Der FC Liverpool hätte nur noch einen Sieg gebraucht, um Start- (Chelsea 2005, neun Siege) und Siegrekord (ManCity 2017, 18 Siege) der Premier League einzustellen. Und mit Erzrivale Manchester United, das nur zwei seiner letzten 13 Ligaspiele gewonnen hatte, schien der passende Gegner dafür zu warten. Doch am Ende konnte der Spitzenreiter froh sein, das Old Trafford zumindest mit einem 1:1 wieder zu verlassen.
Solskjaers Dreierketten-Plan funktioniert - Liverpool vermisst Salah
Ole Gunnar Solskjaer hatte nach den vielen Tiefschlägen zuletzt einen offensiven Auftritt seiner Red Devils versprochen und sich in der Tat etwas überlegt: Auch durch Tuanzebes Verletzung beim Aufwärmen ließ er sich nicht davon abbringen, eine Dreierkette aufzustellen, und durfte sich bestätigt fühlen. Die Gastgeber, ohne Pogba, aber mit de Gea und dem länger verletzten Wan-Bissaka, begannen mutig und standen hinten sicher. Es entwickelte sich eine intensive, hektische Partie - wozu auch viele Fehler im Aufbauspiel der Gäste beitrugen, bei denen Origi Salah (Knöchelverletzung) vertrat und Stammkeeper Alisson sein Comeback nach dem ersten Spieltag feierte.
Kurz nach der ersten guten Gelegenheit der Partie - Firmino machte bei einem Konter aus seiner Schussposition zu wenig (34.) - wurde es dann hitzig: United ging nach einem schnellen Gegenstoß in Führung, als Rashford James' starke Flanke verwertete (36.). Dass das Tor trotz Lindelöfs Foul an Origi in der Entstehung zählte, ließ Klopp verständlicherweise schäumen, auch wenn es zur englischen Interpretation einer "klaren und offensichtlichen Fehlentscheidung" passte. Und als dann auch noch Manés Ausgleich wegen unabsichtlichem Handspiels zu Recht zurückgenommen wurde (43.), besserte sich seine Laune kaum: Er sprintete in die Kabine und hatte sicher Redebedarf, Uniteds Pausenführung war schließlich nicht unverdient.
Als Rashford geht, trifft plötzlich Klopps Joker
Und sie wurde auch nach dem Seitenwechsel nicht unverdienter: Gegen die erstaunlich stabile United-Defensive versprühte Liverpool ohne Salah erstaunlich wenig Gefahr. Die Gastgeber machten, angestachelt von der Kulisse, spielerische Defizite mit unermüdlichem Einsatz wett und kamen immer wieder in vielversprechende Kontersituationen. Der bärenstarke Rashford kam dem 2:0 per Distanzschuss am nächsten (67.).
Doch wieder einmal schlug Liverpool in der Schlussphase eiskalt zu. Sekunden nachdem Solskjaer den vermeintlichen Matchwinner Rashford ausgewechselt hatte, rutschte eine halbhohe Hereingabe von Robertson bis zum eingewechselten Lallana durch, der nur noch einschieben musste (85.). Der Ausgleich aus dem Nichts, dem um ein Haar noch mehr gefolgt wäre: Beim Fernschuss von Lallanas Joker-Kollege Oxlade-Chamberlain fehlten nur Zentimeter (90.+2).
Klopps Old-Trafford-Misere hält an - ManCity verkürzt
Doch es wäre auch nicht fair gewesen, wenn die gut eingestellten Gastgeber am Ende ganz ohne Punkte dagestanden hätten, die Reds lieferten ihren wohl schwächsten Auftritt in dieser Premier-League-Saison ab. Klopp bleibt im Old Trafford ohne Sieg - und die Nachbarschaft freut sich: Manchester City hat den Rückstand auf sechs Zähler reduziert.