Regionalliga

Big Benno

Jena: Heiko Weber führte den FC zurück ins Profigeschäft

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Heiko Weber jubelt

Aufstiegsfeierlichkeiten in Jena: Erfolgstrainer: Heiko Weber. imago

Alles nur Zufall? Heiko Weber hat einen Sohn. Und der ist neun Jahre alt und heißt ausgerechnet Carl. Carl Maurice. Carl wie Carl Zeiss? "Nein, das ist Zufall. Ich schwöre es. So weit geht die Liebe zum Verein nun doch nicht", sagt Jenas Trainer lachend. "Meine Freundin war damals Fan von Oskar Lafontaine. Und der hat seinen Sohn eben Carl Maurice genannt."

Sachen gibt’s. Dass Weber sein Kind nach "seinem" Verein genannt hat - man hätte es ihm abgenommen, dem ehemaligen Stürmer, der fast alles durchgemacht hat bei Carl Zeiss: DDR-Oberliga, Europapokal, Zweite Liga, Regionalliga. Dann war er Trainer der A-Junioren, 2004 übernahm Weber die erste Mannschaft - und startete durch. Von Liga vier in Liga zwei. So ein Durchmarsch gelang zuletzt dem FC Gütersloh vor zehn Jahren. Jenas Rückkehr in die 2. Bundesliga ist eng mit dem Namen des 40-Jährigen verbunden, der fast ausschließlich nach seinem Spitznamen genannt wird: Benno (sein zweiter Name im Übrigen). "Er ist ein Glücksfall für diesen Verein", sagt Präsident Rainer Zipfel über "Big Benno".

Zipfel selber hat ganz andere Zeiten in Jena erlebt. 1998, im Jahr des Zweitligaabstiegs, war Zipfel Chef des Sponsorenpools. Er dachte wie viele: Jena wird schnell zurückkommen. Ein Irrtum. 2001 folgte der Abstieg in die Oberliga. "Der Tiefpunkt", so Zipfel, der 2002 Präsident wurde. Wirtschaftlich wurde nach turbulenten Kinowelt-Zeiten ein Konsolidierungskurs (Zipfel: "Die Sache ist durch") gefahren. Sportlich spielten die Thüringer in der Oberliga eine gute Rolle, doch Meister wurde das Team erst 2005, nachdem Heiko Weber die Mannschaft souverän durch die Liga und die beiden Aufstiegsspiele gegen den MSV Neuruppin lotste.

Der Spielstil in der Ober- war der gleiche wie nun in der Regionalliga: offensiv. Weber: "90 Prozent des Trainingsinhalts bestehen darin, Tore zu schießen." Auf die Gegner schaut der Trainer selten. Die sollen sich nach Jena richten. Und nicht umkehrt. Als Mentor von Weber gilt übrigens Nürnbergs Coach Hans Meyer, selber jahrelang Trainer in Jena. Der sagt: "Heiko Weber ist ein Trainer, der sich viele Gedanken macht, auch über den Fußball hinaus, aber sich den Erfahrungen älterer Kollegen nicht verschließt. Ich halte viel davon, wie er bestimmte Sachen anpackt. Seine Ansprache an die Mannschaft, die Trainingsmethodik, das Teambuilding - das alles ist richtig gekonnt."

Carl Zeiss Jena demonstrierte in den vergangenen beiden Jahren auf dem Rasen ein ungeheures Selbstbewusstsein, das manchmal Richtung Arroganz tendierte. Wie kein Zweiter steht dafür Torsten Ziegner (28), der Kopf der Mannschaft, der unumstrittene Leader. Weber über Ziegner: "Er ist unser Zampano." Mittelfeldmotor Ziegner über die kommende Saison: "Wir werden lernen müssen, zu verlieren." Dass es so kommen wird, daran zweifelt niemand. "Klassenerhalt" lautet das Ziel, obwohl Weber weiß, dass er vor einem Jahr Platz neun als realistisches Saisonziel ausgab.

Damals lachten einige. Heute lacht Weber. Er wird dem Stamm vertrauen, der es in seiner Zusammenstellung zu zwei Aufstiegen in Folge brachte. Es ist eine Mischung aus Erfahrung und Jugend. Eigener Jugend wohlgemerkt. Sechs Spieler aus dem bekannten Jenenser Nachwuchs (auch die Bundesliga-Profis Bernd Schneider und Robert Enke stammen aus Jena) gehörten fest zum Kader. Und kaum ein Ausländer. Nur der Pole Krzysztof Kowalik und der Argentinier Daniel Zaccanti spielten eine Rolle. Und "diesen Weg wollen wir beibehalten", betont Zipfel, der sich bewusst ist, "dass der Sprung von der Jugend in die Zweite Liga sehr groß ist". Heißt: Es wird noch der eine oder andere Ausländer kommen. Fünf, sechs Neuzugänge sind eingeplant. Und sie finden nicht nur eine "große Familie" (O-Ton Zipfel) vor, sondern auch vorzügliche Trainingsbedingungen.

Große finanzielle Sprünge sind bei Carl Zeiss, dem Spitzenreiter in der "ewigen Tabelle" der DDR-Oberliga, aber nicht möglich.Der Zweitligaetat wird rund sechs Millionen Euro betragen. Doch wie sagte Weber: "Die Spieler können nicht viel Geld bei uns verdienen, sie können nur gute Fußballer werden."

Sebastian Karkos