Hinter dem Einsatz von Stammkeeper Kobel (Rücken) und des bislang überzeugenden Neuzugangs Endo (Adduktoren) stand bis zur letzten Sekunde ein Fragezeichen, doch die beiden angeschlagenen Akteure wurden rechtzeitig fit. So musste VfB-Coach Pellegrino Matarazzo im Vergleich zum 2:0 bei Hertha BSC keine Anpassungen an seiner Startformation vornehmen. Für Gonzalez, der nach seinem Muskelbündelriss im Hüftbereich lange pausieren musste, in Berlin erstmals wieder auf der Bank saß und sogar für 26 Minuten ran durfte, kam das Startelfdebüt gegen Köln noch zu früh. Der Argentinier nahm zunächst erneut auf der Ersatzbank Platz.
Auch Kölns Trainer Markus Gisdol sah nach dem hoffnungsstiftenden 1:1 gegen Eintracht Frankfurt keinen Anlass für Veränderungen und schickte die identische erste Elf in Stuttgart auf den Platz.
Start nach Maß: Blitztreffer und Lattenkracher
Mit der Euphorie eines formstarken Aufsteigers startete Stuttgart schwungvoll in die Partie - und durfte bereits nach 24 Sekunden jubeln: Mangala vollendete einen schnellen Angriff, den Castro mit einem starken Lauf durch die neutrale Zone eingeleitet hatte, mit einem wunderschönen Schuss in den Knick. Es war der schnellste Treffer der noch jungen Bundesliga-Saison. Der FC schien noch nicht wirklich realisiert zu haben, was dort gerade passiert war, verfiel in Schockstarre - und musste wenig später beinahe den nächsten Hieb einstecken. Beim Freistoß von Didavi aus über 20 Metern hatten die Geißböcke aber Glück, dass der wuchtige Ball nur den Querbalken erzittern ließ (3.).
Der VfB machte munter weiter, zeigte Spielfreude und ließ die Domstädter durch aggressives Pressing, das einige frühe Ballgewinne zur Folge hatte, erst einmal nicht wirklich in die Partie finden. Die Gisdol-Elf taute nach gut einer Viertelstunde ein wenig auf, versuchte sich Stück für Stück ins Spiel zu kämpfen - erst einmal aber noch ohne erkennbare Erfolge. In der 20. Minuten kam es dann zu einem unschönen Ereignis: Kempf und Bornauw rauschten bei einer Ecke ungebremst mit den Köpfen aneinander. Für Bornauw ging es weiter, der VfB-Verteidiger musste im Laufe der ersten Hälfte ausgewechselt werden.
Bundesliga, 5. Spieltag
Andersson aus dem Nichts, Horn pariert stark
Kurz nach dem Zusammenprall zeigte der Unparteiische Guido Winkmann plötzlich auf den Punkt, weil Karazor sich ein Trikotvergehen an Andersson geleistet hatte. Der FC-Stürmer übernahm kurzerhand auch die Verantwortung und stellte mit einem präzisen Flachschuss in die linke Ecke auf 1:1 (23.). Der Kölner Ausgleich hatte sich definitiv nicht angekündigt, stellte den Spielverlauf aber auf den Kopf. Stuttgart verlor zunehmend den Faden, stand unter Druck und wirkte verunsichert. Beispiele gefällig? In der 31. und 38. Minute wurde es nach zwei unpräzisen Rückpässen auf Kobel gefährlich, die Schwaben kamen aber jeweils mit dem blauen Auge davon.
Köln erlangte dagegen ordentlich Aufschwung, ließ sich des Öfteren in der gegnerischen Hälfte blicken und hatte unter dem Strich mehr vom Spiel. Wirkliche Torchancen gab es auf beiden Seiten aber nicht mehr - bis kurz vor der Halbzeit: In der 45. Minute war Coulibaly nach Steilpass von Kalajdzic frei durch, brachte den Heber aber nicht am stark parierenden Horn vorbei. So ging es mit einem durchaus gerechtfertigten Unentschieden in die Kabinen.
Andersson scheitert an Kobel
Auch nach dem Seitenwechsel fanden die Gastgeber besser in die Partie, konnten aber - wie auch über weite Strecken des ersten Spielabschnitts - nur selten Gefahr entfachen. Viel mehr waren es die souverän verteidigenden Gäste aus der Domstadt, die die besseren Möglichkeiten auf die Führung verzeichneten. Andersson scheiterte jedoch aus vielversprechender Position an Kobel (53.) und Jakobs kam nicht mehr entscheidend an eine von Karazor verlängerte Flanke von Limnios (54.). Das Mittelfeld war daraufhin quasi nicht mehr existent, beide Mannschaften überbrückten die neutrale Zone in Rekordzeit, brachten aber lange nichts zustande. Das Spiel flachte erstmals richtig ab - und nahm bis zum Schlusspfiff nicht mehr so richtig an Fahrt auf.
Die beste Chance auf den entscheidenden Treffer offenbarte sich den Schwaben, die in der Schlussphase etwas zielstrebiger wirkten: Der eingewechselte Gonzalez (56. für Coulibaly) war nach Steilpass frei durch und schoss an Horn vorbei ans Aluminium (78.). Kleines Trostpflaster: Der Joker stand beim Zuspiel sowieso im Abseits. So blieb es beim unter dem Strich gerechtfertigten 1:1 zwischen dem VfB Stuttgart und dem 1. FC Köln, der seit nunmehr 15 Bundesliga-Spielen auf einen Sieg wartet, aber zumindest zum zweiten Mal in Serie einen Punkt feiert.
Am Freitag (20.30 Uhr) ist Stuttgart zu Gast auf Schalke. Der 1. FC Köln spielt am Samstag (15.30 Uhr) gegen Bayern München.