Marokkos Trainer Hervé Renard wechselte im Vergleich zum jüngsten 1:0 gegen Südafrika - dem dritten 1:0 im dritten Gruppenspiel - auf zwei Positionen: Stammkeeper Bono hütete wieder anstelle von Munir das Tor, rechts hinten durfte Dirar für den Ajax-Profi Mazraoui (Bank) ran.
Benins Coach Michel Dussuyer setzte nach dem 0:0 gegen Kamerun auf vier Veränderungen an seiner Anfangsformation: Adilehou, Imorou, Poté (ehemals Dynamo Dresden) und Soukou (Arminia Bielefeld) durften für Kiki, Barazé, Djigla und Mounié starten.
Benins Bollwerk - Hakimis Tor zählt nicht
Für Außenseiter Benin stellte schon der erstmalige Einzug in die K.-o.-Phase des Turniers einen Erfolg dar, freies Geleit sollte Marokko um den BVB-Akteur Hakimi und den Ex-Schalker Belhanda jedoch nicht erwarten. Benin baute ein stabiles Bollwerk auf und ließ nur wenig zu - die erste Chance Marokkos entsprang also nicht zufällig einem Zufallsprodukt: Amrabat ließ einen strammen Pass unfreiwillig für En-Nesyri prallen, dessen abgefälschter Schuss Allagbé zur ersten Rettungstat zwang (6.). In der Folge hatte Marokko viel Ballbesitz und wenig zündende Ideen.
Angesichts der sich abzeichnenden Kreativitätsflaute kündigte Ajax-Profi Ziyech an, dass Distanzschüsse zum Mittel der Wahl werden könnten: Nachdem sein erster Versuch aus der Halbdistanz noch weit am Ziel vorbeigetrudelt war (12.), brachte er Allagbé mit einem zweiten Fernschuss schon mehr in Bedrängnis (29.). Einen Freistoß aus dem rechten Halbfeld zirkelte der Standardexperte mit links dann aber weit am Winkel vorbei (36.). Marokko durfte trotz des über weite Strecken uninspirierten Auftritts plötzlich die vermeintliche Pausenführung bejubeln - aber nur kurz. Nachdem Zyiech auf En-Nesyri durchgesteckt hatte und dessen abgefälschter Schuss im Strafraumzentrum gelandet war, musste der lauernde Hakimi nur noch einschieben. Der Referee hatte aber eine vermeintliche Abseitsposition En-Nesyris erkannt - eine strittige Szene (38.).
Das Achtelfinale im Überblick
Soukou legt Ring ab und zur Führung auf
Nachdem Benin bei dieser Zentimeterentscheidung im Glück gewesen war, hatte Soukou zunächst das Pech, dass der Referee einen Ring an seinem Finger erspähte - der verbotene Schmuck musste runter, der Ex-Rostocker und Neu-Bielefelder sah zudem Gelb (51.). Nachdem er den Ring abgelegt hatte, legte Soukou kurioserweise gleich mit seiner nächsten Aktion zur Führung des Außenseiters auf: Der 26-Jährige fand mit einer Ecke von rechts genau den Fuß von Verteidiger Adilehou, der das Leder per Direktabnahme wuchtig in die Maschen beförderte (53.). Der Favorit war geschockt, bekam durch die Einwechslung von Boufal (59.) aber neuen Wind in die Segel. Erst setzte der Joker Ziyech gut in Szene (60.), dann setzte er einen Aufsetzer-Kopfball knapp rechts vorbei (61.).
Außer zwei verpufften Freistoßchancen kam von Marokko in der Folge wenig, bis der Underdog mit einem großen Geschenk aufwartete: Adeoti vertändelte den Ball auf der linken Defensivposition auf frappierende Art und Weise, Balleroberer Boussoufa steckte zu En-Nesyri - der Ausgleich aus zwölf Metern war fast Formsache (75.). Marokko hatte in buchstäblich letzter Sekunde sogar noch die Großchance aufs Weiterkommen, als Hakimi einen berechtigten Foulelfmeter herausholte (90.+3). Zyiech übernahm die Verantwortung, hatte das Viertelfinale auf dem Fuß - und setzte das Leder wuchtig an den rechten Pfosten (90.+6).
Seibou krönt sich zum Elfmeterkönig
In der Verlängerung verlor Benin zwar Adenon durch eine Ampelkarte (97.), konnte sich aber auch in Unterzahl ins Elfmeterschießen retten. In der Lotterie vom Punkt versagten Joker Boufal und Torschütze En-Nesyri aufseiten Marokkos die Nerven - und Seibou machte mit dem entscheidenden Elfmeter den erstmaligen Einzug Benins ins Afrika-Cup-Viertelfinale perfekt.