Eishockey

Deutschland verpasst das Eishockey-Wunder

Eishockey-WM 2016, das Viertelfinale: Russland im Halbfinale

Deutschland verpasst das Eishockey-Wunder

Sensationell: Torschütze Patrick Reimer (#37) versinkt nach dem 1:0 in der deutschen Jubeltraube.

Sensationell: Torschütze Patrick Reimer (#37) versinkt nach dem 1:0 in der deutschen Jubeltraube. imago

1. Drittel: Reimer lässt die Eishockey-Welt aufhorchen

Russland demonstrierte bereits nach dem ersten Bully seine technische Überlegenheit mit gutem Passspiel und exzellenten schlittschuhläuferischen Fähigkeiten. Deutschland stand kompakt in der Defensive, räumte Torwart Thomas Greiss die Sicht frei und ließ an den Banden harte Checks anrollen. Nach vorne lauerte die DEB-Auswahl dann auf überfallartige Konter. Moritz Müller, Patrick Hager und Patrick Reimer gaben in wenigen Sekunden mehrere Schüsse ab und setzten den russischen Goalie Sergei Bobrovski gewaltig unter Druck. Schließlich traf Reimer schlitzohrig aus dem Highslot ins Tor und überraschte damit eine ganze Eishockey-Großmacht (5.). Die "rote Maschine" antwortete mit wütenden Angriffen, doch die deutschen Kufencracks ließen sich davon nicht beeindrucken, hielten körperlich gut dagegen und überstand auch dank eines überragenden Greiss das erste Unterzahlspiel. Deutschland nahm das 1:0 mit in die erste Pause.

Sergei Bobrovski

Überrascht: Russlands Goalie Sergei Bobrovski kassiert das 0:1 gegen Patrick Reimer. imago

2. Drittel: Die "rote Maschine" läuft heiß

Eishockey-WM 2016 in Russland

Die Pausenansprache in russischen Kabine hatte offenbar gesessen, denn die "Sbornaja" kam energiegeladen zurück aufs Eis und schnürte Team Deutschland mit Vollgas-Eishockey ein. Als im Slot kurz die Zuordnung fehlte und Greiss nach einem Schuss von Yevgeni Dadonov außer Position war, schob Vadin Shipachyov zum 1:1 ein (21.). Russland zeigte auch fortan Einbahnstraßen-Hockey und erarbeitete sich das Scheibenglück: Bei einem scharfen Shipachyov-Pass musste Dadonov im Slot nur noch die Kelle hinhalten. Der Puck schlingerte über Greiss' Schoner und am Pfosten vorbei ins Tor - 2:1 (28.). Eine weitere Machtdemonstration nur wenig später: In vollem Tempo spielten Shipachyov und Ivan Telegin einen Doppelpass auf engem Raum - als i-Tüpfelchen vollendete Shipachyov zum durchaus sehenswerten 3:1 (37.).

3. Drittel: Greiss glänzt weiter - Ovechkin erhöht

Team Russland

Aufgedreht: Russlands Vadin Shipachyov (#87) schnürte einen Doppelpack. imago

Bei Russland hatten bis dahin vor allem die KHL-Akteure geglänzt - mit Beginn des Schlussdrittels machten dann auch die NHL-Stars auf sich aufmerksam: Yevgeni Kuznetsov legte für Alexander Ovechkin ab, der blitzschnell den Abzug betätigte und Greiss zum 4:1 tunnelte (43.). Deutschland gab sich dennoch nicht geschlagen und startete punktuelle und durchaus vielversprechende Angriffe. Hinten bändigte immer wieder der starke Greiss die russischen Vorstöße. Es blieb beim 1:4. Damit zieht Russland ins WM-Halbfinale ein, Deutschland muss nach einem tollen Turnier die Heimreise antreten.

Viertelfinale: Russland - Deutschland 4:1

Tore:

0:1 Patrick Reimer (5.), 1:1 Vadin Shipachyov (21.), 2:1 Yevgeni Dadonov (28.), 3:1 Vadin Shipachyov (35.), 4:1 Alexander Ovechkin (43.)

Aufstellung Deutschland

Tor:

Thomas Greiss (New York Islanders/ NHL)

Verteidigung:

Christian Ehrhoff (Chicago Blackhawks/ NHL), Korbinian Holzer (Anaheim Ducks/ NHL) - Moritz Müller (Kölner Haie/ DEL), Denis Reul (Adler Mannheim/ DEL) - Sinan Akdag (Adler Mannheim/ DEL), Daryl Boyle (EHC München/ DEL).

Sturm:

Marcus Kink (Adler Mannheim/ DEL), Yannic Seidenberg (EHC München/ DEL), Marcel Goc (Adler Mannheim/ DEL) - Patrick Reimer (Nürnberg Ice Tigers/ DEL), Patrick Hager (Kölner Haie/ DEL), Philip Gogulla (Kölner Haie/ DEL) - Brooks Macek (Iserlohn Roosters/ DEL), Leon Draisaitl (Edmonton Oilers/ NHL), Marcel Noebels (Eisbären Berlin/ DEL) - Constantin Braun (Eisbären Berlin/ DEL), Jerome Flaake (Hamburg Freezers/ DEL), Dominik Kahun (EHC München/ DEL)

Yevgeni Dadonov, Daryl Boyle & Thomas Greiss

Die deutsche Wand: Torwart Thomas Greiss (r., mit Daryl Boyle und gegen Yevgeni Dadonov). imago

Russland mit Kanada, Finnland und den USA unter den besten Vier

In den anderen Halbfinalspielen setzte sich Kanada überraschend deutlich mit 6:0 gegen Schweden durch. Mark Scheifele (19.), Mathew Dumba (27.), Brad Marchand (33.), Max Domi (33.), Mark Stone (52.) und Derick Brassard (54.) trafen für die Ahornblätter. Bereits am Nachmittag verpasste Außenseiter Dänemark die Sensation gegen Finnland(1:5). Mikael Granlund trat als Doppeltorschütze für Suomi in Erscheinung. Außerdem entschieden die USA einen Krimi gegen Tschechien mit 2:1 nach Penaltyschießen für sich. Auston Matthews zeigte sich nicht nur für den Ausgleich in der regulären Spielzeit verantwortlich, sondern verwandelte auch den entscheidenden Penaltyschuss für die Amerikaner.

Im Halbfinale trifft Gastgeber Russland nun auf Finnland. Kanada bekommt es mit den Vereinigten Staaten zu tun.

cru