Regionalliga

Zorniger: "Wir sind nicht überall beliebt"

Leipzig: Ungeschlagen ins neue Jahr

Zorniger: "Wir sind nicht überall beliebt"

Kein Grund zur Sorge für Trainer Alexander Zorniger: RB Leipzig ist ungeschlagener Tabellenführer.

Kein Grund zur Sorge für Trainer Alexander Zorniger: RB Leipzig ist ungeschlagener Tabellenführer. imago

Herr Zorniger, Sie haben vor der Saison gesagt, Leistung sei planbar, Erfolg nicht. Passt Ihnen die Relation zwischen Planung und Erfolg nach der Hälfte der Saison dennoch?

Alexander Zorniger: Beides passt hervorragend zusammen. Wir sind weiter ungeschlagen, sind zwölf Mal als Sieger vom Feld gegangen und haben dreimal Unentschieden gespielt. Da können wir berechtigt von einer erfolgreichen ersten Saisonhälfte sprechen. Ich bin vor allem mit der Art und Weise, wie meine Mannschaft aufgetreten ist, mehr als zufrieden. Auch in kritischen Phasen hat sie sich nie hängen lassen, die gesamte Vorrunde mit viel Herz agiert.

Sie haben bei einem Spiel weniger aktuell sechs Punkte Vorsprung auf Jena: Wer soll Ihre Mannschaft auf dem Meisterschaftskurs noch gefährden?

Zorniger: Wir haben uns einen großen Vorsprung erarbeitet. Unser Fokus liegt auf unseren Spielen. Erst in zweiter Linie schauen wir, was die Konkurrenz macht.

Was hat Ihnen in Ihrem ersten Halbjahr als RB-Coach besonders gefallen?

Zorniger: Die Mannschaft hat das System, das wir spielen wollen, angenommen. Sie hat einen guten Charakter und ist gewillt, immer wieder dazuzulernen. So hatten wir nach sechs Spielen acht Gegentore kassiert, danach in acht Partien nur noch drei, weil wir an kleinen Stellschrauben gedreht haben. Mit aggressiver Balleroberung ließen wir weniger zu. Und unsere Offensive hat eine extreme Qualität. So sind wir jederzeit in der Lage, Tore zu machen. Für das Trainerteam ist es befriedigend zu sehen, wie die Mannschaft mit dem nötigen Spaß tagtäglich arbeitet. Man muss sie nicht zum Spiel prügeln.

Und wo erwarten Sie noch eine Steigerung?

Zorniger: Das schnelle Pressen nach Ballverlust muss zur Grundtugend werden. Bei Ungenauigkeiten des Gegners wollen wir sofort da sein, wie ein Sprinter aus dem Startblock katapultieren. Die absolute Geilheit auf den Ballgewinn muss noch weiter verinnerlicht werden.

Hat Dominik Kaiser, der immerhin schon in der Bundesliga für Hoffenheim spielte, Ihre Erwartungen erfüllt?

Zorniger: Mehr als das. Er hat nicht nur den wichtigen Ausgleich gegen Jena geschossen, er hat in der gesamten Hinrunde unser Spiel sehr gut gesteuert. So hat die Achse Innenverteidigung, Mittelfeld und Angriff hervorragend funktioniert. Im Übrigen ist Dominik Kaiser auf dem Feld einer von den Gegnern am meisten unterschätzten Spieler. Da er vom Typ wie 14 wirkt, haben die meisten bald keinen Spaß mehr, wenn er ständig die Zweikämpfe gewinnt.

Torjäger Daniel Frahn trifft und trifft. Haben Sie einen Plan B in der Tasche, falls dem Goalgetter mal etwas passieren sollte?

Zorniger: Es würde unser Spiel natürlich nicht besser machen, wenn er ausfallen würde. Carsten Kammlott und Tom Nattermann haben auch ihre Qualitäten, aber speziell im Angriff sind wir dünn besetzt, da würde uns Verletzungspech sehr treffen.

Legen Sie im Winter nach?

Zorniger: Es wäre fahrlässig, wenn wir uns im Angriff nicht umschauen würden. Aber erst jetzt werden wir die Hinrunde genau analysieren und dann entscheiden, wo wir noch nachlegen sollten. Gehen wird kein Spieler.

Schielen Sie manches Mal auf die Ergebnisse der anderen Staffeln, um etwaige Gegner für die Relegation auszumachen?

Zorniger: Da ich sehr am Fußball im Allgemeinen interessiert bin, schaue ich mir viele Tabellen in den verschiedenen Ligen an. Natürlich gucke ich auch auf die anderen Regionalligastaffeln, aber es bringt nichts, jetzt schon zu spekulieren, wer der Gegner sein könnte. Das machen wir, wenn es soweit ist.

Die Zuschauerzahl in der heimischen Red-Bull-Arena steigt stetig. Fühlen Sie sich in Leipzig angenommen?

Zorniger: Die Zuschauer waren schon in der vergangenen Saison sehr zahlreich. Dass nun noch mehr kommen, hängt natürlich auch mit unserem Erfolg zusammen. RB öffnet sich in vielen Bereichen, und die Fans spüren die Nahhaltigkeit, mit der unser Verein aufsteigen will. Die Leipziger wollen endlich höherklassigen Fußball sehen.

Spüren Sie dies auch im normalen Umgang in der Stadt?

Zorniger: Ja, wir bekommen viel Zuspruch von den Leipzigern. Insgesamt habe ich mich hier persönlich sehr gut eingelebt, nur der eigenwillige Fahrstil macht mir noch zu schaffen.

Trotz alledem gibt es vor allem auswärts immer noch Anfeindungen gegen den Verein. Wie nehmen Sie diese war?

Zorniger: Es ist klar, dass wir nicht überall beliebt sind. Damit müssen und können wir auch leben. Wenn es sich im Rahmen bewegt, habe ich damit kein Problem.

Interview: Martin Eisen