Ball im Tor, Takyi in Feierlaune: Der Ex-Fürther traf gegen seine ehemaligen Kollegen zum 1:0. picture-alliance
Personalsorgen sind für St.-Pauli-Coach Holger Stanislawski derzeit ein Fremdwort. Er konnte die Elf aufbieten, die zuletzt einen 5:1-Kantersieg in Koblenz eingefahren hatte. Boll, der nach seinem Magen-Darm-Infekt wieder fit war, nahm zunächst auf der Bank Platz. Ganz anders die Situation bei den Fürthern: Benno Möhlmann fehlte eine halbe Startelf, unter anderem fiel die gesamte rechte Seite - Schröck und Nehrig waren gesperrt - aus, dazu erkrankte Mokhtari kurzfristig. Strangl, Sararer und Fürstner waren im Vergleich zum 0:2 gegen Aachen neu dabei. Außerdem begann Schahin anstelle von Nöthe (Bank).
Die Marschrichtung der Gäste auf der Baustelle Millerntor war früh zu erkennen: Erst einmal wollte die SpVgg hinten sicher stehen. Und das funktionierte zu Beginn gut, die Hausherren hatten zwar meistens den Ball, fanden aber nicht zu ihrem zuletzt so reibungslos funktionierenden Offensivspiel. Die Folge war eine Anfangsphase ohne Highlights. Allaguis Flachschuss, der zwei Meter vorbeizischte (18.), war lange die einzige erstzunehmende Tormöglichkeit.
40 Minuten spielte Fürth konzentriert und fast fehlerlos, dann wurde Kruses Flanke von links nicht verhindert, und Falkenberg stand nicht nah genug an Takyi. Der Ex-Fürther konnte sieben Meter vor dem Tor das Leder mit der Brust stoppen und per Außenrist ins Tor spitzeln - St. Paulis erste Chance saß direkt! Weil Schahin kurz vor der Pause infolge von Daubes Luftloch an Hains Reaktionsschnelligkeit scheiterte und den schnellen Ausgleich verpasste, führten die Gastgeber nach 45 Minuten. Und das durchaus schmeichelhaft.
Der 16. Spieltag
Von den Gästen musste nach dem Seitenwechsel natürlich offensiv mehr kommen. Das Bemühen war den Franken auch nicht abzusprechen, allein, es fehlten die Mittel. Zu langsam wurde umgeschaltet, dazu gesellten sich Fehlpässe. Zu allem Überfluss ergaben sich jetzt logischerweise auch Räume für St. Pauli: Ebbers' Volleyschuss aus spitzem Winkel landete noch am Außennetz, Guneschs 17-Meter-Knaller ging knapp drüber (64.). Zwei Minuten danach klappte es dann mit dem 2:0: Der eingewechselte Hennings nahm Lehmanns Querpass mit links aus knapp 20 Metern direkt - und Loboué ließ den wenig platzierten Flachschuss unter seinem Körper ins Tor rutschen.
Dass noch einmal Spannung aufkommen würde, konnte nach dem zweiten Tor niemand ahnen, das Fürther Bemühen reichte lange einfach nicht für klare Chancen. Als dann aber Joker Nöthe eine halbhohe Flanke von rechts an den zweiten Pfosten brachte und Allagui dort unbedrängt einschob (82.), hieß es plötzlich zittern für St. Pauli. Und das Spektakel sollte erst noch kommen: Loboué war bereits mit vorne, was die Gastgeber nach der Balleroberung mit einem schnellen Konter nutzen wollten. Naki erreichte einen langen Ball, der Joker war durch, traf ins leere Tor und jubelte schon über die vermeintliche Entscheidung - aber Referee Lutz Wagner pfiff ab, Naki stand wohl minimal im Abseits (90.+1). Kein 3:1 also, stattdessen nutzten die Fürther die Verwirrung noch zum 2:2! Der eingewechselte Ghasemi-Nobakht sprintete bis in den Strafraum und traf genau ins kurze Eck - der Schlusspunkt in einem denkwürdigen "Finale". Perplex mussten die Hausheren mit ansehen, wie am Ende doch die Gäste feierten.
Trotz des unerwarteten Remis' ist St. Pauli ein Überwintern auf dem zweiten Platz so gut wie sicher. Am kommenden Sonntag geht es für die Stanislawski-Elf beim SC Paderborn weiter. Die SpVgg, die ihre Serie gegen St. Pauli - einzige Niederlage 1998 - ausbaute, empfängt nach dieser kämpferisch einwandfreien Leistung zum Hinrundenabschluss am Samstag den Karlsruher SC.