"Ich genehmige eine Wiederaufnahme des Verfahrens gegen den Angeklagten David Duckenfield", sagte Richter Peter Openshaw am Dienstag. Dem mittlerweile 74-jährigen Duckenfield wird grob fahrlässiger Totschlag in 95 Fällen vorgeworfen. Er war der diensthabende Kommandant am Tag der Hillsborough-Katastrophe, die 96 Menschen das Leben kostete. Da das letzte Opfer mehr als ein Jahr nach der Katastrophe starb, kann es rechtlich nicht mit dem Fall in Verbindung gebracht werden.
Prozess soll am 7. Oktober beginnen
Im April war Duckenfield einer Verurteilung entgangen, weil eine Jury nach zehnwöchiger Verhandlung zu keinem Urteil gekommen war. Nun soll der Prozess am 7. Oktober am Preston Crown Court in der Nähe von Liverpool wiederaufgenommen werden.
Am 15. April 1989 waren 95 Anhänger des FC Liverpool beim FA-Cup-Halbfinale gegen Nottingham Forest bei einer Panik im völlig überfüllten Gästeblock zu Tode gequetscht worden, 766 weitere Personen wurden verletzt, ein weiterer Fans starb nach langem Kampf im Krankenhaus. Jahrelang war - auch wegen einer großangelegten Vertuschungsaktion der Polizei - behauptet worden, das Fehlverhalten der Zuschauer sei schuld an der Tragödie gewesen.
Erst im April 2016 erklärte die Jury einer Untersuchungskommission, dass die Opfer "rechtswidrig getötet" worden seien. Eine Fehleinschätzung der Polizei, die ein Tor geöffnet hatte, durch das etwa 2000 Fans auf die bereits völlig überfüllte Gästetribüne kamen, war demnach der Grund für die Katastrophe. Alle 96 Fußball-Fans seien komplett ohne eigenes Verschulden getötet worden.
Duckenfields Versagen an jenem Tag, "war außerordentlich schlecht und trug maßgeblich zu dem Tod jedes einzelnen der 96 Menschen bei, die so tragisch und unnötig ihr Leben verloren haben", hatte die Staatsanwaltschaft bei der ersten Anklageerhebung erklärt.
Hier finden Sie eine Chronologie der Ereignisse seit der Hillsborough-Katastrophe im April 1989
