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Castros Doppelgänger

Bayer Leverkusen - SC Freiburg 2:0 (1:0)

Castros Doppelgänger

Arbeitsplatz BayArena: Jakob Rhein im Einsatz in Leverkusen.

Arbeitsplatz BayArena: Jakob Rhein im Einsatz in Leverkusen. kicker

Besonders Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser durfte sich angesprochen fühlen. Er hatte in der Sommerpause von einer Fusion Bayers mit dem 1. FC Köln phantasiert und provozierte damit eine Reaktion der Leverkusener Fans. Deren Liebling wird Wolfgang Holzhäuser auf absehbare Zeit wohl nicht mehr.

Dafür hat sich beim keinesfalls berauschenden, aber hochverdienten Sieg der Leverkusener gegen Freiburg ein Anderer in den Vordergrund gespielt. Daniel Carvajal, für rund fünf Millionen Euro von Real Madrid II losgeeist, gab sein Startelfdebüt als Rechtsverteidiger und überzeugte auf ganzer Linie. Defensiv aufgrund der harmlosen Freiburger nur selten gefordert, dafür offensiv immer wieder mit guten Szenen. "Er hat hervorragende Fähigkeiten und einen unglaublichen Willen", sagte Gonzalo Castro nach dem Spiel über seinen neuen Doppelgänger auf der rechten Außenbahn. Castro und Carvajal ähneln sich nicht nur in ihrer Körperstatur, sondern auch sehr in ihrer Spielweise. Beide sind technisch stark, wendig und robust im Zweikampf. Darüber hinaus hat auch Castro spanische Wurzeln, womit er für den Neuzugang aus Madrid ein wichtiger Ansprechpartner darstellt.

Jakob Rhein

Jakob Rhein kicker

Beim DFB-Pokalspiel in Jena und beim Bundesligaauftakt in Frankfurt saß der kleine Spanier noch auf der Bank. Gegen Freiburg schenkte ihm das Leverkusener Trainer-Duo Lewandowski und Hyypiä zum ersten Mal das Vertrauen von Beginn an. "Er ist heute viel marschiert und hat seine Aufgabe sehr gut erfüllt", meinte Cheftrainer Sascha Lewandowski. In der Tat bekleidete Carvajal teilweise mehr die Position des Rechtsaußen als die des Rechtsverteidigers. Aufgrund dieser Offensivstärke passt der 20-jährige damit hervorragend in das neue Spielsystem der Leverkusener. Hyypiä und Lewandowski verlangen von den beiden Außenverteidigern, teilweise schon beim Spielaufbau weit in der gegnerischen Hälfte zu stehen, um sich dann immer wieder mit in das Offensivspiel einzuschalten. Dass dieses Spielsystem auch Risiken birgt, zeigte die 2:1 Niederlage beim Saisonauftakt in Frankfurt, als die Hintermannschaft von Bayer einem Hühnerhaufen glich.

Die Freiburger verstanden es dagegen kaum, die sich bietenden Räume auf der Leverkusener Außenbahn zu nutzen. Das war mitentscheidend dafür, dass sie ihre Heimreise in den Breisgau mit leeren Händen antreten mussten. Das war vor allem Gonzalo Castro, dem spielentscheidenden Mann, zu verdanken. Der 25-jährige erzielte die frühe Führung (8.) in einer für ihn eher untypischen Manier per Kopf, und schlug kurz nach der Pause die Ecke, die Innenverteidiger Philipp Wollscheid mit einem Kopfball ins Tor wuchtete (54.). "Wir hatten heute einfach keine Chance", erkannte Freiburgs Coach Christian Streich hinterher die spielerische Überlegenheit der Leverkusener an.

Castro und Carvajal könnten die neue spanisch-deutsche Achse auf der rechten Außenbahn Bayers werden. Das Bewerbungsschreiben der beiden fiel gegen Freiburg schon recht positiv aus. Carvajal hat offenbar auch die Leverkusener Fans auf Anhieb überzeugt. Bei seiner Auswechslung wurde er mit Standing Ovations verabschiedet. Wolfgang Holzhäuser kann von so viel Anerkennung seitens der Fans im Moment nur träumen.

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