Mit einer auf Profi-Niveau gänzlich unerfahrenen Truppe, die sich hauptsächlich aus Spielern mit Regionalliga-Erfahrung zusammensetzt, begann der SV Atlas Delmenhorst sein "Heimspiel" im Weserstadion. Mit Torwart Urbainski und den Feldspielern Stütz, Prießner, Karli, Köster, Plendiskis und Lingerski bot Trainer Key Riebau immerhin gleich sieben ehemalige Bremer auf.
Werder-Coach Florian Kohfeldt schickte - mit einer Ausnahme - die Elf auf den Platz, die vor einer Woche beim Härtetest gegen den englischen Klub FC Everton (0:0) auf dem Rasen gestanden hatte. Jedoch stürmte Sargent anstelle von Füllkrug. Der Neuzugang saß auf der Bank.
Bremer Ballbesitz-Fußball
Von dort aus, aber auch von allen anderen Plätzen im ausverkauften Weserstadion, war sofort die spielerische Dominanz des Bundesligisten zu erkennen. Die Kohfeldt-Elf hatte schier pausenlos das Leder an den Füßen und legte sich den Gegner aus der unmittelbaren Nachbarschaft zurecht. Traf Sahin per direktem Freistoß noch das Außennetz (7.), klingelte es nach einem der nächsten Angriffe: In der Zentrale sah Moisander rechts im Strafraum den einlaufenden Gebre Selassie. Der Tscheche ließ mit dem ersten Kontakt für Osako prallen, der aus kürzester Distanz nur noch einschieben musste (9.).
DFB-Pokal, 1. Runde
Gerade Kapitän Moisander war gegen einen sehr tiefstehenden Gegner immer wieder in der Rolle als Ballverteiler. So auch in der 19. Minute, als er einen tiefen Pass auf Rashica spielte, dessen Schuss aber zur Ecke geblockt wurde. Bei der folgenden Standardsituation machte es Moisander dann selbst und drückte eine Osako-Kopfballverlängerung aus kürzester Distanz hinter die Linie (20.).
Und plötzlich trifft der SV Atlas Delmenhorst
Spätestens jetzt ging es in den Köpfen vieler Bremer wohl nur noch um die Höhe des Erfolgs - und siehe da, der SV Atlas bestrafte die erste Unachtsamkeit in Werders Hintermannschaft sofort. Über Rechtsverteidiger Rauh landete die Kugel kurz vor dem Strafraum bei Schmidt, der trocken aus 20 Metern abzog und links unten ins Glück traf (30.).
Wackelte der Bundesligist nun? Nein! Die Bremer zeigten noch zweimal ihre spielerische Überlegenheit und stellten demnach auf einen 4:1-Vorsprung zur Pause. Zunächst hatte Aushilfs-Innenverteidiger Groß aus der Werder-Reserve mit einem präzisen Chip-Pass Rashica bedient, der aus kurzem Winkel zum 3:1 traf (37.). Drei Minuten später beendete Klaassen links im Strafraum einen Bremer Spielzug mit einem präzisen Flachschuss ins rechte Eck.
Werder-Trainer Kohfeldt nahm zur Pause den Gelb-verwarnten Friedl aus der Partie und brachte mit Möhwald einen frischen Mann für das Zentrum. So wurde U-21-Nationalspieler Maxi Eggestein zum Linksverteidiger umfunktioniert. Spielerisch blieb es dabei, dass der Bundesligist überlegen war, ohne zunächst noch weitere Treffer zu verbuchen. Und der SV Atlas kam durch Prießner ebenfalls zu einem Abschluss, der zudem das Außennetz touchierte (52.).
Pizarro setzt noch zwei Highlights
Unnachahmlich: Claudio Pizarro erzielt das 6:1. Imago Images
Den Bremern fehlte, auch aufgrund des ungefährdeten Vorsprungs, der entscheidende Punch für weitere Tore. Vielleicht auch deshalb wechselte Kohfeldt mit Füllkrug (für Sargent, 61.) und Pizarro (für Osako, 65.) nach etwas mehr als einer Stunde zwei frische Offensivkräfte ein. Und damit sollte der 36 Jahre alte Coach ein goldenes Händchen beweisen, denn wenig später bereitete Füllkrug Pizarros Treffer zum 5:1 vor (68.).
Der Peruaner sorgte weiterhin als Allein-Entertainer für die Highlights des zweiten Durchgangs, denn der 40-Jährige bescherte den Zuschauern mit einer klasse Einzelleistung inklusive eines 18-Meter-Drehschusses das 6:1 (74.), was ihn gleichzeitig zum ältesten Doppelpacker in der DFB-Pokal-Geschichte machte. Es war gleichbedeutend mit dem Schlusspunkt vor der Rekordkulisse von 41.500 Zuschauern - noch nie zuvor hatten mehr Zuschauer ein Pokalspiel eines Amateurvereins gegen einen Bundesligisten gesehen.
Für Atlas Delmenhorst geht es am Freitag in der Oberliga Niedersachsen beim FC Hagen/Uthlede weiter (19.30 Uhr). Werder Bremen bestreitet am Samstag sein erstes Saisonspiel gegen Fortuna Düsseldorf (15.30 Uhr).