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"Der Radsport muss Armstrong vergessen"

UCI folgt den Sanktionen der USADA

"Der Radsport muss Armstrong vergessen"

UCI-Präsident Pat McQuaid bei der Pressekonferenz zur Bekanntgabe der Aberkennung der Tour-Titel Armstrongs.

UCI-Präsident Pat McQuaid bei der Pressekonferenz zur Bekanntgabe der Aberkennung der Tour-Titel Armstrongs. Getty Images

Seit Montag wird Lance Armstrong nicht mehr als Sieger der Frankreich-Rundfahrten von 1999 bis 2005 geführt. Wie die Siegerlisten allerdings umgeschrieben werden, steht noch nicht fest. McQuaid wollte sich am Montag nicht festlegen und verwies auf eine weitere UCI-Sitzung am Freitag, wo unter anderem diese Frage erörtert werde. "Heute nehmen wir Armstrong die sieben Siege weg, am Freitag werden wir weitere Maßnahmen besprechen. Dazu müssen wir die UCI-Regeln ändern", so McQuaid.

Angesichts der Tatsache, dass bei einer Aberkennung der Titel Armstrongs andere in Dopingskandale verwickelte bzw. des Dopings überführte Fahrer als Sieger geführt werden müssten, sprach sich Tour-Boss Christian Prudhomme dafür aus, diese Siege nicht mehr neu zu vergeben.

Zu Profiteuren könnten mit Jan Ullrich und Andreas Klöden zwei deutsche Fahrer zählen. Ullrich - der bisher als einziger Deutscher die Tour gewinnen konnte - war in den Jahren 2000, 2001 und 2003 Zweiter hinter seinem Dauerrivalen Armstrong. Klöden landete im Jahr 2004 auf Rang zwei. Die übrigen zweitplatzierten hießen Alex Zülle (1999), Joseba Beloki (2002) sowie Ivan Basso (2005).

Auch seine anderen Erfolge seit dem 1. Januar 1998 ist Armstrong los. Ihm bleiben aus dem UCI-Bereich nur ein Erfolg bei der Clasica San Sebastian im Jahr 1995 sowie der Gewinn des Wallonischen Pfeils ein Jahr später. Was aus seinem Weltmeistertitel von 1993 sowie seiner Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney werden wird, steht noch nicht fest.

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Auf der Pressekonferenz in Genf wählte McQuaid deutliche Worte: "Lance Armstrong hat im Radsport keinen Platz mehr", so der Ire: "Der Radsport muss Armstrong vergessen", forderte er. Persönliche Konsequenzen schloss er allerdings aus: "Ich werde nicht als Präsident der UCI zurücktreten", so der 63-Jährige. McQuaid, der seit dem Jahr 2005 der UCI vorsteht, wird ebenso wie seinem Vorgänger Hein Verbruggen vorgeworfen, jahrelang zu lasch gegen das Problem Doping im Radsport vorgegangen zu sein. Zudem nahm er die UCI vor Anschuldigungen in Schutz. "Die UCI hat nichts zu verbergen", sagte McQuaid. In dem USADA-Bereicht gab es auch Zeugenaussagen, wonach die UCI im Jahr 2001 eine positive Dopingprobe Armstrongs verschleiert haben soll.

Laut McQuaid stürzt der "Fall Armstrong" den Radsport in seine "größte Krise". "Der Radsport hat eine Zukunft, und so etwas darf nie wieder passieren", führte McQuaid weiter aus.

Dem 41-jährigen Armstrong war von der US-Anti-Doping-Agentur USADA jahrelanges und systematisches Doping nachgewiesen worden. Wie Zeugen - darunter ehemalige Teamkollegen - unter Eid berichteten, habe Armstrong unter anderem EPO-, Testosteron-, Kortison- und Blutdoping betrieben. Armstrong streitet die Vorwürfe ab. "Was ich im USADA-Bericht gelesen habe, macht mich krank", sagte McQuaid.

Armstrong droht auch finanziell großer Schaden. Denn noch am Montag wendeten sich weitere ehemalige Sponsoren von ihm ab, zudem werden auch Forderungen nach einer Rückzahlung seiner Siegprämien laut.

Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) begrüßte das Urteil. "Die Entscheidung der UCI ist nach der Beweislast nur konsequent. Entscheidend ist, dass ein verseuchtes Jahrzehnt aufgearbeitet und endlich abgeschlossen wird", sagte BDR-Präsident Rudolf Scharping am Montag in einer Pressemitteilung.

Lance Armstrong in Bildern