Unter der Woche hatte es bei RasenBallsport einen Paukenschlag gegeben: Der Verein und Erfolgstrainer Alexander Zorniger gehen getrennte Wege. Bis zum Saisonende soll einer das Zepter schwingen, der bislang für die U 17 zuständig war: Achim Beierlorzer. Bei seinem Debüt auf der Trainerbank der Profis rotierte der 47-Jährige viermal: Gegenüber der 0:2-Niederlage in Aue begannen der zuletzt gesperrte Compper, Teigl, Kalmar und Rebic für Klostermann (Bank), Heidinger, Kaiser und Kapitän Frahn (nicht im Kader). Auf Seiten der Frankfurter musste Coach Benno Möhlmann krankheitsbedingt seine zuletzt siegreiche Elf umstellen. Im Vergleich zum 2:1-Erfolg gegen den 1. FC Nürnberg begann Kauko für den grippekranken Grifo.
Zäher Beginn
Beierlorzer schien für seine Elf die Marschroute der "kontrollierten Offensive" ausgerufen zu haben, zumindest begann die Partie sehr verhalten. Leipzig mied das Risiko, und da auch die Gäste sich zurückzogen und auf Konterchancen warteten, ergab sich eine zähe Anfangsphase. Klandt durfte sich gegen Forsbergs Fernschuss auszeichnen (12.), sein Pendant Coltorti im Leipziger Gehäuse musste bei den Versuchen von Bittroff (14.) und Roshi (21.) nicht eingreifen.
Beierlorzer sprach im Vorfeld davon, die "Offensivpower nutzen" zu wollen, die der Dreiersturm mit Poulsen, Rebic und Forsberg versprach. Zu sehen war davon aber nichts. Der Pass in die Tiefe gelang so gut wie nie, vor allem Forsberg und Rebic hingen oft in der Luft.
Rebic jubelt zu früh
Einzige Ausnahme: Rebics nicht anerkannter Kopfballtreffer (28.). Der Kroate nickte einen Freistoß von der rechten Außenlinie ins lange Eck und ließ sich bereits dafür feiern – wurde aber zurückgepfiffen. Compper hatte Konrad fernab des Balls regelwidrig bearbeitet und diesen so an der Torverhinderung gehindert, korrekte Entscheidung.
In der Folge wurde es nickliger, und die Hausherren schickten sich an, mehr für die Offensive zu tun. Allein, es fiel ihnen nichts ein. Spielerisch war dem Abwehrriegel der Bornheimer nicht beizukommen, und die vielen langen Bälle segelten entweder ins Nichts oder wurden von Balitsch und Oumari dankbar angenommen und mühelos verteidigt. Der FSV schien sich zufriedenzugeben mit dem torlosen Remis zur Pause und dem Umstand, den unter Druck stehenden Hausherren den Nerv zu rauben. Torchancen der Gäste? Fehlanzeige, lediglich bei einer Freistoßflanke von Kruska musste Coltorti eingreifen, nachdem Balitsch die Einschussmöglichkeit verpasst hatte (37.). Bei Balitschs Kopfballkerze, die auf dem Gebälk landete, wäre der Keeper zur Stelle gewesen (43.).
Der 21. Spieltag
Nach der Pause schaltete Leipzig mehrere Gänge hoch. Mit gleichem Personal investierten die Offensivkräfte mehr, brachten dynamische Aktionen in ihr Spiel ein. Die erste Torgefahr ging auf das Konto von Poulsen, der einen Lupfer von Kalmar aus zehn Metern direkt verwertete - aber verzog (50.). Auch Forsberg wurde auffälliger, verzettelte sich aber im Strafraum aus aussichtsreicher Position (52.).
Es schien nur eine Frage der Zeit zu sein, wann die Hausherren das 1:0 erzielen, wieder Poulsen prüfte Klandt aus spitzem Winkel per Gewaltschuss (57.). Doch kurz darauf kamen die Gästefans auf ihre Kosten - denn der Underdog führte plötzlich! Coltorti hatte gewaltig gepatzt und Roshi den Ball in die Füße gespielt, der den Keeper nervenstark umkurvte und den Ball ins leere Tor schob (58.).
Klandt Sieger im Duell gegen Kimmich
Die Beierlorzer-Elf reagierte wütend und hatte durch Kimmich die große Chance auf den Ausgleich, aber Klandt parierte den Schuss aus zehn Metern (61.). Sebastians Gewaltschuss aus gut 25 Metern rauschte haarscharf am Pfosten vorbei (69.), anschließend wehrten die Frankfurter die Angriffsbemühungen größtenteils geschickt ab.
Die offensiven Joker Damari, Reyna und Hierländer sorgten für Wirbel, brachten aber auch keine Konsequenz vor dem Tor. Bestes Beispiel: Forsberg flankte von links, Reyna nickte das Leder aus fünf Metern neben den rechten Pfosten (84.). Das war es dann auch mit den Chancen für RasenBallsport. Frankfurt verteidigte sich geschickt über die Runden und feierte den glücklichen Erfolg und somit die Auswärtspunkte 16 bis 18. Leipzig verpasste es dagegen, die Patzer der Konkurrenz zu nutzen und bescherte seinem neuen Trainer eine denkbar schlechte Premiere.
Leipzig gastiert am Montagabend (20.15 Uhr) in Braunschweig. Die Frankfurter empfangen am Sonntag (13.30 Uhr) den 1. FC Kaiserslautern.