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Subotic: "Ich bin jetzt auch im Angebot"

Abwehrspieler unterstützt den Fan-Protest

Subotic: "Ich bin jetzt auch im Angebot"

Jetzt auch ein Kandidat für die Unioner Innenverteidigung: Neven Subotic.

Jetzt auch ein Kandidat für die Unioner Innenverteidigung: Neven Subotic. imago images

Es lief die vierte Minute des Testspiels, als ein Raunen durchs Zoschke-Stadion in Berlin-Lichtenberg ging. Unions Abwehrspieler Neven Subotic grätschte am eigenen Strafraum Angreifer Patrick Jahn von Gastgeber SV Lichtenberg 47 ab. Eine risikoreiche, aber gelungene Aktion. Der prominente Neuzugang des 1. FC Union Berlin meldete sich am Montag einsatzbereit für den Ligastart gegen Leipzig - und fand zudem grundsätzliche Worte anlässlich des geplanten Stimmungsboykotts der Union-Ultras.

Im April hatte sich Subotic, den Union ablösefrei aus Saint-Etienne verpflichtete, noch in Diensten seines ehemaligen Arbeitgebers eine Knieverletzung zugezogen. Aufgrund dieser Blessur war er bei den Eisernen erst mit Verzögerung ins Mannschaftstraining eingestiegen. Am Montag absolvierte er in Lichtenberg nun seinen ersten Einsatz über die volle Distanz seit etwa vier Monaten. "Das war der letzte Schritt (auf dem Weg zurück, Anm. d. Red.)", sagte Subotic nach dem 4:1-Erfolg der Eisernen und erklärte: "Es war eine gute Leistung. Ich bin mit uns und mit mir persönlich zufrieden."

Einen Tag nach dem 6:0 im Pokal bei Viertligist Germania Halberstadt schossen die Doppelpacker Anthony Ujah und Sebastian Polter, die im 4-4-2 der zweiten Garnitur der Eisernen das Sturmduo bildeten, Union zum Erfolg über Regionalliga-Aufsteiger Lichtenberg. Subotic, der am Sonntag nicht ins Aufgebot für die Pokalpartie berufen worden war, bildete zusammen mit Marvin Friedrich, der in Halberstadt gesperrt gefehlt hatte, das Innenverteidigerduo.

Geht es nach dem ehemaligen Dortmunder, könnte Trainer Urs Fischer dieses Gespann wohl auch am Sonntag beim Bundesligastart gegen Leipzig (18 Uhr, LIVE! bei kicker.de) ins Rennen schicken. Seinen ersten Einsatz über 90 Minuten - die Partie wurde pünktlich abgepfiffen - habe er ohne Probleme weggesteckt. "Ich fühle mich okay. Wir hätten auch noch Nachspielzeit spielen können. Das ist eine Bestätigung für mich", sagte Subotic, einer von derzeit acht Innenverteidigern im Kader. "Hier herrscht das Leistungsprinzip. Von daher bin ich gespannt, wie sich das in den kommenden Wochen entwickelt, wie der Trainer entscheidet", fuhr der 30-Jährige fort und betonte: "Ich bin jetzt auch im Angebot."

Fischer warb, wie schon in der Vorwoche, allerdings weiter um Geduld mit seinem prominenten Schützling. Subotic sei nun zwar "einen Schritt weiter", außerdem habe man noch eine nahezu volle Trainingswoche bis zum Ligastart gegen Leipzig, "auch das wird ihm guttun", sagte der Trainer, meinte aber auch: "Man muss nicht das Gefühl haben, dass er nach vier Monaten, in denen er weg vom Fenster war, innerhalb von zwei Wochen wieder bereit ist."

In jedem Fall kann sich der Schweizer über weitere Alternativen für die Besetzung der Innenverteidigung freuen. Neben Subotic und Friedrich sollte auch Nicolai Rapp in Kürze wieder zur Verfügung stehen. Der 22-Jährige hatte das Pokalspiel in Halberstadt laut Klubangaben aufgrund eines Infekts verpasst. Am Sonntag und Montag trainierte der Defensivspezialist individuell. Ob er nach dem trainingsfreien Dienstag bereits am Mittwoch die Einheit mit der Mannschaft absolviert, ließ Fischer noch offen. "Da bin ich mir noch nicht sicher. Wenn du eine Woche krank ausfällst, musst du vorsichtig sein", sagte der 53 Jahre alte Coach, der bestätigte, dass Abwehrspieler Lennard Maloney (19) beim SV Meppen vorspielt, und der in Lichtenberg Rechtsverteidiger Julian Ryerson (nach Wadenverletzung) ein rund 30-minütiges Comeback ermöglichte.

Subotic unterstützt den Protest der Union-Fans

Neben diesen sportlichen Dingen war auch die Diskussion um den geplanten Stimmungsboykott der Ultras in den ersten 15 Minuten des Heimspiels gegen Leipzig erneut ein Thema. Nachdem sich Unions Torwart Rafal Gikiewicz am Montagvormittag via Instagram in die Debatte eingeschaltet hatte, positionierte sich am Abend auch Teamkollege Subotic. Dabei nutzte der Routinier die Gelegenheit zu ein paar grundsätzlichen Anmerkungen zum Zustand des (Welt-)Fußballs.

Aber ein Protest, der nicht wehtut, kommt meistens nicht so an und ist eher ein Luxusprotest.

Neven Subotic

"Als Spieler wünscht man sich in einer perfekten Welt immer 90 Minuten Vollgas. Aber ich habe auch Verständnis für die Ultras und ihre Position. Ich stelle mich hinter unsere Fans, was das betrifft", sagte der Routinier und erklärte: "Ich bin auch dafür, dass man am besten einen anderen Weg hat, um zu protestieren. Aber ein Protest, der nicht wehtut, kommt meistens nicht so an und ist eher ein Luxusprotest."

Alle bei Union, Spieler wie Fans, zahlten für den Protest gegen den bei vielen in Köpenick ungeliebten Brauseklub einen Preis, "und es ist ein sehr, sehr hoher Preis", bemerkte Subotic: "Wir hoffen, dass die Nachricht gehört wird und dass das Thema, also wieso protestiert wird, endlich mal ein bisschen mehr Anklang findet - auf nationalem und internationalem Niveau. Ich glaube, die Pläne für die nächsten zehn Jahre sind bei der Fifa schon geschmiedet, und die sehen nicht unbedingt gut aus für Vereine wie Union, die eine reiche Fankultur haben."

Subotic befürwortet starke Bundesliga

In dem Zusammenhang kritisierte der Deutsch-Serbe die Kommerzialisierung im Fußball, die er als "nicht förderlich" einstufte. "Es ist hilfreich für das Marketing, für den wirtschaftlichen Aspekt, aber die soziale und kulturelle Ebene wird dadurch nicht gedeckt. Langfristig sehe ich da sicherlich ein Problem", sagte Subotic und erklärte: "Ich bin ein Befürworter einer besseren Fokussierung auf die Liga, um sie als Ganzes zu stärken - statt drei, vier Vereine in Deutschland so stark zu entwickeln, dass sie in ein paar Jahren eine eigene internationale Liga haben."

Jan Reinold

Die Kapitäne der Bundesligisten