Champions League

Liverpools Nacht der Tränen: "Sind sogar im Minus"

Reds nach dem verlorenen Champions-League-Finale gegen Real

Liverpools Nacht der Tränen: "Sind sogar im Minus"

Wieder nur der Gang vorbei: Jürgen Klopp verlor auch sein zweites CL-Finale.

Wieder nur der Gang vorbei: Jürgen Klopp verlor auch sein zweites CL-Finale. Getty Images

Aus Kiew berichtet Martin Gruener

Weiß und Rot brummten im Takt. Im Bauch des Kiewer Stadions warteten die beiden Mannschaftsbusse von Real und Liverpool einträchtig nebeneinander, beide mit laufendem Motor. Erst als der Fahrer von Real merkte, dass es womöglich etwas länger dauert, weil die Spieler der Madrilenen in der Kabine den Henkelpott-Hattrick feierten, machte er seine Dieselmaschine doch lieber aus.

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Champions League - Finale in Kiew
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Liverpools Spieler und Jürgen Klopp saßen da bereits fast alle auf ihren Sitzen. Nur wenige wollten vor dem Einsteigen über die finale Niederlage reden, wer es tat, wie Dejan Lovren oder Kapitän Jordan Henderson, verwendete zu Beginn fast immer ein Wort: "Devastated" - zu Deutsch: "Am Boden zerstört." Loris Karius ging schweigend, aber schwer gezeichnet zum Bus. Vorher hatte er sich auf dem Platz weinend bei den Fans, dann in einem Statement bei den Mitspielern und "allen im Verein" entschuldigt. "Ich habe meiner Mannschaft das Spiel verloren", sagte der 24-Jährige völlig aufgelöst.

Viele hier im Raum werden diesen Fehler nicht vergessen.

Klopp über Karius zu den anwesenden Journalisten

Die ganze Welt war Zeuge seiner folgenschweren Patzer gewesen. In der 51. Minute warf er dem cleveren Karim Benzema den Ball an den ausgestreckten Fuß - 0:1. Dann ließ Karius einen haltbaren Fernschuss von Gareth Bale durch die Finger flutschen, statt zur Not zu fausten - 1:3, und damit die Entscheidung sieben Minuten vor Schluss. Erst mit etwas Abstand versuchten auch die Kollegen ihn zu trösten, nachdem auf dem Platz zunächst die Real-Spieler wie Nacho und Matchwinner Bale, dann Liverpools Torwarttrainer John Achterberg bei ihm waren. "Die Fehler waren klar. Er weiß es, Sie wissen es. Er muss damit leben, wir werden damit leben", sagte Klopp konsterniert bei der Pressekonferenz nach dem Finale.

Häme, Spott und Mitgefühl für niedergeschlagenen Karius

Wie es heutzutage fast ein Naturgesetz zu sein scheint, wurden nicht nur in sozialen Medien Häme und Spott über Karius ausgegossen, es gab auch Mitgefühl. Klopp appellierte an die Journalisten: "Viele hier im Raum werden diesen Fehler nicht vergessen. Ich hoffe sehr, dass Ihre Fehler nicht so sehr in Erinnerung bleiben werden wie diese."

Der Coach selbst sah ansonsten keine Schuld bei sich oder seinem Team. Er würde in der Vorbereitung alles wieder so machen, erklärte er. Dass die drei Gegentreffer durch zwei Torwartfehler und Bales sensationellen Fallrückzieher fielen, lässt sich ihm auch kaum vorwerfen. Immerhin gelang es durch Sadio Manés zwischenzeitlichen Ausgleich, einen doppelten Schock teilweise wegzustecken. Denn noch etwas kam nach nicht einmal einer halben Stunde im Spiel ja erschwerend hinzu: Der Ausfall von Torjäger Mohamed Salah, nachdem die Reds zuvor einen starken Start hingelegt hatten. "Wir wollten alles und haben nichts, oder sind sogar im Minus, weil wir mit Mo einen wichtigen Spieler verloren haben. Auch Ägypten hat wahrscheinlich einen sehr wichtigen Spieler für die WM verloren."

Ägypten bangt, weil es bei Salah "nicht gut" aussieht

Noch am frühen Sonntagmorgen war unklar, wie schwer Salah nach dem (ungeahndeten, aber allenfalls Gelb-würdigen) Foul von Sergio Ramos an der linken Schulter verletzt ist. Den Arm in einem dunkelblauen Verband gelegt, ging er still zum Bus. Ganz Ägypten hofft, dass er es zur WM schafft. Klopp allerdings sagte noch vor der eingehenden Untersuchung im Krankenhaus: "Es sieht nicht gut aus." Die Nacht von Kiew wird nicht nur Liverpool und Karius bitter in Erinnerung bleiben.

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