Europameisterschaft

Wolff entscheidet ersten Köln-Krimi: DHB-Team schlägt Island hauchdünn

Erster Sieg in der zweiten Turnierphase

Wolff entscheidet ersten Köln-Krimi: DHB-Team schlägt Island hauchdünn

Retter in der Not: Andreas Wolff zog Island am Ende den Zahn.

Retter in der Not: Andreas Wolff zog Island am Ende den Zahn. imago images

Aus Köln berichtet Maximilian Schmidt

Nach dem Stimmungsdämpfer gegen Frankreich (30:33) zum Abschluss der Vorrunde ging es für die deutsche Mannschaft nach dem Umzug nach Köln um eine Trendwende. Als dankbarer Spielball bei diesem Vorhaben erwies sich Island allerdings nicht. Die Isländer hatten nach schwacher Vorrunde Wut im Bauch, wollten zeigen, wie viel besser sie es können.

Hauptrunde in Köln - 1. Spieltag

Die Lanxess Arena wurde erstmals still, als Island einen schnellen 2:0-Vorsprung herauswarf. Dann aber nahm der deutsche Zug auch ein wenig Fahrt auf: Rune Dahmke, erstmals bei der EM von Beginn an auf der Platte, sorgte von Linksaußen für den Anschluss, hinten hatte Andreas Wolff sofort Betriebstemperatur.

Deutschland hatte noch nie ein Pflichtspiel in der Lanxess Arena verloren und wollte dafür sorgen, dass das möglichst so bleibt. Auf gewohnt extrem schnellen Beinen bereiteten die Isländer der DHB-Auswahl Kopfzerbrechen. Doch diese hatte ja noch Wolff, der im ersten Abschnitt acht Bälle bei einer bärenstarken Fangquote von 44 Prozent parierte. 

Hanne kommt, trifft doppelt - und übertreibt dann

Den ersten isländischen Siebenmeter nahm der Kielce-Keeper auch dem ehemaligen Lemgo-Linksaußen Bjarki Mar Elisson weg. Beim 5:5-Ausgleich von Julian Köster war das deutsche Team wieder da, produzierte im gesamten ersten Abschnitt aber viel zu viele technische Fehler. Beim 6:5 hatte der junge Martin Hanne die erste Führung hergestellt, legte kurz darauf sogar das 7:5 nach. Dann aber übertrieb es der Neu-Nationalspieler von der TSV Hannover-Burgdorf und leistete sich mehrere Ungenauigkeiten.

Es wurde aber offensichtlich, dass gegen die kompakte, aggressive 6:0-Deckung der Isländer Wurfkraft aus dem Rückraum gefragt war. Neben Hanne sorgte auch Sebastian Heymann für solche, zwei Treffer gelangen dem Göppinger aus der zweiten Reihe. Dass es zur Pause nur 11:10 für Deutschland stand, lag auch am glänzend aufgelegten isländischen Keeper Viktor Hallgrimsson (6 Paraden, 35 Prozent Fangquote).

Nach dem Seitenwechsel hatte Deutschland in Wolff weiter seinen gewohnt starken Rückhalt, blieb aber zu wechselhaft. Von 11:11 ging es auf 13:11, auf 14:12, auf 15:13, ehe Island beim 16:16 wieder ausgeglichen hatte. Noch immer waren zu viele unvorbereitete Abschlüsse dabei, das deutsche Spiel lebte von individuellen Aktionen.

War mal ein deutscher Spieler frei durch, stand Hallgrimsson im Weg, der in puncto Paraden bei seiner elften auch Wolff überholt hatte. In der 50. Minute lagen die Isländer dank eines gnadenlosen Durchbruchs von Magdeburgs Mittelmann Janus Dadi Smarason erstmals seit der 13. Minute wieder in Führung (19:18). Viele deutsche Spieler machten einen verunsicherten Eindruck, produzierten Fehler um Fehler.

Kempa als merkbarer Stimmungsaufheller

Ein Kempa zum 21:21-Ausgleich von Timo Kastening auf Köster sorgte für einen merkbaren Stimmungsaufheller. Beim 22:21 von Lukas Mertens war Deutschland endgültig zurück. In dieser Phase ackerte der deutsche Innenblock unermüdlich und stellte Island immer wieder vor Aufgaben. Knorr bot sich die Riesenchance vom Siebenmeterstrich auf zwei Tore Vorsprung zu stellen, doch der Spielmacher scheiterte erneut per Siebenmeter.

Weil sich Island vorne die Zähne ausbiss, durfte Kastening per Siebenmeter den ersehnten Zwei-Tore-Vorsprung herstellen. Auf der anderen Seite parierte Wolff gegen Viggo Kristjansson (SC DHfK Leipzig) und kurz darauf auch gegen Omar Ingi Magnusson (SC Magdeburg) einen Versuch vom Strich - nun tobte die Lanxess Arena. In unnachahmlicher Weise erzielte Kapitän Johannes Golla aus der Drehung am Kreis das so wichtige 25:23. Als Köster im allerletzten deutschen Angriff mit letzter Kraft auf 26:24 stellte, ging die Party in Köln los. Mit nun 2:2 Zählern erhält sich Deutschland die Chance aufs Halbfinale.

Um die nächsten wichtigen Hauptrundenpunkte geht es für die DHB-Auswahl schon am Samstagabend (20.30 Uhr), wenn mit Österreich die Überraschungsmannschaft des Turniers auf den Europameister von 2016 wartet. Island trifft am gleichen Tag ab 15.30 Uhr auf das in der Hauptrunde verlustpunktfreie Frankreich.

Deutschland - Island 26:24 (11:10)

Deutschland: D. Späth, Wolff (12 Paraden, davon 3 Siebenmeter) - Knorr 6/2, Golla 4, J. Köster 4, Kastening 3/1, Hanne 2, Heymann 2, K. Häfner 2, Dahmke 1, Kohlbacher 1, Mertens 1, Fischer, Steinert, Uscins, Weber

Island: Gustavsson (2 Siebenmeter-Paraden), Hallgrimsson (13 Paraden) - Smarason 6, Gudjonsson 4, V. Kristjansson 3/1, Pálmarsson 3, E. Jonsson 2, O. I. Magnusson 2/1, Arnarsson 1, Elisson 1, Gislason 1, Vidarsson 1, G. T. Kristjansson, Rikhardsson, Thrastarson, Tobar Valencia

Schiedsrichter: Slave Nikolov / Gjorgji Nachevski (Nordmazedonien)
Zuschauer: 19.750 (ausverkauft)
Strafminuten: 4 / 4
Disqualifikation: - / -

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