrum an der Nambu-Universität permanent.

Temporäre Anlagen

"Sämtliche temporäre Anlagen werden nach der WM wieder abgebaut", sagt die Baustellen-Managerin Kim Seo Yeon. Die Kosten für die Instandhaltung wären ansonsten zu hoch.

Zwar fehlt dem Gastgeberland der ganz große Star in den eigenen Reihen. Doch liegt der Ticketverkauf soweit im Plan. Bis zum Dienstag wurden von insgesamt angebotenen 419.000 Tickets über 308.000 verkauft, knapp 6280 gingen ins Ausland. Damit seien fast 84 Prozent des Ziels von 90 Prozent erreicht, sagte eine Sprecherin.

Südkorea stellt mit 82 Athleten sein bisher größtes Starter-Kontingent bei einer Schwimm-WM, Deutschland reist in einer schwierigen Zeit mit mehr als 60 Sportlern an. Südkoreas Olympiasieger Park Tae Hwan ist allerdings nicht am Start. Bereits die Asien-Spiele im vergangenen Jahr in Indonesien hatte er abgesagt, so dass Kommentatoren schon über seinen möglichen Rücktritt spekulierten. Park, der 2008 in Peking als erster südkoreanischer Schwimmer eine Olympia-Medaille gewonnen hatte, kündigte aber an, beim nationalen Sportfestival im Oktober wieder starten zu wollen.

aho/dpa