Im Vergleich zum jüngsten Liga-Erfolg gegen Fortuna Köln (4:0) wechselte Coach Enrico Maaßen auf zwei Positionen: Mittelfeldmotor Pfanne fehlte aufgrund eines Innenband-Teilabrisses und wurde im defensiven Mittelfeld von Schlottke vertreten. Außerdem spielte Abwehrmann Serra anstelle von Steffen (Bank). Anders als im Liga-Alltag agierte der SVR also mit einem eher defensiv ausgerichteten 5-4-1.
SCP-Coach Steffen Baumgart nahm gegenüber der Generalprobe gegen Lazio Rom (2:4) eine Veränderung im Sturmzentrum vor: Zolinski begann, Shelton saß zunächst auf der Bank.
"Defensive First" beim SV Rödinghausen
Die ersten Minuten verliefen genau so, wie man sie im Vorfeld erwartet hatte: Paderborn ließ die Kugel gut von Station zu Station laufen, Regionalligist Rödinghausen zog sich dagegen bei Ballbesitzphasen des Favoriten mit allen Feldspielern tiefgestaffelt im 5-4-1-System in die eigene Hälfte zurück.
Doch die Anfangsviertelstunde sollte sich als trügerisch erweisen, denn der Underdog variierte fortan und presste die Paderborner Aufbaubemühungen auch das ein oder andere Mal. Es wurde demnach ein phasenweise offeneres Spiel, das jetzt erstmals Großchancen bot. Zunächst war der Favorit dran, Antwi-Adjei chippte den Ball über Schlussmann Heimann, aber neben das Tor (17.).
Chancen en masse
Dann aber kam plötzlich der Außenseiter groß auf und hatte einen Dreierpack an Möglichkeiten: Derflinger traf den Pfosten (18.), Engelmann scheiterte erst freistehend an Keeper Huth (22.), ehe er zwei Minuten später den Schlussmann außerhalb des Strafraums umkurvte, mit seinem Schuss aus spitzem Winkel letztlich aber nicht an Verteidiger Jans vorbeikam (24.).
DFB-Pokal am Sonntag
Paderborn war zu diesem Zeitpunkt ein wenig von der Rolle und Trainer Baumgart tobte an der Seitenlinie. Das Gemüt des 47-Jährigen beruhigte sich jedoch nach einem prima Freistoß von Hünemeier, der die Kugel aus knapp über 20 Metern über die Mauer punktgenau ins linke Eck beförderte (30.). Der Favorit führte nach einer halben Stunde also, agierte aber alles andere als überlegen.
Ein Hauch von Wembley
Pröger (32.) und Antwi-Adjei (36.) hätten schon für klarere Verhältnisse sorgen können, nutzten ihre Chancen aber nicht. Letzterer war dann aber vor dem Seitenwechsel doch noch zur Stelle und sorgte mit seinem Lattenknaller für einen Hauch von Wembley in Rödinghausen: Der stramme Schuss Antwi-Adjeis sprang vom Querbalken knapp hinter der Torlinie auf und wurde im Anschluss auch von Keeper Heimann aufgenommen. Jedoch bewertete Schiedsrichter Arne Aarnink die Szene richtig und gab den Treffer zur 2:0-Pausenführung des SCP (43.).
Ohne personelle Veränderungen und noch ohne Rödinghäuser Sturmlauf startete der zweite Durchgang, in dem beide Parteien erst einmal versuchten, sich langsam einzugrooven. Aus dem Nichts fiel dann der Anschlusstreffer, weil der SVR einmal schnell umschaltete: Nach Langers Diagonalpass ließ Stürmer Engelmann Hünemeier und Huth am rechten Fünfereck ins Leere grätschen und schob anschließend locker zum 1:2 ein (53.).
Es entwickelte sich fortan wieder eine enge, umkämpfte Partie, aber anders als noch im ersten Durchgang fast durchweg ohne weitere Abschlüsse. Hünemeier setzte einen Kopfball nach einem Eckstoß mal auf die Latte (70.), ansonsten spielte sich das Geschehen zwischen den Strafraumen ab. Als dann Mamba nach einer sehenswerten Einzelaktion - er nahm einen Michel-Pass mit der Hacke an, schaltete damit Verteidiger Wolff aus - auf 3:1 stellte (73.), sah der SCP schon wie der sichere Sieger aus.
Doppelpack von Joker Lokotsch - Verlängerung
Komplette Ekstase: Die Rödinghäuser bejubeln das 3:3 von Joker Lars Lokotsch (ohne Trikot). picture alliance
Doch Rödinghausen wollte partout nicht klein beigeben. Nach etlichen verunglückten Standardsituationen simmte in der 80. Minute die Abstimmung zwischen Flankengeber Derflinger und Zielspieler Lokotsch (in der 70. Minute eingewechselt), der den Eckstoß aus fünf Metern einnickte. Fünf Minuten später war es erneut die Kombination Derflinger/Lokotsch, die das Stadion zum Kochen brachte: Diesmal flankte Derflinger von der linken Seite an den rechten Pfosten, wo Huth nicht eingriff und so den Weg für Lokotsch zum 3:3 freimachte.
Der Bundesligist musste gegen den drei Klassen tiefer spielenden Regionalligisten in die halbstündige Verlängerung. In dieser lieferten sich die 22 Akteure bei schwindenden Kräften einen Abnutzungskampf, der auch nach 120 Minuten noch nicht ausgefochten war. Mit Ausnahme eines Kopfballs von Gjasula (92.) und eines Drehschusses von Shelton (117.) hatte es in den 30 Extraminuten keine Torgefahr gegeben.
So fiel die Entscheidung im Elfmeterschießen. Während sich Paderborn in vier Anläufen schadlos hielt, parierte SCP-Schlussmann Huth gleich den ersten Versuch Rödinghausens von Lokotsch und auch den vierten von Steffen. Oliveira Souza setzte schlussendlich den Deckel drauf und beförderte den Bundesliga-Aufsteiger in Runde zwei des DFB-Pokals.
Für Rödinghausen geht es bereits am Mittwoch im Westfalenpokal bei Borussia Emsdetten (19 Uhr) weiter. Der Bundesligist tritt am Samstag um 15.30 Uhr bei Bayer Leverkusen an.