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Deutsche Handballer bereit für die WM-Hauptrunde in Köln - Nach Arbeitssieg gegen Serbien: Schwere Brocken warten

Nach Arbeitssieg gegen Serbien: Schwere Brocken warten

Deutsche Handballer bereit für die WM-Hauptrunde in Köln

Betrieb wie auch andere Eigenwerbung beim Sieg über Serbien: Linksaußen Matthias Musche.

Betrieb wie auch andere Eigenwerbung beim Sieg über Serbien: Linksaußen Matthias Musche. imago

Aus Berlin berichtet Maximilian Schmidt

Natürlich wollten sich auch die deutschen Nationalspieler das erste Match am Donnerstag nicht entgehen lassen - zu viel stand für sie selbst auf dem Spiel. Nach dem 35:26-Erfolg der Brasilianer klatschte sich die DHB-Auswahl zufrieden ab . Denn damit war einerseits die Seleçao für die Hauptrunde qualifiziert, andererseits wurde das deutsche Spiel gegen Serbien "bedeutungslos" in Bezug auf die Punktausbeute zu Beginn der Hauptrunde. Sicher ist nun: 3:1 Zähler nimmt der Europameister von 2016 mit nach Köln und hat damit weiter realistische Chancen auf das Halbfinale, das in Hamburg steigen wird.

Keine großen Experimente

Bereits beim Einlaufen staunten die deutschen Fans nicht schlecht, als der eigentlich verletzte Steffen Weinhold in voller Montur auf dem Spielfeld auftauchte. Nur ein kleiner Bluff: Vor Anpfiff kletterte der Kieler auf die Tribüne und sah sich das letzte Vorrundenspiel wie erwartet von dort aus an.

Bei seiner Startformation verzichtete Bundestrainer Christian Prokop auf große Experimente: Auf der vakanten halbrechten Position durfte Leipzigs Franz Semper beginnen, in "seiner" Stadt zudem auch Keeper Silvio Heinevetter (Füchse Berlin). Diese beiden waren es auch, die die ersten Akzente setzten. Semper verkürzte bei seinem zweiten Anlauf auf 1:2, Sekunden später ließ sich Heinevetter für seine erste Parade feiern (3.). Allerdings fehlte der deutschen Abwehr, dem bisherigen Prunkstück bei der Heim-WM, die nötige Spannung - was auch Teammanager Oliver Roggisch auf der Bank schnell anmahnte.

Deutschland nutzt die Überzahl aus

Uwe Gensheimer

Stellte zwischenzeitlich mit WM-Tor Nummer 30 das 4:4 her: DHB-Kapitän Uwe Gensheimer. imago

Es zeichnete sich das nächste enge Duell ab, mit seinem 30. WM-Tor stellte Kapitän Uwe Gensheimer den mühsamen 4:4-Ausgleich her (9.). Prokop begann mit Blick auf den weiteren Turnierverlauf durchzuwechseln, was dem deutschen Spiel guttat. Mit einem sich steigernden Heinevetter im Rücken wuchs die Führung so langsam an. Hilfreich dabei: Ein Wechselfehler der Serben, der Nationaltrainer Nenad Perunicic (als Spieler von 1997 bis 2001 beim THW Kiel) auf die Palme brachte. Durch den Videobeweis wurde er aber bestätigt. Kurz darauf handelte sich auch Ex-Flensburger Drasko Nenadic eine Zwei-Minuten-Strafe ein. Die doppelte Überzahl nutzte die DHB-Auswahl und zog bis zur Pause auf ein komfortables 16:12 davon.

Musche & Co. machen auf sich aufmerksam

Im zweiten Abschnitt wechselte Prokop weiter durch, während die Serben ihre stärkste Formation aufboten. Doch der zweite Anzug zeigte, dass auch dieser richtig Bock auf die Heim-WM hat. Speziell Jannik Kohlbacher, weltweit eines der größten Talente am Kreis und wegen seiner starken Leistung später zum "Spieler des Spiels" gewählt, tankte mit seinem dritten Tor des Tages weiteres Selbstvertrauen (20:15, 42.). Auch Linksaußen Matthias Musche betrieb ordentlich Eigenwerbung.

Mit ein wenig Verspätung konnte die letzte deutsche Party in Berlin also steigen. Dazu bekam der Bundestrainer die Erkenntnis, dass auch Heinevetter nun WM-Betriebstemperatur aufgenommen hat - nicht ganz unwichtig mit Blick auf die kommenden Aufgaben. Prokop probierte noch die bei der EM 2018 in Kroatien viel diskutierte Variante mit dem siebten Feldspieler aus, was gehörig in die Hose ging. Am Ende stand dennoch ein hochverdienter 31:23-Erfolg.

Kein "Buzzer-Gate" 2.0

Eine weitere Erkenntnis nach Spielschluss: Diesmal hatte kein deutscher Spieler versehentlich das Timeout-Signal ausgelöst. Nach dem "Buzzer-Gate" gegen Frankreich hatten die Veranstalter wie angekündigt reagiert - und sich dabei an der letzten WM-Endrunde orientiert. Die beiden Buzzer wurden direkt am Kampfgericht positioniert und damit außerhalb der "gefährlichen" Zone hinter den Spielerbänken.

Handball-Fans in Berlin

Haben Berlin nochmals beben lassen: die deutschen Handball-Fans. imago

Spanien, Kroatien und Island warten

Wie geht es nun weiter für die deutsche Mannschaft, die von der Spree an den Rhein umziehen muss? Mit 3:1 Punkten im Gepäck hebt die DHB-Auswahl am Freitag um 12.40 Uhr mit dem Flieger von Berlin-Tegel Richtung Köln, wo in der Hauptrundengruppe I die drei besten Mannschaften der Gruppe B als Gegner warten. Das sind Spanien, Kroatien und Island. Durch den französischen Sieg am späteren Abend landete das deutsche Team wie erwartet auf Rang zwei. Gespielt wird nun am Samstag, am Montag und am Mittwoch. Starten wird Deutschland am Sonnabend (20.30 Uhr) gegen Island, was DHB-Vizepräsident Bob Hanning unter der Woche bereits als Vorteil herausgehoben hatte.

Statistik zum Spiel:

Deutschland - Serbien 31:23 (16:12)

Deutschland: Heinevetter (Berlin/1), Wolff (Kiel) - Musche (Magdeburg/5/2), Drux (Berlin/4), Kohlbacher (Rhein-Neckar Löwen/4), Böhm (Hannover/3), Wiede (Berlin/3), Pekeler (Kiel/2), Semper (Leipzig/2), Fäth (Rhein-Neckar Löwen/2), Wiencek (Kiel/2), Gensheimer (Paris/2/1), Strobel (Balingen/1), Groetzki (Rhein-Neckar-Löwen), Lemke (Melsungen)
Serbien: Cupara (1), Milosavljev - N. Ilic (6/4), Mosic (4), Vorkapic (3), Radivojevic (2), Vujic (2), Kukic (2), V. Ilic (2), Marsenic (1)
Schiedsrichter: Pavicevic/Raznatovic (Montenegro)
Zeitstrafen: 3:7
Rote Karte: Drux (53.) nach drei Zeitstrafen wegen Foulspiels
Siebenmeter: 3/5:4/4
Zuschauer in Berlin: 13.500 (ausverkauft)

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