3. Liga

1. FC Kaiserslautern: Es droht der große Knall

Interne Querelen um Lösung der Finanzprobleme nicht beigelegt

FCK: Es droht der große Knall

Heimspielort des FCK: Das Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern.

Heimspielort des FCK: Das Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern. imago

Irgendwie hängt alles in letzter Zeit beim FCK mit den erheblichen finanziellen Problemen zusammen . Wie sind sie zu lösen? Vor allem an dieser Frage entzündeten sich die Streitigkeiten im Kontrollgremium. Da inzwischen die Lizenzunterlagen für die 3. Liga beim DFB (Anfang März) und für die 2. Liga bei der DFL (Mitte März) eingereicht wurden, steht das vorübergehende Vorgehen fest, wie vor allem die im Sommer fällige Rückzahlung der Betze-Anleihe in Höhe von 6,7 Millionen Euro bewerkstelligt werden soll.

Vergangene Woche stellten die beiden Geschäftsführer Martin Bader (Sport) und Michael Klatt (Finanzen) ihre Strategie vor. Durch eine neue Fan-Anleihe mit drei Jahren Laufzeit und Crowdlending, eine internetbasierte Kreditvermittlung, sollen innerhalb von vier Wochen insgesamt bis zu 9,5 Millionen Euro eingesammelt werden. Beide Finanzprodukte sind für die Anleger mit fünf Prozent verzinst. Um eine Insolvenz zu vermeiden, braucht der FCK mindestens einen Betrag zwischen vier und fünf Millionen Euro.

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1. FC Kaiserslautern - Vereinsdaten
1. FC Kaiserslautern

Gründungsdatum

02.06.1900

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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Bisher eingesammeltes Geld liegt deutlich unter einer Million

Der Rest der 12-Millionen-Lücke, über die der kicker bereits Mitte Dezember 2018 berichtet hatte , ist laut Klatt durch Schuldscheine institutioneller Anleger gedeckt. Seit rund einer Woche können nun Gönner über die neue Anleihe oder das Crowdlending-Modell den FCK unterstützen . Die schlechte Nachricht: Nach kicker-Informationen liegt der bisher über beide Wege eingesammelte Betrag noch deutlich unter einer Million. Sollte das Ziel nicht erreicht werden, müssten wohl weitere teure Bank-Kredite herhalten, um die drohende Insolvenz abzuwenden.

Normalerweise sollten in einer solchen Lage alle, die den FCK unterstützen und voranbringen wollen, an einem Strang ziehen und etwaige Kontroversen so lange beiseiteschieben, bis der Patient zumindest die Intensivstation verlassen kann. Das tun viele der treuen Fans in vielfältiger Weise, würden trotz teilweise geringer privater finanzieller Mittel ihr letztes Hemd für ihren Herzensverein geben. Ein bemerkenswerter Zusammenhalt, der Anerkennung verdient und für Aufbruchstimmung sorgten könnte – wären da nicht die persönlichen Animositäten in der Führungsebene des Vereins, die keineswegs abgeebbt sind. Zuletzt stellten Aufsichtsratschef Patrick Banf und Hauptsponsor Harald Layenberger bei einer "SWR"-Podiumsdiskussion ihre gegenseitige Ablehnung offen zur Schau.

Es haben sich zwei Lager gebildet

Um beide haben sich Lager gebildet. Im fünfköpfigen Aufsichtsrat des e.V., aktuell identisch mit dem Beirat der FCK Management GmbH, hält Jochen Grotepaß weiter zu Banf, der schon im Januar gestürzt werden sollte . Banf und Grotepaß wurden bei der Wahl Ende 2017 von Ex-Aufsichtsratschef Dieter Buchholz in Stellung gebracht und unterstützt. Buchholz ist mit seiner Firma BFD weiterhin Sponsor des FCK und trat am gestrigen Dienstag via "Rheinpfalz" als regionaler Investor und damit Eigenkapitalgeber auf den Plan. "Martin Bader hat uns von seiner Vision und mit seinem Konzept überzeugt. Um ein Zeichen zu setzen, haben wir uns entschlossen, die Säule 2 des Kaiserslauterer Modells mit einer halben Million zu befüllen und als Erste Aktien zu zeichnen", erklärte der saarländische Unternehmer auch im Namen von Peter Theis (ehemalige FCK-Hauptsponsor Allgäuer Latschenkiefer), dessen Geschäftsführer Giuseppe Nardi und Axel Kemmler (KKS Kaiserslautern). Das Sponsorenquartett signalisierte die Bereitschaft, das Engagement 2020 zu erhöhen. Beachtenswert sind der Zeitpunkt und die öffentliche Platzierung dieser Nachricht zwei Tage vor der Aufsichtsratssitzung am morgigen Donnerstag.

Regionale Investorengruppe steht hinter Littig

Das ist die eine Partei. Auf der anderen Seite stehen Aufsichtsrat Michael Littig, seine beiden Gremiumskollegen Paul Wüst und Jürgen Kind - sowie von der Ausrichtung her Hauptsponsor Layenberger. Der hatte bereits mehrfach gedroht, sein umfangreiches langjähriges Engagement zu beenden, sollte Banf weiter als Aufsichtsratschef fungieren. Nachdem dessen Abwahl im Januar zugunsten des kommunizierten Burgfriedens ausgeblieben war , hatte sich Layenberger zu verbalen Entgleisungen in einem Facebook-Posting hinreißen lassen , für die er sich später entschuldigte. In einer solchen Form will sich Sponsor Layenberger nicht mehr in Angelegenheiten der Vereinsorgane einmischen. Laut eigener Aussage im Gespräch mit dem kicker steht für ihn jedoch fest: Sollte Banf als FCK-Verantwortungsträger ihn aus seiner Sicht nochmals unangemessen attackieren - Banf ließ Layenberger wegen einer Angelegenheit beispielsweise vor den Ehrenrat zitieren - werde Layenberger die notwendigen Schritte einleiten, um sein Engagement vorzeitig zu beenden.

Hinter Littig steht nach kicker-Informationen derweil eine regionale Investorengruppe, die wohl bereit ist, dem FCK auf Anhieb deutlich mehr Eigenkapital zur Verfügung zu stellen als Buchholz und Co. - vorausgesetzt Littigs Einfluss steigt und Banf bleibt nicht Aufsichtsratschef. Littig biss bisher mit seinen Lösungsvorschlägen meistens auf Granit.

Michael Littig, Patrick Banf

Die beiden FCK-Aufsichtsräte Michael Littig (li.) und Patrick Banf. imago

Die Fronten und Ansichten sind weiter verhärtert. Was passiert also bei der Sitzung am Donnerstag? Rotiert das Amt des Aufsichts- und Beiratsvorsitzenden künftig? Diese Option werde nach dem 15. März in beiden Gremien geprüft, hieß es Ende Januar in der offiziellen FCK-Mitteilung. Oder wird Banf, der am Dienstag via "Rheinpfalz" für Ruhe und personelle Kontinuität im Aufsichtsrat warb, das Vertrauen von drei seiner Kollegen nun ganz entzogen? Im Januar hatten Littig, Wüst und Kind entgegen ihrer Überzeugungen Banf als Vorsitzendem weitere Zeit eingeräumt, mit Taten bei der Lösung der FCK-Probleme voranzukommen.

Unklare Folgen im Falle von Banfs Abwahl

Was passiert bei Banfs Abwahl? Bleibt er als normales Mitglied im Gremium? Wie reagiert die Gruppe um Buchholz? Konfrontationen sind programmiert. Bis hin zum großen Knall, dem Rückzug von drei Aufsichtsräten rund um Littig, scheint alles möglich. Ein solcher würde die finanzielle Lage wohl weiter verschlechtern und eine Insolvenz näher rücken lassen.

Ach ja, Fußball wird beim FCK auch noch gespielt. Zuletzt sogar recht erfolgreich. Zehn Punkte holte das Team von Sascha Hildmann in den letzten fünf Drittliga-Spielen und kann am heutigen Mittwochabend bei Sechstligist Dudenhofen ins Verbandspokalfinale einziehen. All das könnte durch die internen Querelen jedoch schlagartig in den Hintergrund rücken.

Carsten Schröter-Lorenz/MK