3. Liga

FCK: Angeblicher Burgfriede - Eklat um Hauptsponsor

Szenen eines Chaosklubs - bald neuer Vereinsvorstand

FCK: Angeblicher Burgfriede - Eklat um Hauptsponsor

Der 1. FC Kaiserslautern sorgt abseits des Platzes für Schlagzeilen - mal wieder.

Der 1. FC Kaiserslautern sorgt abseits des Platzes für Schlagzeilen - mal wieder. imago

Reporter und Kamerateams postierten sich am Montagabend vor der Geschäftsstelle auf dem Betzenberg - eine Besonderheit in der 3. Liga. Entweder geht es um außergewöhnlichen sportlichen Erfolg oder eine außergewöhnliche Krise. Beim FCK trifft Letzteres zu. Und dabei dreht es sich nicht mal vordergründig darum, dass die Profi-Mannschaft auf Rang elf dem ausgegebenen Ziel Wiederaufstieg weit hinterherhinkt. Vielmehr geht es um Macht, Posten, Einfluss und persönliche Eitelkeiten, kurz gesagt: Zoff in der Chefetage. Kontroversen sind bis zu einem gewissen Maße normal in Führungszirkeln, und können sogar förderlich sein - sofern sie intern bleiben.

Doch beim FCK tauchten in den letzten Tagen fast sämtliche Details über Meinungen und Konflikte in Aufsichtsrat und Geschäftsführung in der Öffentlichkeit auf. Besonders die Frage, wie die Lücke von etwa 12 Millionen Euro zum neuerlichen Lizenzerhalt zu schließen sei, spaltet die Entscheiderebene. Auch wegen unterschiedlicher Positionen gegenüber machtbewussten Investoren wie etwa Michail Ponomarev, Investor und Präsident bei Ligarivale Uerdingen, schienen die Risse im fünfköpfigen Aufsichtsrat nicht mehr zu kitten zu sein. Es galt als ausgemachte Sache, dass die Gremiumsmitglieder Michael Littig, Paul Wüst und Jürgen Kind dem bisherigen Aufsichtsratschef Patrick Banf das Vertrauen entziehen und per einfacher Mehrheit einen neuen Vorsitzenden bestimmen würden. Sollte Banf nicht komplett als Aufsichtsrat zurücktreten, stand auch ein Rückzug des Trios als Option im Raum.

Vier Stunden Sitzung: Alles halb so wild?

Jochen Grotepaß, Paul Wüst, Michael Littig, Patrick Banf und Jürgen Kind

Der Aufsichtsrat beim 1. FC Kaiserslautern: Jochen Grotepaß, Paul Wüst, Michael Littig, Patrick Banf und Jürgen Kind (v.l.n.r.). imago

Große, wuchtig platzierte Umwälzungspläne. Doch der (Betzen-)Berg kreißte über vier Stunden - und gebar eine Maus. Alles anscheinend halb so wild, so der Tenor der am Montag um 20.08 Uhr unter dem Titel "Der Aufsichtsrat des 1. FC Kaiserslautern e. V. informiert" verschickten Pressemeldung. Demnach soll "innerhalb des Gremiums ein intensiver und lösungsorientierter Austausch von Sachargumenten" stattgefunden haben . Personelle Konsequenzen: keine. Erst nach dem 15. März, wenn die Lizenzunterlagen für den unwahrscheinlichen Aufstiegsfall bei der DFL eingereicht werden müssen - der DFB verlangt die Zulassungsdokumente bereits zum 1. März -, soll eine Rotation des Amtes des Vorsitzenden und des Stellvertreters innerhalb des Aufsichtsrates geprüft werden.

Der Schulterschluss ist fragil

Die Kontrolleure sind also dem Wunsch der Geschäftsführer der Kapitalgesellschaft Martin Bader (Sport) und Michael Klatt (Finanzen) nach Zusammenhalt zumindest bis zur Lizenzbeantragung gefolgt. Ein befristeter Burgfriede - der sich zum Wohl des FCK durchaus positiv auswirken könnte. Vor allem dann, wenn die vielen Differenzen nicht zuvor öffentlich geworden wären. Wie fragil dieser nach außen hin verkaufte Schulterschluss ist, zeigte sich wenig später am Montagabend. Da keilte Hauptsponsor Harald Layenberger per persönlicher Facebook-Message mit teils derber Wortwahl dazwischen.

Denjenigen, die sich wieder einmal selbst verraten haben, wünsche ich dicke eitrige Pickel ins Gesicht, ihr habt auch die Fans und Mitglieder verraten.

Harald Layenberger in einem emotionalen Facebook-Statement

Der Lebensmittel-Unternehmer schrieb unter anderem: "Ich habe den Glauben an die Menschheit verloren. Ich fühle mich benutzt und weggeworfen wie ein schmutziges Papiertaschentuch und ich bin traurig, dass die Unehrlichkeit gesiegt hat. Denjenigen, die sich wieder einmal selbst verraten haben, wünsche ich dicke eitrige Pickel ins Gesicht, ihr habt auch die Fans und Mitglieder verraten." Zudem forderte Layenberger Aufsichtsratschef Banf auf, als dessen Gegner er sich bereits zuvor in den sozialen Medien geoutet hatte, ihn aus seinem Sponsoring-Vertrag herauszukaufen.

Layenbergers falscher Weg der Kommunikation

Layenberger, selbst gebürtiger Lauterer, von Kindesbeinen als Fan emotional an den Fritz-Walter-Klub gebunden und inzwischen lebenslanges Mitglied, fabrizierte damit ein schmerzhaftes Eigentor. Sein Statement sorgte vor allem bei vielen Lauterer Anhängern, für deren Belange sich der Sponsor in vielfacher Weise engagiert, für Aufregung. Auch wenn man dem stets geradlinigen Firmen-Inhaber abnimmt, dass es ihm im Kern um das Wohl des FCK geht, schadet seine Art und Weise der Kommunikation via Social-Media-Botschaften nicht zum ersten Mal seinem Herzensverein - völlig unabhängig davon, wie zutreffend der Inhalt sein mag.

Dass er zudem die Grenzen des guten Stils überschritten hatte, wurde Layenberger wohl rasch klar. Am Dienstagmorgen entschuldigte er sich in einem Online-Beitrag "für die Tonalität" seiner Facebook-Nachricht. Er habe aus der Emotion und einer tiefen menschlichen Enttäuschung heraus reagiert. Er betonte, als Sponsor nicht hinschmeißen zu wollen. Wenn ihn Banf und Co. durch einen besser zahlenden Hauptsponsor ersetzen würden, wäre das ja im Sinne des FCK. Aber auch in einem solchen Fall würde er sich weiter engagieren.

Die Gräben sind keinesfalls geschlossen

Harald Layenberger

Mit seinem Unternehmen seit dieser Saison Hauptsponsor beim FCK: Harald Layenberger. imago

Ein weiterer Satz in Layenbergers Erklärung verrät allerdings, dass die Gräben zwischen einigen einflussreichen Akteuren rund um den FCK keinesfalls geschlossen sind: "Nichts in der Sache muss ich zurücknehmen, weil alles der Wahrheit entspricht."

Auch wenn Layenberger, der mit seinem Unternehmen auch als Hauptsponsor von Union Berlin fungiert, abschließend die Fans dazu aufforderte, die FCK-Profis beim Restrundenauftakt am Samstag gegen Großaspach zahlreich zu unterstützen, darf man weiter gespannt sein, was auf dem Betzenberg abseits des Rasens passiert. Ob und woher die fehlenden 12 Millionen auftrieben werden können, bleibt dabei die Gretchenfrage.

Vereinsvorstand soll besetzt werden

Zunächst aber soll in den nächsten Tagen die Entscheidung über die Besetzung des derzeit verwaisten, mindestens zweiköpfigen Vereinsvorstands fallen, der als Schnittstelle zwischen Kapitalgesellschaft und den anderen Abteilungen fungieren soll. Nachdem Rainer Keßler kurz vor Weihnachten als Vorstandsvorsitzender vom Aufsichtsrat abberufen und Littig als Stellvertreter in den Aufsichtsrat zurückgekehrt war, blieb der e. V. in den letzten Wochen führungslos. Als zwei von vier Kandidaten stellten sich noch am Montagabend nach dem beschlossenen Burgfrieden Wilfried de Buhr und Johannes Remy den Entscheidern im Fritz-Walter-Stadion vor. Beide hatten Ende 2017 erfolglos für den aktuellen Aufsichtsrat kandidiert.

Ob einer oder beide bald mithelfen dürfen, den derzeit zum Chaosverein verkommenen Traditionsklub zu befrieden? Das wird der Klub bald bekannt geben. Kamerateams sind dann allerdings eher nicht zu erwarten.

Carsten Schröter-Lorenz