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Ermittlungen gegen Blatter - Anhörung von Platini

FIFA sichert Bundesanwaltschaft volle Kooperation zu

Ermittlungen gegen Blatter - Anhörung von Platini

Bei den Ermittlungen geht es auch um einen früheren Deal zwischen Michel Platini und Joseph Blatter (re.).

Bei den Ermittlungen geht es auch um einen früheren Deal zwischen Michel Platini und Joseph Blatter (re.). imago

Völlig überraschend hatte die FIFA am Freitag eine geplante Pressekonferenz mit Blatter ohne Angabe von Gründen abgesagt. Die 15 Kamerateams und zahlreichen Journalisten mussten den Bereich vor der Eingangstür kurz vor 14 Uhr verlassen, 150 Minuten danach klärte die Schweizer Bundesanwaltschaft die mysteriöse Situation auf: Die Schweizer Justiz-Behörden ermitteln "wegen des Verdachts der ungetreuen Geschäftsbesorgung" und Veruntreuung gegen FIFA-Präsident Blatter. Dabei geht es auch um einen früheren Deal mit UEFA-Chef Michel Platini.

Im Korruptionsskandal wird Blatter damit erstmals auch persönlich juristisch zur Verantwortung gezogen. Der 79-Jährige wurde am Freitag von Vertretern der Bundesanwaltschaft der Schweiz im Anschluss an die Sitzung der FIFA-Exekutive in Zürich als Beschuldigter einvernommen. Platini wurde gleichzeitig als Zeuge befragt. Zudem führte die Bundesanwaltschaft mit Unterstützung der Bundeskriminalpolizei (BKP) eine Hausdurchsuchung bei der FIFA in Zürich durch. Dabei wurde auch das Büro des FIFA-Präsidenten durchsucht und Datenmaterial sichergestellt.

Laut einer Pressemitteilung der Bundesanwaltschaft soll Blatter im Februar 2011 eine "treuwidrige Zahlung" von zwei Millionen Schweizer Franken an Platini geleistet haben. Dabei sei es um geleistete Dienste zwischen Januar 1999 und Juni 2002 gegangen. "Wir werden keine weiteren Kommentare abgeben, da es eine laufende Ermittlung ist", teilte die FIFA mit. Platini sei als "Auskunftsperson" von Vertretern der Bundesanwaltschaft vernommen worden. Ausgerechnet der Franzose galt als Favorit auf die Blatter-Nachfolge. Nun droht dem Fußball-Weltverband der vollkommene Sturz ins Chaos.

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Geschäfte mit Warner - Unschuldsvermutung gilt

Denn zudem bestehe der Verdacht, dass Blatter im September 2005 mit der karibischen Fußballkonföderation und deren Präsident Jack Warner einen für die FIFA ungünstigen Vertrag abgeschlossen habe, teilte die Schweizer Bundesanwaltschaft mit. "Für den Präsidenten der FIFA, Joseph Blatter, gilt wie für alle Beschuldigten die Unschuldsvermutung", teilte die Behörde mit. Die FIFA hat der Bundesanwaltschaft bei den strafrechtlichen Ermittlungen gegen Blatter aber die volle Unterstützung zugesichert. Man habe bislang alle Forderungen nach Dokumenten, Daten und anderen Informationen erfüllt, teilte die FIFA am Freitag mit. "Wir werden dieses Level der Kooperation während der Ermittlungen fortsetzen", hieß es in einer Presseerklärung.

WM-Beginn 2022 terminiert - Warten auf Transparenz-Reform

Statt des Auftritts von Blatter verschickte der angeschlagene Fußball-Weltverband zunächst lediglich eine Mitteilung mit Ergebnissen des zweitägigen Treffens der FIFA-Regierung. Ein Resultat: Der Beginn der WM in Katar wurde auf den 21. November 2022, einen Montag, terminiert. Damit dauert das Weltturnier wie erwartet nur 28 Tage. Die geforderte Transparenz-Reform für die Arbeit der FIFA-Ethikhüter lässt weiter auf sich warten. Die angestrebte Änderung der Verschwiegenheitsklausel wurde lediglich an die Kommission für rechtliche Angelegenheiten zur "Beratung" weitergegeben.

Präsident Wolfgang Niersbach vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) reagierte "fassungslos" auf die Eröffnung eines Strafverfahrens Blatter. "In der Exko-Sitzung am Freitag ist das mit keiner Silbe erwähnt worden. Ich habe das FIFA-Gebäude in dem Glauben verlassen, dass sich Sepp Blatter in der angesetzten Pressekonferenz zur aktuellen Lage äußern wird", teilte Niersbach (64) mit.

cfl/dpa/sid