Regionalliga

Oldenburgs Trainer Dario Fossi: "Das Geld kommt später"

Aufstiegscoach spricht auch über seine Zeit in Wilhelmshaven

Oldenburgs Trainer Fossi: "Das Geld kommt später"

Wurde bei den Kickers Offenbach ausgebildet und spielte später für Neumünster, Wilhelmshaven, Oberneuland und Rehden: Dario Fossi.

Wurde bei den Kickers Offenbach ausgebildet und spielte später für Neumünster, Wilhelmshaven, Oberneuland und Rehden: Dario Fossi. imago

Herr Fossi, Aufsteiger mit schmalem Portemonnaie haben oftmals ein schweres und kurzes Leben in der Regionalliga. Weshalb wird es für den VfL besser laufen?

Schwer werden wir es auch haben, keine Frage. Deshalb haben wir im Verein ja auch lange darüber gesprochen, ob wir für die Regionalliga melden, denn die finanziellen Mittel können nicht sonderlich erhöht werden. Ich bin aber sicher, dass wir mit unserer Mannschaft die Klasse halten können. Dafür war unsere Qualität in der Oberliga einfach zu gut, als dass ich sagen würde, uns fehlt das Niveau komplett. Und falls es am Ende wieder runtergehen sollte, dann geht es eben wieder runter. Das wäre kein Beinbruch, weil wir über ein gesundes Fundament verfügen und kein Geld rauspulvern.

Trainersteckbrief Fossi
Fossi

Fossi Dario

VfL Oldenburg - Vereinsdaten
VfL Oldenburg
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SV Wilhelmshaven - Vereinsdaten
SV Wilhelmshaven

Gründungsdatum

19.07.1972

Vereinsfarben

Gelb-Rot

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Regionalliga Nord - 1. Spieltag
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Regionalliga Nord - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
1. FC G. Egestorf/Langreder 1. FC G. Egestorf/Langreder
3
2
SSV Jeddeloh II SSV Jeddeloh II
3
BSV SW Rehden BSV SW Rehden
3

War die Meldung für die Regionalliga eine Bedingung für Ihre Vertragsverlängerung im Frühjahr?

Nein, ich hätte es auch verstanden, wenn der Verein es nicht gemacht hätte. Der Sprung nach oben kam jetzt super überraschend. Die Jahre zuvor ging es schließlich immer gegen den Abstieg in der Oberliga. Verlängert habe ich, weil ich mich hier wohlfühle. Für mich ist es gut, hier zu sein, weil ich beim VfL in Ruhe arbeiten kann und es einfach sehr familiär und freundschaftlich zugeht. Das kenne ich auch anders, weil das Geschäft eben anders ist. Da gibt es normalerweise keine Freundschaft. Da bist du heute der Held, morgen verlierst du zweimal und bist weg.

Viele Spieler sehen leider nicht, dass sie sich bei uns über die Spielpraxis in der Regionalliga besser entwickeln könnten.

Auf dem Transfermarkt waren Sie bisher sehr zurückhaltend, einzig Conrad Azong verfügt über nachhaltige Regionalliga-Erfahrung. Was wird sich im Kader noch tun?

Mit Efkan Erdogan haben wir jetzt einen Spieler dazubekommen, der richtig Qualität mitbringt. Es geht also nicht immer um Regionalliga-Erfahrung, sondern um Regionalliga-Format. Wir haben zudem begrenzte Möglichkeiten. Wenn ich irgendwo anrufe, wird oft gedacht, ich sei vom VfB Oldenburg. Dann muss ich erst einmal klarstellen: "Nee, nicht VfB, sondern VfL Oldenburg. Die mit den grünen Trikots..." Dann läuft das Gespräch meist direkt anders (lacht). Die Konkurrenz durch den VfB, Jeddeloh und auch Rehden hier in der Region ist wirklich hart. Viele Spieler sehen leider nicht, dass sie sich bei uns über die Spielpraxis in der Regionalliga besser entwickeln könnten. Das Geld käme dann halt erst in ein oder zwei Jahren, wenn sie zu einem noch viel besseren Klub wechseln könnten.

Eine Achse aus einigen erfahrenen Spielern scheint im Kampf gegen den Abstieg allerdings unabdingbar.

Natürlich wäre das für alle ein wenig beruhigender, das Spiel läuft dann auch ein wenig anders. Der Verein ist da aber vielleicht ein bisschen aufgeregter als ich. Ich glaube schon, dass sich in den nächsten Wochen noch das eine oder andere für uns ergeben wird.

Wie groß ist bereits die Vorfreude auf das Stadtderby gegen den VfB Oldenburg?

Das werden sicherlich zwei super Spiele vor einer tollen Kulisse. Die Stadt freut sich darauf. Ich freue mich aber ohnehin volle Kanne auf die neue Saison. Spiele gegen Werder Bremen, den HSV, Lübeck und auch das zweite Derby gegen Jeddeloh sind deutlich attraktiver als die Partien in der Oberliga.

Hegen Sie Groll auf den Stadtnachbarn, der neben Joshua König auch Ihren Torjäger Pascal Steinwender vom VfL verpflichtet hat?

Ich wäre gerne mit dem kompletten Kader der Vorsaison in die Regionalliga gegangen und bin felsenfest davon überzeugt, dass wir mit der Truppe keine Angst in der Regionalliga hätten haben müssen. Pascal Steinwender war in der Vorsaison keinen Deut schlecht, hat da aber nur sieben Tore erzielt. Jetzt macht er 20 Tore und der VfB ist Feuer und Flamme für ihn. Pascal traue ich den Sprung definitiv zu, an Joshuas Stelle wäre ich lieber noch ein Jahr bei uns geblieben, weil der VfB wenig Geduld hat und am besten heute statt morgen aufsteigen muss. Ich muss aber auch sagen, dass die Gespräche immer fair abgelaufen sind und wir stets auf dem Stand der Dinge waren. Und wir wissen auch, wie es im Fußball läuft. Wir fressen dann ja auch wieder andere Vereine auf wie jetzt bei Efkan Erdogan. Den hätte Heeslingen ja auch gerne behalten, aber er kommt zu uns, weil wir in der Regionalliga spielen.

Sie sind sehr vereinstreu und waren als Spieler elf Jahre bei Kickers Offenbach und mehr als zehn Jahre beim SV Wilhelmshaven. Wird es beim VfL Oldenburg eine "Ära Fossi" geben?

Ich bin schon ein treuer Mensch und bleibe gerne bei einem Verein, wenn ich mich dort wohlfühle. Ich habe deswegen auch mal bessere Angebote als Spieler abgelehnt und sehe mich aktuell als Trainer auch in den nächsten Jahren beim VfL, aber das ist kein Versprechen, Natürlich habe ich aber auch persönlich einiges vor und möchte in den nächsten Jahren wachsen und das Bestmögliche rausholen. Wenn sich dann einmal die Chance ergeben sollte, höherklassig zu arbeiten, möchte ich das natürlich machen.

Unter dem Vorwand einer Platzbegehung wurde ich damals hergebeten. Dann wurde mir der Brief mit meiner Entlassung in die Hand gedrückt.

Fossi über seine Entlassung in Wilhelmshaven

Wie haben Sie in Wilhelmshaven den Zwangsabstieg 2014 erlebt?

Beim ersten Punktabzug haben wir noch darüber geschmunzelt, weil es in der Saison ja ohnehin keine Absteiger gab. Danach wurde es für alle sehr belastend, vor allem nach dem Urteil des Zwangsabstiegs. Der DFB macht es sich in diesem Fall auch einen Tick zu einfach. Natürlich sind wir sportlich abgestiegen, aber wenn du so eine Nachricht direkt zu Beginn der Saison bekommst, ist die Luft eben auch raus. Dennoch ist das ganze Prozedere aktuell eine Katastrophe, da bedarf es jetzt einfach mal einer Entscheidung. Für alle Beteiligten ist dieses Hin und Her doch nur noch eine Farce.

Dario Fossi

Als Trainer wirkte Dario Fossi zunächst in Wilhelmshaven, später bei Rehden und nun beim VfL Oldenburg. imago

Ihr Ende in Wilhelmshaven lief allerdings unschön, die Entlassung im November 2015 bezeichneten Sie als "unter aller Sau".

Das war es auch. Mich kann man ja entlassen, das ist kein Problem. Die Art und Weise ging aber einfach nicht. Unter dem Vorwand einer Platzbegehung wurde ich damals hergebeten. Dann wurde mir der Brief mit meiner Entlassung in die Hand gedrückt, das wurde mir also nicht einmal persönlich mitgeteilt. Das war nicht okay, nachdem ich so lange im Verein war. Statt mir hat der Verein Leuten ohne Fachkompetenz vertraut. Im Endeffekt hat es aber etwas Gutes gehabt. Wer weiß, ob ich sonst jetzt mit dem VfL in der Regionalliga spielen würde?

Würden Sie sich freuen, wenn die Wilhelmshavener am Ende des Streits tatsächlich wieder in die Regionalliga eingegliedert würden?

Das würde ich, weil es schön wäre, wenn es in Wilhelmshaven wieder vorangeht. Ich bin mir allerdings zu 100 Prozent sicher, dass der Verein es dann nicht hinbekäme. Dort steckt nichts dahinter, der Verein wird mit zwei Leuten geführt. Die haben kein Geld, keine Arbeitsplätze, kein Funktionsteam. Es gibt noch immer keine erkennbare Struktur, der SVW ist quasi "verbrannt" und muss sich zahlreich neu aufstellen. In meinen Augen käme der DFB günstiger davon, wenn sie den Verein einfach wieder eingliedern, weil er nach einem Jahr ohnehin wieder absteigen würde.

Interview: Karsten Lübben