Doch Spielführer spielen immer - und immer gut. Sie dürfen mit der Chefetage über Prämien diskutieren, sind verlängerter Arm des Trainers, Sprachrohr der Mannschaft, charakterfest und sozial kompetent. Tim Sebastian wuchs all das irgendwann über den Kopf. Er riskierte mit allenfalls durchschnittlichen Leistungen seinen Platz und legte sich eine Art Schweigegelübde auf. Vergangene Saison war der in Mannschaftskreisen höchst beliebte Defensiv-Allrounder zunächst nur Ergänzungsspieler, seine Restlaufzeit schien vorbei. Tim Sebastian jedoch schwieg, trainierte gut und erhielt und nutzte seine Chance.
Der 28-Jährige ist auch unter Trainer Alexander Zorniger gesetzt, machte die ersten beiden Saisonspiele, ehe ihn ein Nasenbeinbruch stoppte. In Rathenow will Sebastian, der in den Mannschaftsrat gewählt wurde, wieder mitmischen. Reden will er nicht über seine gestiegenen Aktien. Wissend, dass der Fußball sehr schnelllebig ist. Wissend auch, dass weniger zuweilen mehr ist.
Guido Schäfer