Handball

Fäth hatte Riesenglück: Das kuriose "Buzzer-Gate"

Warum ertönte vor der Halbzeit zweimal die Sirene?

Fäth hatte Riesenglück: Das kuriose "Buzzer-Gate"

Die Event-Delegation tagt nach dem "Buzzer-Gate".

Die Event-Delegation tagt nach dem "Buzzer-Gate". kicker

Aus Berlin berichtet Maximilian Schmidt

Mitte der ersten Hälfte griff Frankreich an, plötzlich ertönte in der Arena am Berliner Ostbahnhof die Sirene. Doch Coach Didier Dinart hatte nicht den Buzzer gedrückt, um eine Auszeit zu nehmen. Es lag auch kein Regelverstoß vor, auf den das Kampfgericht hätte hinweisen müssen. Verwundert blickten sich französische und deutsche Spieler um. DHB-Teammanager Oliver Roggisch witterte wohl eine Hinausstellung für einen Deutschen und winkte sofort hektisch ab. Die dänischen Unparteiischen fragten kurz beim Kampfgericht nach, dann ging es einfach weiter. Dinart nahm die Entschuldigung von Roggisch aus der Ferne still an.

Wenig später, das Spiel stand von Sekunde eins an auf Messers Schneide, spielte sich exakt das gleiche Szenario ab. Diesmal nahm der französische Trainer das aber nicht so einfach hin. Die Franzosen witterten Vorsatz hinter dem erneuten Signal. Und nun wurde Dinart, sonst ein eher ruhiger Vertreter, stinksauer. Der ehemalige Weltklasse-Verteidiger schimpfte in Richtung deutscher Bank. Alle Blicke richteten sich auf Steffen Fäth, der vermeintlich den Buzzer gedrückt hatte. Wieder ging der Spielbeobachter auf Ursachenforschung - und winkte ab. Keine Strafe für Deutschland. Weiter im Programm.

Eine Änderung nahm die Spielleitung aber doch vor: Die Buzzer wurden abmontiert und ein Stück hinter der französischen Bank positioniert. Stattdessen wurden die "altmodischen" Timeout-Karten verteilt. Dinart tobte und klatschte höhnisch Beifall, als ihm die Grüne Karte gereicht wurde. Am Tag darauf sollte Roggisch anfügen, dass der Buzzer "zweimal ohne bösen Willen ausgelöst" wurde.

Technik des Anstoßes: Die Buzzer nach der Demontierung.

Technik des Anstoßes: Die Buzzer nach der Demontierung. kicker

Nach Spielschluss stand die Event-Delegation zusammen und diskutierte angeregt über den möglichen Fehler. Auf kicker-Nachfrage erklärte ein Sprecher der Delegation, dass kein technisches Versagen vorgelegen habe. Ganz im Gegenteil: Das kurze Videostudium habe gezeigt, dass tatsächlich zweimal ein deutscher Spieler an den Buzzer gekommen war - das eine Mal definitiv Fäth. Der Delegationssprecher bestätigte, dass Deutschland dafür erst eine Gelbe Karte und anschließend eine Zwei-Minuten-Strafe hätte kassieren müssen.

Nun sei eventuell ein Umdenken nötig. Eine Idee: Bei der WM vor zwei Jahren waren die Buzzer nicht hinter den Spielerbänken, sondern am Zeitnehmer-Tisch positioniert gewesen.

Fäth muss lachen: "Wusste nicht, dass das so ein großes Thema war"

"Übeltäter" Fäth hatte in der Szene auf jeden Fall Riesenglück. Tags darauf brach der deutsche Rückraumlinke auf Nachfrage bei einer Presserunde in Gelächter aus und versank kurzzeitig in den auf den Tisch gestützten Armen. "Ich muss nur lachen, weil ich nicht wusste, dass das so ein großes Thema war", begann Fäth und fügte an: "Keine Ahnung, wer beim ersten Mal draufgekommen ist. Beim zweiten Mal habe ich nach der Harzdose gegriffen und bin aus Versehen draufgekommen. Das Kampfgericht kam erst mal nach vorne und für mich sah es so aus, als hätten sie gemerkt, dass ich das - unabsichtlich - war. Ob sie es wirklich wussten, weiß ich nicht. Ich habe in der Halbzeit dann nochmal mit ihnen gesprochen und das erklärt."

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