Östersunds Trainer Graham Potter hatte in der Liga bei der 1:2-Niederlage gegen Kalmar viele Stammkräfte geschont, brachte nun neun Neue für die Europa League. Auf der Gegenseite schmiss auch Hertha-Coach Pal Dardai gegenüber der 0:1-Niederlage in Mainz die Rotationsmaschine an und beorderte sechs Neue in die Startelf: Kraft stand für Jarstein zwischen den Pfosten, zudem begannen Pekarik, Stark, Torunarigha, Esswein und Lazaro anstelle von Rekik, Plattenhardt, Kalou, Duda und Leckie. Lazaro feierte sei Debüt für die Hertha, der Sommerneuzugang hatte den Beginn der Saison mit einer Außenbandverletzung im linken Sprunggelenk verpasst.
Gutem Beginn folgt die kalte Dusche
Auf ungewohntem Kunstrasen offenbarte die Hertha keine Anpassungsprobleme und holte sich von Beginn an Sicherheit über Ballzirkulationen. Die ersten Abschlüsse gehörten zwar den Hausherren, Mukiibi und Ghoddos brachten Kraft aber nicht in Bedrängnis (5./6.). Danach dominierte die Hertha und erspielte sich durchaus hochkarätige Chancen: Erst konnte Esswein Keita nicht überwinden (7.), dann vergaben Lazaro und Ibisevic aus kürzester Distanz die Führung per Doppelchance (13.). Hertha dominierte, ließ aber die Effektivität vermissen - und wurde bestraft. Aus dem Nichts zeigte Schiedsrichter Luca Banti auf den Punkt, Torunarigha hatte den Ball im Zweikampf mit Gero aus kürzester Distanz an die Hand bekommen. Nouri trat an und schoss Östersund in Front (22.).
Die Führung spielte den eher passiveren Schweden in die Karten. Ohne die auf Konter ausgelegte Grundordnung aufgeben zu müssen, übernahm der schwedische Pokalsieger die Kontrolle, wirkte gegen in dieser Phase planlose Berliner quirliger. Letztere wirkten geschockt und uninspiriert, fanden keine Lücke in der Formation der auf Höhe der Mittellinie lauernden Hausherren. Erst in den Schlussminuten kam die Hertha durch Einzelaktionen von Weiser noch einmal vor des Gegners Tor (41./43.). Sehr zur Empörung der Berliner pfiff Banti nach einem Freistoß von Esswein, der einen Eckball zur Folge gehabt hätte, zur Halbzeit.
Gruppe J, 2. Spieltag
Nach der Pause ergab sich ein ähnliches Bild wie in den ersten 20 Minuten. Hertha hatte den Ball, Hertha ging ein ordentliches Tempo. Die großen Chancen blieben aber aus, auf der Gegenseite blieb Östersund gefährlich. Ghoddos prüfte Kraft (54.), Ibisevic zielte zu ungenau (56.). Zwingend wurden Herthas Bemühungen nicht, Dardai reagierte und brachte Darida und Duda.
Null Ideen, null Torgefahr
Doch auch mit den Neuen fehlte den Gästen ein Plan, um die Defensive auszuhebeln. Viel Ballbesitz, viele Flanken, keine Torgefahr. Östersund peilte den nächsten Coup mit einfach Mitteln an, ließ hinten nichts anbrennen und konterte: Ghoddos stellte eine latente Gefahr dar, schoss in der 70. Minute aber knapp links vorbei. Die langen Bälle häuften sich und mit ihnen die Hoffnung auf einen Ball, der zufällig durchrutscht. Die größte Gefahr für Keita ging allerdings vom eigenen Mann Pettersson aus, der seinen Schlussmann auf Kopfhöhe anspielte (90.). Das war es dann auch schon mit der Berliner Herrlichkeit, denn kurz darauf war Schluss.
Die Berliner stehen somit nach zwei Spielen mit nur einem Punkt da, die Schweden grüßen dagegen überraschend von der Tabellenspitze. Östersund empfängt am kommenden Sonntag (15 Uhr) Häcken in der schwedischen Allsvenskan, Hertha empfängt am gleichen Tag (15.30 Uhr) den FC Bayern. In der Europa League geht es für beide am 19. Oktober (19 Uhr) weiter, wenn die Hertha bei Luhansk ran muss und Östersund zeitgleich Bilbao erwartet.