Fener-Coach Aykut Kocaman tauschte im Vergleich zum 1:1 bei Lazio, das nach dem 2:0 im Hinspiel den Istanbuler Halbfinal-Einzug bedeutet hatte, zweimal Personal: Topal verdrängte Selcuk Sahin auf die Bank. Sow begann für den gelbgesperrten Caner Erkin. Lissabons Trainer Jorge Jesus baute sein Team gegenüber dem 1:1 in Newcastle, mit dem Benfica das Ticket für die Runde der letzten Vier gelöst hatte, fünfmal um: Jardel ersetzte den verletzten Luisao im Abwehrzentrum. Maxi Pereira, André Gomes, Aimar sowie im Sturmzentrum Cardozo ersetzen André Almeida, Perez, Gaitan und Lima.
Cardozo setzt die erste Duftmarke
Benfica präsentierte sich im Sükrü-Saracoglu-Stadion im Vorwärtsgang anfangs passsicherer und zielstrebiger als zunächst verhaltene Hausherren. Lediglich vier Minuten waren absolviert, als Cardozo - von Sturmpartner Salvio geschickt in Szene gesetzt - frei vor Volkan Demirel auftauchte. Der Fener-Keeper verkürzte aufmerksam den Winkel und parierte den Einschussversuch des Paraguayers.
In einer flotten Partie zeigten sich die Portugiesen auch in der Folge griffiger und mittels guter Ballzirkulation gefälliger als Fener, das sein Augenmerk weiter erst einmal auf eine gute Organisation der eigenen Defensive legte. Nach knapp einer Viertelstunde sauste Aimars Schuss hoch am linken Kreuzeck vorbei (13.).
Kurz darauf waren jedoch Wachmacher für die Türken zu notieren, die dem Duell im Anschluss eine Wendung zugunsten der Hausherren geben sollten. Webo zündete auf rechts den Turbo, Sow beförderte die Kugel am ersten Pfosten knapp rechts am Gästegehäuse vorbei (17.). Keine 60 Sekunden später wuchtete Sow den Ball nach einer Kuijt-Flanke an den Querbalken. Wiederum nur zwei Minuten später köpfte der aufgerückte Egemen Korkmaz aufs Tor, SLB-Keeper Artur Moraes nahm das Leder sicher auf (20.).
Cristian zeigt Nerven
Fener hatte die Zurückhaltung der ersten Minuten nun endgültig abgelegt und griff energisch an. Der Truppe von Jorge Jesus gelang es jedoch alsbald wieder besser, die "Kanarienvögel" vom eigenen Kasten fernzuhalten. Das zweikampfintensive Geschehen auf dem Rasen ging nun hüben wie drüben auf Kosten der Spielkultur. Dennoch hatten die Gastgeber in der Nachspielzeit der ersten Hälfte die ultimative Chance zur Führung. John brachte Gökhan Gönül im Strafraum zu. Der serbische Referee Milorad Mazic zeigte umgehend auf den Punkt. Cristian übernahm die Verantwortung, knallte die Kugel aber an den rechten Pfosten (45. +2).
Europa League
Der brasilianische Edeltechniker konservierte seine Wut über seine vergebene Riesen-Gelegenheit über die Pause: Artur Moraes war bei Cristians saftigem Flachschuss ebenso gefordert wie wenig später beim kernigen Versuch von Raul Meireles (beide 48.). Fenerbahce ließ fortan nicht nach und reihte einen Hochkaräter an den anderen. Kuijts Schuss rauschte an den rechten Pfosten (50.).
Benfica fand offensiv nun kaum noch statt. Gaitans Schlenzer, der am linken Außenpfosten und von dort im Toraus landete, stellte eine absolute Ausnahme dar (54.). Eine Phase, in der es nun auch den Türken an Präzision und Durchschlagskraft mangelte, ging in der 72. Minute in tosendem Jubel der Fener-Fans über: Nach einer Cristian-Ecke köpfte Lissabons Melgareijo den Ball überrascht in Richtung linken Pfosten. Egemen Korkmaz wuchtete das Spielgerät aus kurzer Distanz und unter Zuhilfenahme des Aluminiums über die Linie.
Die Gäste mühten sich in der Schlussphase um eine Antwort. Lissabon zog die Zügel an, ließ nichts unversucht. Doch Fenerbahce verteidigte geschickt und aufmerksam und brachte die Minimalführung so über die Zeit.
Am kommenden Donnerstag wird ab 21.05 Uhr im Estádio da Luz ein Finalist von Amsterdam in zweiter Instanz ermittelt. Fenerbace hat im Liga-Betrieb zuvor am Sonntag Kayserispor zu Gast. Benfica ist in der heimischen Liga tags darauf auf Madeira bei Maritimo Funchal gefordert.