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Blatter und Platini für 90 Tage suspendiert

Entscheidung der FIFA-Ethikkommission

Blatter und Platini für 90 Tage suspendiert

FIFA-Boss Sepp Blatter und UEFA-Präsident Michel Platini wurden beide von der Ethikkommission des Weltverbandes für 90 Tage suspendiert.

FIFA-Boss Sepp Blatter und UEFA-Präsident Michel Platini wurden beide von der Ethikkommission des Weltverbandes für 90 Tage suspendiert. Getty Images

Die Kammer um Richter Hans-Joachim Eckert begründete ihre Entscheidung, gegen die Blatter und Platini innerhalb von zwei Tagen Einspruch bei der FIFA-Berufungskommission einreichen können, mit dem Verdacht auf Verstöße des 79-jährigen Blatter gegen den FIFA-Ethikcode. Die Sanktionen seien Resultate der Ermittlungen der Ethik-Untersuchungskammer, detaillierte Gründe darf das Gremium nicht veröffentlichen. Bereits Ende September hatte die Schweizer Bundesanwaltschaft ein Strafverfahren gegen Blatter eingeleitet - unter anderem wegen des Verdachts der "ungetreuen Geschäftsbesorgung". Platini war im Zuge dieser Ermittlungen wegen einer von Blatter empfangenen Zahlung in Höhe von zwei Millionen Schweizer Franken als Auskunftsperson gehört worden. FIFA-Vize Platini muss auch seinen Posten als UEFA-Boss vorerst ruhen lassen. Satzungsgemäß wird er vorläufig vom Spanier Angel Maria Villar vertreten.

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Den FIFA-Statuten gemäß übernimmt FIFA-Vizepräsident Issa Hayatou interimsweise Blatters Amtsgeschäfte. Der 69-jährige Kameruner, der beim Weltverband seit vielen Jahren mit die Strippen zieht, sah sich in der Vergangenheit selbst immer wieder Korruptionsvorwürfen ausgesetzt.

Hayatou wird im Februar nicht kandidieren

Wie lange der Afrikaner Präsident bleiben wird, ist noch unklar. Blatter wollte sein Amt am 26. Februar 2016 bei einem Außerordentlichen FIFA-Kongress zur Verfügung stellen. Dann müsste Stand jetzt der Nachfolger Hayatous gewählt werden. Dieser erklärte indes klipp und klar, nicht für das höchste Amt im Weltfußball kandidieren zu wollen. "Ich werde nur auf Interimsbasis zur Verfügung stehen", betonte der 69-Jährige aus Kamerun am Donnerstag in einem FIFA-Statement, er werde selbst kein Kandidat für diese Position sein. Der Sportlehrer aus Yaoundé ist seit 1988 Präsident des Afrikanischen Fußball-Verbandes CAF und gehört seit 2001 auch dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) an. Bereits seit 1992 ist er FIFA-Vize.

Der bereits von der FIFA suspendierte Generalsekretär Jerome Valcke wurde ebenfalls für 90 Tage aus dem Verkehr gezogen, der ehemalige südkoreanische FIFA-Vize-Präsident Chung Mong-Joon gar für sechs Jahre suspendiert. Er muss zudem 100.000 Schweizer Franken Geldstrafe zahlen.

Platini kämpft um seine Präsidentschafts-Kandidatur

Der suspendierte Platini kündigte an, um seine Kandidatur als FIFA-Präsident zu kämpfen. Das teilte der Franzose kurz vor der offiziellen Bekanntgabe seiner 90-Tage-Sperre am Donnerstag in einer schriftlichen Erklärung mit: Er habe die nötigen Unterstützerstimmen für eine Bewerbung eingereicht.

Dass das bevorstehende Urteil der Ethikkommission schon vorher durchgesickert war, bezeichnete Platini als "hinterhältig und inakzeptabel": "Dieses absichtliche Leck ist ein Versuch meiner Reputation zu schaden." Sollten sich die Gerüchte über seine Suspendierung bewahrheiten - was sie kurze Zeit später taten -, werde er "sich nicht aufhalten lassen, dass die Wahrheit bekannt" werde.

Mit der Sanktion durch die FIFA-Ethikkommission ist der 60-Jährige noch nicht automatisch aus dem Rennen als Blatter-Nachfolger. Allerdings muss Platini eine Prüfung durch die Wahlkommission überstehen.

Platini kündigt Einspruch ein - und erhält Unterstützung der UEFA

Obwohl er einen Einspruch gegen die Sperre angekündigt hat, kann Platini auch die UEFA-Geschäfte vorerst nicht weiterführen. Doch vom UEFA-Exekutivkomitee, dem auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach angehört, erhielt der Präsident am Donnerstagabend Rückendeckung. Ihm sei bewusst, teilte das Exko mit, "dass der UEFA-Präsident sofort alle notwendigen Schritte unternehmen wird, um gegen die Entscheidung der FIFA-Ethikkommission Einspruch einzulegen und sich zu rehabilitieren". Man sehe "zum jetzigen Zeitpunkt keine Notwendigkeit", das Amt an den potenziellen Interimspräsidenten Angel Maria Villar Llona zu übergeben.

sid/ski