Chiles Auftrag war vor dem Gruppenfinale in Riege F klar: Um im Fernduell der Gruppen-Dritten Nigeria das Achtelfinal-Ticket zu entreißen, benötigte die Elf von Nationalcoach José Letelier gegen Thailand einen Sieg mit mindestens drei Toren Differenz. Angesichts der hohen Niederlagen Thailands gegen die USA (0:13) und Schweden (1:5) schien dies ein realistisches Unterfangen. Die Thailänderinnen entpuppten sich jedoch von der ersten Minute an als äußerst unbequemer Außenseiter: Die Feldvorteile Chiles mündeten nur selten in klare Chancen. Vor allem Thailands Keeperin Boonsing deutete früh eine starke Tagesform an und machte bei resoluten Faustabwehr-Aktionen unzähligen Freistoß-Flanken im ersten Durchgang immer wieder klar, wer die Herrin in ihrem Strafraum war.
Intamee und Sungngoen begehren auf
In der elften Spielminute war Thailand mit Fortuna im Bunde, als erst Chinwong einen Schuss Urrutias per Kopf an den rechten Pfosten abfälschte und dann Lara den zweiten Ball hauchzart zu hoch ansetzte. Abgesehen von vielen halbgaren Abschlüssen aus der zweiten Reihe folgten jedoch keine weiteren chilenischen Hochkaräter auf diese Doppelchance. Die leidenschaftlich verteidigenden Thailänderinnen begehrten mit fortschreitender Spieldauer vielmehr selbst auf: Intamee zielte erst in die Arme von Torfrau Endler (32.) und sah wenig später einen abgefälschten Schuss hauchzart am rechten Pfosten vorbeisausen (38.). Sungngoens frecher Distanzversuch gegen die etwas weit vor ihrem Tor postierte Endler (41.) rundete die mutige Vorstellung des Underdogs im ersten Durchgang ab.
Bei einem Distanzschuss Balmacedas aus rund 30 Metern wackelte aus heiterem Himmel nochmals der Querbalken (45.+2), doch wenig später wurde der 0:0-Halbzeitstand und damit der erste Teilerfolg der Thailänderinnen mit dem Pausenpfiff besiegelt. Der zweite Durchgang wartete dann aber schnell mit Zittermomenten für den Außenseiter auf: Boonsing, im ersten Durchgang noch der Fels in der Brandung, zeigte plötzlich Unsicherheiten: Erst hatte sie Glück, als ein durch die Finger gerutschter Ball von der überrumpelten Grez nicht verwertet werden konnte (47.). Wenig später war Thailands Torfrau dann aber im Pech, als ein Pfostenabpraller an ihren Fuß und von dort ins eigene Netz tropfte (48.).
Elfmeter-Drama um Lara
Chile gab dieses Tor zwar kurzfristig etwas Sicherheit und Rückenwind, Thailand blieb jedoch defensiv standhaft und suchte weiterhin selbst den Weg nach vorne (56., Sungngoen). Pünktlich zur Schlussoffensive der Südamerikanerinnen schien Boonsing ihre Topform aus der ersten Hälfte wiederzufinden, nach starken Paraden verschätzte sich die Torfrau bei einem Kopfball Urrutias jedoch etwas und streckte sich zu zaghaft (80.). Nach dem 2:0 fehlte Chile plötzlich nur noch ein Tor fürs Weiterkommen - und die Dramaturgie der packenden Partie hatte noch einen letzten Höhepunkt parat.
Nach Videobeweis wurde Boonsing eines Fouls gegen Urrutia überführt. Lara übernahm die Verantwortung, hatte den Achtelfinal-Einzug aus elf Metern auf dem Fuß - und setzte das Leder mit Wucht an die Querlatte (86.). Nach dieser vergebenen Chance glückte auch kein Lucky Punch mehr, sodass Chile am Ende wegen eines fehlenden Tores die Segel streichen musste. Thailand verabschiedete sich derweil mit einer bärenstarken Leistung und erhobenen Hauptes aus dem Turnier.