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Die Tennis-Welt verneigt sich vor der Gräfin

Sport-Legende Steffi Graf wird 50

Die Tennis-Welt verneigt sich vor der Gräfin

Fräulein Vorhand, Tennis-Ikone, Sport-Botschafterin: Steffi Graf wird 50.

Fräulein Vorhand, Tennis-Ikone, Sport-Botschafterin: Steffi Graf wird 50. picture alliance (3)

Fräulein Vorhand, Tennis-Ikone, Sport-Botschafterin. Siebenmalige Wimbledonsiegerin, 22 Triumphe bei Grand-Slam-Turnieren, 377 Wochen die Nummer eins der Welt. Stefanie Maria Graf, seit jeher und von jedem nur Steffi genannt, verzauberte in den 1980er- und 90er-Jahren die (Tennis-)Welt. Um einen der größten Sport-Stars des Landes zu würdigen, scheint kein Superlativ zu hochgegriffen. "Man hat sie ja nicht umsonst die Gräfin genannt, weil sie einfach einmalig ist. So eine Spielerin werden wir wahrscheinlich nie wieder haben", sagt Boris Becker.

Neues Leben in Las Vegas

Am Freitag (14. Juni) wird Graf 50 Jahre alt. Doch während ihr männliches Tennis-Legenden-Pendant wahlweise als Fernseh-Experte oder Herren-Chef im nationalen Verband omnipräsent ist und wegen seines Privatlebens regelmäßig für Schlagzeilen sorgt, lebt Graf mit ihrem Mann Andre Agassi - verheiratet seit 2001 - und den Kindern Jaden Gil (17) und Jaz Elle (15) zurückgezogen und weitgehend unbehelligt in Las Vegas in den USA.

Interviews gibt sie nur ganz selten, öffentliche Auftritte für Sponsoren oder ihre Stiftung "Children for Tomorrow", die sich um Hilfe für traumatisierte Kinder kümmert, sind rar. Zuletzt erzählte Graf Anfang des Jahres Reportern der australischen Zeitung "Herald Sun", dass ihre Kinder nicht mitfliegen konnten, weil sie zur Schule gehen mussten. Der "Gala" verriet sie einmal, dass sie mutiger sei als ihr Mann, wenn es darum ginge, mit einem Fallschirm aus dem Flugzeug zu springen. Der "Bild am Sonntag" sagte sie vor einem Jahr, dass sie sich "nie" mit ihrem Mann streite. Ansonsten aber gewährt sie kaum Einblicke in ihr Leben.

Letzter Sieg in Paris "wundervollste Erinnerung meiner Karriere"

Das der Tennisspielerin Steffi Graf endete im August 1999 bei einem Turnier in San Diego. Zuvor hatte sie in jenem Jahr bei den French Open in Paris den letzten ihrer 22 Grand-Slam-Titel geholt, mit einem 4:6, 7:5, 6:2 gegen die Schweizerin Martina Hingis in einem der denkwürdigsten Endspiele der Geschichte, zum Sieg getrieben von einem außergewöhnlich fanatischen Pariser Publikum. Später sprach Graf einmal von der "wundervollsten Erinnerung meiner Karriere".

Die Krönung erfolgte 1988 mit dem Golden Slam

Während ihrer einzigartigen Laufbahn gewann sie 107 Turniere. Neben den sieben Wimbledon-Trophäen stehen noch sechs French-Open-, fünf US-Open- und vier Australian-Open-Pokale in ihrer Vitrine. Die Statistiken der Damen-Organisation WTA listen 902 Siege und 115 Niederlagen im Einzel und ein Karriere-Preisgeld von 21,9 Millionen Dollar auf. 1988 krönte sich die Gräfin mit dem Golden Slam, als sie alle vier großen Turniere gewann und bei Olympia in Seoul Gold holte.

Rekorde über Rekorde

Graf war zudem mit 13 Jahren und vier Monaten die jüngste Spielerin, die je in der Weltrangliste geführt wurde. In 32 Minuten fertigte sie Natalia Zwerewa 1988 im Finale der French Open mit 6:0, 6:0 ab, bis heute der schnellste Finalsieg in der Grand-Slam-Geschichte. 13 Grand-Slam-Finals in Serie, mindestens vier Siege sowie eine erfolgreiche Titelverteidigung bei jedem Grand Slam sind ebenfalls einmalig.

Jahrhundertsportlerin Graf feiert ein halbes Jahrhundert

Graf wurde in Deutschland fünfmal als Sportlerin des Jahres ausgezeichnet - so oft wie keine andere Sportlerin. Entsprechend wurde sie von den deutschen Sportjournalisten 1999 zur Jahrhundertsportlerin in Deutschland gewählt. Von der Gazzetta dello Sport und der Women's Sport Foundation wurde Graf jeweils als Weltsportlerin des Jahres geehrt. Die Vereinigung der europäischen Sportjournalisten machte sie gleich dreimal zu Europas Sportlerin des Jahres. Von der WTA wurde Graf achtmal zur Spielerin des Jahres gekürt. 2009 erhielt die Ehrenbürgerin Baden-Württembergs das Bundesverdienstkreuz. Mittlerweile gehört Graf sowohl der International Tennis Hall of Fame als auch der Hall of Fame des deutschen Sports an.

Sie musste aber auch persönliche Tiefschläge einstecken wie das Steuerverfahren gegen ihren Vater Peter Graf. Doch darüber, wie sie ihren runden Geburtstag feiert, wie sie lebt und wie ihr Alltag heute aussieht, sprach sie zuletzt nicht öffentlich.

Dafür sprachen und sprechen andere über sie: von Boris Becker über Angelique Kerber bis hin zu Gabriela Sabatini oder Tommy Haas.

Noch heute gilt sie vielen Spielerinnen als Vorbild und Rollenmodell. "Du hast mit deinen großen Triumphen nicht nur ganz Deutschland verzaubert, sondern auch meine Biografie geprägt. In den Jahren, in denen ich als kleines Mädchen vor dem Fernseher eifrig deine größten Triumphe verfolgte, ist mein eigener Traum gewachsen, es dir einmal gleichzutun", schrieb Kerber. Die Argentinierin Sabatini sagte während der French Open den schönen Satz: "Ich hatte das Glück, Steffi auf der anderen Seite des Netzes zu haben, denn jedes Mal, wenn ich gegen sie gespielt habe, war ich eine bessere Spielerin."

Haas: "Steffi ist eine der Größten im Tennis überhaupt"

Für den früheren Spitzenspieler Tommy Haas ist Graf im Tennis eine "der Allergrößten aller Zeiten". "Wir brauchen nicht darüber reden. Steffi ist eine absolute Weltklassespielerin gewesen, eine der Größten im Tennis überhaupt", sagte der 41-Jährige. "Sie ist eine wirklich tolle Frau. Ich wünsche ihr nur das Beste. Alles Gute zum Geburtstag!"

Becker: "Es tut ein bisschen weh, 50 zu werden, aber man kommt drüber"

Der 51 Jahre alte Becker gratulierte ebenfalls. "Glückwunsch von meiner Seite, es tut ein bisschen weh, 50 zu werden, aber man kommt drüber", sagte der dreimalige Wimbledonsieger. Nur diesen einen Wunsch, den wird ihm Graf wohl nicht erfüllen. "Es würde mich freuen, wenn sie häufiger bei Grand Slams wäre", sagte Becker. "Aber sie lebt ihr eigenes Leben."

Und dies glücklich mit ihrem Ehemann Andre Agassi (49). Der ehemalige Tennisprofi hat seiner Ehefrau anlässlich des bevorstehenden 50. Geburtstags eine öffentliche Liebeserklärung gemacht. "Sie lebt nach ihren Werten, ist ihnen treu. Sie redet nicht, sie lebt einfach. Sie hat einen überragenden Spirit", sagte Agassi der Bild. Auf die Frage, was er an seiner Frau bewundere, sagte er: "Dass die Beziehung immer tiefer wird."

Agassi lachend: "Ich hoffe nur, dass sie mich nicht verlässt!"

Die Frage, ob es ein Geheimnis für ihr Liebes-Glück gebe, beantwortete Agassi mit den Worten: "Ich glaube nicht, dass es ein wirkliches Geheimnis für eine glückliche Ehe gibt, aber es gibt einige notwendige funktionierende Teile. Zwei Menschen, die sich gegenseitig respektieren und lieben, und das auf eine Weise, die Disziplin und Engagement in sich vereint."

Lachend sagte Agassi: "Ich hoffe nur, dass sie mich nicht verlässt! Ich wünsche jedes Jahr, dass sie bei mir bleibt und dass sie auch die nächsten 20 Jahre bei mir bleibt."

mas/dpa/sid