Etwas unerwartet setzte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg auf der linken Angriffsseite weder auf Schüller, noch auf Schweers, sondern zog Huth vom rechten auf den linken Flügel. Dafür rückte die 19-jährige Gwinn von der Rechtsverteidiger- auf die Rechtsaußenposition. Den vakanten Job rechts in der Viererkette übernahm Hendrich, die als einzige Neue im Vergleich zum letzten Test gegen Chile in die Elf rückte, Schüller musste weichen.
Eine personelle Überraschung auch auf Seiten der Chinesinnen: Shuang Wang von Paris St. Germain, Star des Teams und die einzige Legionärin, saß zunächst nur auf der Ersatzbank.
DFB-Elf spielbestimmend, aber China hat die Chancen
Die deutsche Elf startete mit enorm viel Schwung in die Weltmeisterschaft und wurde vom Start weg gefährlich. Die chinesische Torfrau Peng rettete mit einer Hand vor Huth (2.), ein Aufsetzer von Däbritz strich nur hauchdünn vorbei (3.). Die beste Möglichkeit der Anfangsviertelstunde gehörte aber den Chinesinnen: Nach einem haarsträubenden Fehlpass von Doorsoun kombinierten sich die Asiatinnen blitzschnell in Abschlussposition. Letztlich wartete Yang aber zu lange und Doorsoun konnte ihren Patzer in letzter Sekunde wiedergutmachen (14.).
Insgesamt blieb das deutsche Team zwar spielbestimmend und hatte Pech, dass eine langgezogene Flanke von Simon nur an der Querlatte landete (17.), bei aller Überlegenheit hatte die DFB-Elf mit zunehmender Spieldauer jedoch immer mehr Probleme, ihr Offensivspiel aufzuziehen. Die Chinesinnen agierten in den Zweikämpfen häufig am Rande der Legalität, störten so den deutschen Spielfluss - und hatten die beste Chance des ersten Durchgangs. Nach einem Konter stand Yang alleine vor Schult, traf mit ihrem Schlenzer aber nur den Pfosten (44.). Noch vor dem Pausenpfiff vergab Gu freistehend eine weitere Möglichkeit für China (45.+3).
Gruppe B, 1. Spieltag
Aus dem Hintergrund in die Maschen: Gwinn bricht den Bann
Zur Pause sorgte Voss-Tecklenburg für einen Rekord: Für Simon kam Teenagerin Oberdorf zu ihrem vierten Länderspiel. Mit 17 Jahren und 171 Tagen löste Oberdorf damit Birgit Prinz als jüngste deutsche WM-Spielerin aller Zeiten ab. Am Geschehen auf dem Platz änderte sich allerdings zunächst wenig: Das deutsche Team kontrollierte zwar das Spiel, kam aber kaum in Abschlusssituationen, Spielmacherin Marozsan war quasi abgemeldet. Gefährlich wurde zunächst nur eine Hereingabe von Gwinn, die Hendrich in der Mitte nur knapp verpasste und Peng aus dem langen Eck kratzte (57.).
So war es ein Distanzschuss, der den Bann brach: Eine Ecke von Marozsan wurde zwar aus dem Strafraum geköpft, landete aber vor den Füßen von Gwinn, die die Kugel aus rund 18 Metern mit Vollspann in die Maschen schickte (66.). Die 19-Jährige reihte sich damit in einen illustren Kreis ein: Nach Birgit Prinz 1995 und Ariane Hingst 1999 ist Gwinn die dritte deutsche Teenagerin, die bei einer Weltmeisterschaft ein Tor erzielt. Der deutsche Sieg geriet im Anschluss gegen im zweiten Durchgang ungefährliche Chinesinnen kaum noch ernsthaft in Gefahr, fiel letztlich somit zwar verdient, allerdings auch alles andere als glanzvoll aus.
Für die DFB-Elf geht es am 12. Juni (18 Uhr) in Valenciennes gegen Spanien weiter, China trifft tags darauf um 21 Uhr auf Südafrika.